13 Israelis sowie vier Thailänder trafen am Sonntag in Israel ein. Laut Bundesaussenministerin Annalena Baerbock sind vier deutsche Doppelstaatler unter den Freigelassenen. Auch am Sonntag sollen weitere Geiseln freigelassen werden. Nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurde eine Liste mit Namen übermittelt, die nun überprüft wird. Überschattet wurde die Freilassung von neuer Gewalt im Nahost-Konflikt. Israelische Streitkräfte haben palästinensischen Angaben zufolge am Samstagabend und Sonntag sieben Palästinenser im Westjordanland getötet. Fünf Tote habe es allein in der Stadt Dschenin gegeben.

Das israelische Militär teilte mit, die Geiseln würden medizinisch untersucht und die betroffenen Familien in den Krankenhäusern zusammengeführt. Zuvor waren sie aus dem Gazastreifen zunächst über die Grenze nach Ägypten gebracht worden. Bei den israelischen Geiseln handelt es sich um sieben Minderjährige und sechs Frauen. Nach Angaben israelischer Strafvollzugsbehörden wurde im Gegenzug die Freilassung von 39 palästinensischen Gefangenen vorbereitet. Hierbei handelt es sich der palästinensische Nachrichtenagentur WAFA zufolge um 33 Kinder und sechs Frauen aus zwei Gefängnissen. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira veröffentlichte unterdessen Bilder aus der Stadt Beitunia im Westjordanland, die zeigen sollen, wie ein Bus mit freigelassenen palästinensischen Gefangenen an einer feiernden Menschenmenge vorbei fährt.

«Erleichterung und Bangen liegen auch heute so nah beieinander», teilte Grünen-Politikerin Baerbock mit. Sie denke an die Freigelassenen und weiteren Geiseln. «Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dass auch sie bald in Freiheit sind.» Unterdessen reisten am Sonntag bis inklusive Montag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nach Israel. Geplant sind unter anderem ein Gespräch mit Israels Präsident Jitzchak Herzog als auch eine Begegnung mit Angehörigen der entführten Geiseln.

Thailands Regierungschef Srettha Thavisin teilte via Kurznachrichtendienst X mit, allen freigelassenen Thailändern gehe es den Umständen entsprechend gut. Sie wollten duschen und mit ihren Verwandten telefonieren. Dem thailändischen Aussenministerium zufolge befinden sich aber noch immer 18 ihrer Landsleute in Gefangenschaft. Laut Hamas kam die Freilassung durch Vermittlung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zustande.

Tote im Westjordanland

In der Stadt Dschenin im Westjordanland wollte das israelische Militär nach eigenen Angaben einen Palästinenser verhaften, der verdächtigt wird, an einem Angriff mit Todesopfern im August beteiligt gewesen zu sein. Zeugen sprachen von Kämpfen zwischen Bewaffneten und Soldaten. Dabei gab es zudem sechs Verletzte, wie die palästinensische Gesundheitsbehörde mitteilte. Laut WAFA stürmten die israelischen Streitkräfte Dschenin aus mehreren Richtungen, feuerten Kugeln ab und umzingelten staatliche Krankenhäuser und den Sitz des Roten Halbmonds.

Einen weiteren Toten meldeten palästinensische Vertreter in der Nähe der Stadt Nablus, ein siebtes Todesopfer habe es ausserhalb der Stadt Al-Bire in der Nähe einer jüdischen Siedlung gegeben. Zu beiden gab es keine Stellungnahme Israels. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds haben israelische Streitkräfte zudem einen Bauern im Flüchtlingslager Maghasi im Zentrum des Gazastreifens erschossen und einen weiteren verletzt.

Geiselfreilassung im Verzögerung

Nur wenige Stunden vor der geplanten Freilassung der Geiseln hatte die Hamas die Übergabe in letzter Minute überraschend gestoppt. Der bewaffnete Flügel der Hamas begründete sein Vorgehen damit, dass Israel gegen einen Teil des Abkommens zur Feuerpause verstossen haben soll. Die Al-Kassam-Brigaden warfen Israel vor, nicht genügend Hilfslieferungen auch in den nördlichen Teil des Gazastreifen ermöglicht zu haben. Israel teilte mit, sich an das Abkommen gehalten zu haben. Das zwischen den Kriegsparteien als Vermittler fungierende Emirat Katar konnte den Streit jedoch noch rechtzeitig schlichten.

Am Freitag, dem ersten Tag der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas, waren insgesamt 24 Menschen freigelassen worden. Im Gegenzug wurden 39 palästinensische Frauen und Teenager aus israelischen Gefängnissen entlassen, wie Katar mitteilte. Die Hamas hatte bei ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Damals hatten Hamas-Kämpfer im Süden Israels zudem 1200 Menschen getötet. Daraufhin startete Israel einen grossangelegten Militäreinsatz mit dem Ziel, die Miliz zu zerstören. Israel griff den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen aus der Luft, vom Meer und am Boden an. Nach palästinensischen Angaben wurden bislang gut 14.000 Bewohner des dicht besiedelten, schmalen Küstengebiets getötet, rund 40 Prozent davon Kinder.

(Reuters)