Die Teuerung fiel im März unerwartet auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Im Jahresabstand stiegen die Verbraucherpreise lediglich noch um 1,0 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Das ist der tiefste Wert seit September 2021. Ökonomen dagegen hatten mit einem Anstieg auf 1,3 Prozent gerechnet von 1,2 Prozent im Februar.

Der Franken schwächte sich nach der Veröffentlichung der Inflationszahlen ab. Die Hauptexportwährung Euro war mit 0,9847 Franken zeitweise so teuer wie letztmals im Juni 2023. Der Dollar kostete in der Spitze 0,9074 Franken.  «Weitere Zinssenkungen der SNB im Juni und September sind so gut wie sicher», meint daher Safra-Sarasin-Ökonom Karsten Junius. 

Trotz steigender Mieten und höherer Energiepreise liegt die Teuerung seit zehn Monaten wieder in der Bandbreite von null bis zwei Prozent, den die Schweizerischen Nationalbank (SNB) mit Preisstabilität gleichsetzt. Die Notenbank hatte im März den Leitzins unerwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent gesenkt und damit die Zinswende eingeläutet. Dass die Teuerung wieder im Griff sei, schrieb SNB-Präsident Thomas Jordan auch der straffen Geldpolitik zu.

Ein weiterer Monat mit niedriger Inflation dürfte die Zentralbank darin bestärken, mit der Zinssenkung im vergangenen Monat die richtige Entscheidung getroffen zu haben, sagte UBS-Ökonom Maxime Botteron. Doch eine weitere Zinssenkung ist für ihn noch keine ausgemachte Sache. 

«Die SNB wird sich mehr mit der Inflationssituation im Mai befassen, bevor sie über die Zinssätze im Juni entscheidet.» Auch die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) dürften berücksichtigt werden. In der Euro-Zone rückt angesichts der zuletzt gesunkenen Teuerung eine erste Zinssenkung immer mehr in Reichweite. Fed-Chef Jerome Powell äusserte sich zuletzt zurückhaltend mit Blick auf die Zinswende in der grössten Volkswirtschaft der Welt.

In der Schweiz rechnet eine Mehrheit von Ökonomen diese Jahr mit zwei weiteren Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Das dreiköpfige SNB-Direktorium um den im Hebst scheidenden Notenbankchef Jordan entscheidet in der Regel viermal jährlich gegen Ende des Quartals über die Zinsen: Die nächste sogenannte geldpolitische Lagebeurteilung ist für 20. Juni anberaumt.

(Reuters/AWP)