Von Renditen um zehn Prozent können Anleger und Investoren oft nur träumen. Geht es um Briefmarken oder Münzen, sind solche Gewinne aber durchaus realistisch. So lässt sich gerade auch mit Schweizer Geldstücken ordentlich Geld verdienen. Kostete ein goldenes 20-Franken-Stück von 1887 - eine Helvetia - vor zehn Jahren noch rund 100‘000 Franken, wird es heute für mehr als 200'000 Franken gehandelt.

Hohe Preise dürften auch an den Versteigerungen des Wiler Auktionshauses Rapp zu erwarten sein, die von Montag bis am Freitag stattfinden. Geschäftsleiterin Marianne Rapp rechnet beispielsweise für die Briefmarke "Bayern Sarre 20 Mark" mit einem Zuschlag von bis zu 40‘000 Franken.

Ein weiterer Rapp-Star ist der "Gscheidle-Brief". Die Olympia-Marke von 1980 der Deutschen Post wurde kurz nach dem Druck eingestampft. Dies, weil die BRD beschlossen hatte, die Sommerspiele in Moskau zu boykottieren. Über den damaligen Postminister Kurt Gscheidle kamen wenige Exemplare der Marke trotzdem in Umlauf und erzielen heute Preise über 30‘000 Franken.

Die Finanzkrise als Auslöser des Booms

Generell sind Münzen und auch Briefmarken in den letzten Jahren als Anlagevehikel vermehrt salonfähig geworden. Der Stanley Gibbons Index für britische Briefmarken stieg in den letzten 15 Jahren um durchschnittlich zehn Prozent, seit 2007 noch markanter.

Den Boom bei wertvollen Sammelobjekten begründet Marianne Rapp denn auch mit dem Ausbruch der Finanzkrise. Längst sind es nicht mehr nur Liebhaber und Nostalgiker, die sich für Münzen oder Briefmarken interessieren. "Allerdings ist bei den meisten Investoren eine Affinität für die Materie vorhanden", so Rapp. Sie rät davon ab, die Sammelobjekte als reines Investitionsvehikel zu betrachten - und sie ist skeptisch gegenüber Luxusgüter-Fonds: "Die Leute sind zu weit weg von der Materie."

Derselben Meinung ist auch Münzen-Experte Ulf Künker vom Auktionshaus Fritz Rudolf Künker: "Sachverstand und Interesse sind notwendig. Die Sammler müssen wissen, was sie tun." Künker erkennt für die Preisentwicklung der Münzen ähnliche Gründe, wie für die Briefmarken. Auf der Suche nach alternativen, greifbaren Werten würden sie seit gut fünf Jahren immer beliebter. Das zeigt sich besonders deutlich bei antiken römischen Goldmünzen, die Künker "als grössten gemeinsamen Nenner westlicher Kulturen" bezeichnet.

Bei der Auktion Numismatica Ars Classica in Zürich vom 16. Mai wechselte eine goldene Augustus-Münze, die vor elf Jahren noch 12‘000 Franken gekostet hatte, für 135‘000 Franken den Besitzer.

Chinesische Münzen als Geheimtipp

Bei chinesischen Münzen wiederholt sich zurzeit eine Entwicklung, die bereits in Indien und Russland vonstatten ging. Sobald der Mittelstand das Sammeln entdeckt, explodieren die Werte, weil das Angebot relativ klein ist. Marianne Rapp bestätigt diesen Trend: "Noch vor wenigen Jahren fragten wir uns, ob wir chinesische Münzen überhaupt in die Auktion aufnehmen wollen. Heute sind diese Objekte ein Geheimtipp."

Alte Marken und Münzen bedeuten aber nicht automatisch hohe Gewinne. Viele Schweizer hatten ab den 1960er Jahren Briefmarken-Abos, die heute wertlos sind, weil die Auflagen schlicht zu gross waren. Im Gegensatz zu den Briefmarken haben die Münzen diesbezüglich einen grossen Vorteil. Sie haben einen realen Metallwert.

Der Rat von Rapp an interessierte Anleger lautet deshalb: "Sachverstand oder ein guter Berater sind notwendig. Dann kann viel Geld verdient werden."