Am Ende war es ein Entscheid für die Kompetenz. Wie schon die Credit Suisse setzt auch die UBS bei ihrem neuen Präsidenten vor allem auf Bankerfahrung. Mit Colm Kelleher übenimmt im April ein Veteran die Führung, der in seinen mehr als 30 Jahren beim Wall-Street-Haus Morgan Stanley zahlreiche Führungsjobs innehatte.
Anders als der neue CS-Vormann António Horta-Osório schaffte es der Ire jedoch nie auf den CEO-Posten. Die Priorität des Fachwissens wird auch von der Finma eingefordert: Das CS-Doppel-Debakel in diesem Jahr wird dort auch an fehlendem Bank-Know-how im Verwaltungsrat festgemacht.
Der Schweizer Pass ist da eher zweitrangig, zumal der heimische Markt keine Top-Leute mit internationaler Erfahrung mehr hergibt. Die Lösung mit dem ehemaligen Schweiz-Chef Lukas Gähwiler als Kellehers Vize ist da ein geschickter Zug des scheidenden Präsidenten Axel Weber.
Formal hatte er die Suche zwar dem Vizepräsidenten Jeremy Anderson übertragen. Doch schon früh in dem Prozess liess er sich von Gähwiler die Bereitschaft zusichern, als Vizepräsident auf Gruppenebene die Schweiz-Flanke abzudecken. Seinen eher spannungsarmen Posten als VR-Präsident Schweiz gibt Gähwiler dafür gern auf. So bekam Anderson Beinfreiheit für die Suche nach einem internationalen Bankprofi.
Kelleher war in der Bank bekannt: David Sidwell, Andersons Vorgänger als Vizepräsident, hatte ihn einst bei Morgan Stanley zu seinem Nachfolger als Finanzchef auserkoren, und Weber kannte ihn auch über den Bankenverband IIF, den er präsidiert. Dass die UBS keine Alterslimite mehr kennt, lässt Kelleher, mit 64 Jahren genauso alt wie Weber, von einer maximalen Amtszeit von zehn Jahren frohlocken, versüsst mit einem üppigen Salär von sechs Millionen Franken. Weber hat den Verwaltungsrat bereits verjüngt: Nur Swiss-Präsident Reto Francioni muss innerhalb der nächsten zwei Jahre gehen.
Anderson gibt zwar den Titel des Vizepräsidenten ab, obwohl das Reglement durchaus zwei Vizes zulässt, bleibt aber als "Senior Independent Director" mindestens genauso mächtig wie Gähwiler – er beruft zwei Mal im Jahr Sitzungen ohne den Präsidenten ein. Und dass der Brite den Iren portiert hat, steigert seinen Einfluss intern.
Und noch ein UBS-Mann ist durch die Wahl Kellehers gestärkt: CEO Ralph Hamers. Denn die Kür eines externen VR-Präsidenten im nächsten Frühling ist ein klares Signal, dass die Bank eine Ablösung ihres Chefs wegen des Rechtsverfahrens in seiner holländischen Heimat als sehr unwahrscheinlich taxiert.
Dieser Artikel erschien zuerst in der "Bilanz" unter dem Titel: "UBS: Wer von Colm Kellehers Wahl zum Präsidenten profitiert"