Jeder fünfte Schüler will lieber direkt arbeiten, statt eine formale Berufsausbildung zu beginnen, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Dies treffe besonders häufig auf junge Menschen mit niedrigem Schulbildungsniveau zu. Für mehr als ein Viertel der 14- bis 25-Jährigen sei der Wunsch, direkt Geld zu verdienen, ein wichtiger Grund gegen eine Ausbildung. Bei der Erhebung wurden 1755 Personen aus dieser Altersgruppe befragt.
Die Stiftung warnt vor gravierenden Folgen für die Betroffenen und den Arbeitsmarkt. «Sich beruflich zu qualifizieren, muss für junge Menschen attraktiver sein, als ungelernt zu arbeiten», sagte Helen Renk, Expertin der Bertelsmann Stiftung. «Ohne reguläre Ausbildung steigt das Risiko, arbeitslos zu werden oder im Niedriglohnsektor zu verharren.» Angesichts des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels könne sich Deutschland dies nicht erlauben. Laut Berufsbildungsbericht 2023 besassen 19 Prozent oder 2,86 Millionen der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Dem Institut der deutschen Wirtschaft zufolge fehlten im Vorjahr mehr als 570'000 Fachkräfte.
Dabei ist die Ausbildung der Studie zufolge mit 43 Prozent weiter der beliebteste Bildungsweg nach der Schule vor einem Studium mit 40 Prozent. Junge Menschen mit niedriger Schulbildung schätzten ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz jedoch deutlich pessimistischer ein. Mehr als ein Drittel von ihnen glaube nicht daran oder sei sich nicht sicher, einen Platz zu bekommen. «Ausgerechnet diejenigen jungen Menschen, für die eine Ausbildung die naheliegendste Wahl nach der Schule ist, zweifeln am häufigsten an ihren Chancen», sagte Stiftungsfachmann Clemens Wieland. Dies sei einer der Gründe, warum viele zunächst lieber in Aushilfsjobs arbeiten wollten. Deshalb sei es wichtig, gerade junge Menschen mit niedriger Schulbildung am Übergang von Schule in den Beruf zu unterstützen und ihnen konkrete Ausbildungsperspektiven aufzuzeigen.
(Reuters)