Die meisten Strategen gehen davon aus, dass Wechselkursbewegungen in den kommenden Monaten von der Geldpolitik bestimmt werden. Umstritten bleibt aber, wie genau sich das auf die Marktperformance auswirken wird. Bloomberg-Umfragen ergaben, dass die Mehrheit der Analysten bis Ende des kommenden Jahres einen stärkeren Euro erwartet, doch bei den Aussichten für den Yen gehen die Meinungen recht gleichmässig auseinander.

Nachfolgend eine Auswahl an Ansichten von Strategen, in denen dargelegt wird, warum sie die Aussichten für verschiedenen Währungen aus Industrieländern optimistisch betrachten - oder eben nicht.

Yen

Derzeit rund 113,19 Yen je Dollar; Median-Prognose für Ende 2018 von 112

Die Bank of Japan "ist wahrscheinlich die nächste, die eine Art Regimewechsel signalisiert", sagte Mark McCormick, Nordamerika-Chef für FX-Strategie der Toronto Dominion Bank. Bei Dollar-Yen werde es wahrscheinlich einen Umschwung geben, "bei dem 115 der Höchststand ist und wir im nächsten Jahr zurück in Richtung 100 gehen werden". Juan Prada, Devisenstratege bei Barclays, erwartet ebenfalls, dass der Yen inmitten "höherer Aktivität und allmählich, langsam steigender Kerninflation" erstarken wird, was die Bank von Japan dazu bringen könnte, ihren geldpolitischen Kurs in der zweiten Hälfte des Jahres 2018 zu ändern.

Er prognostiziert für Yen-Dollar ein Verhältnis von 105 bis Ende nächsten Jahres. Andere meinen, das geht nicht so schnell. "Wenn man den Verlauf des Jahres 2018 betrachtet, scheint die Bank von Japan diesem globalen Straffungszyklen hinterherzuhinken", sagte Vassili Serebriakov von Crédit Agricole. Nick Bennenbroek von Wells Fargo stimmt zu, dass die Bank of Japan nicht dem Beispiel anderer Zentralbanken folgen und eine wesentliche Änderung ihrer Politik vornehmen wird. Das würde kaum Impulse für einen stärkeren Yen bedeuten.

Euro

Derzeit bei rund 1,1863 Dollar; Median-Prognose für Ende 2018 von 1,21

"Wir neigen zu der Annahme eines Gesamtbildes, in dem sich Europa am besten schlägt, gefolgt von Nordamerika, gefolgt von Asien", sagte Serebriakov von Crédit Agricole, der den Euro bis Ende 2018 auf 1,23 Dollar steigen sieht. "Die Europäische Zentralbank (EZB) fährte ihre Lockerungspolitik zurück. Wir erwarten in Europa angesichts eines starken Wachstums weiterhin starke Zuflüsse in Aktien. Die europäische Renditekurve dürfte etwas steiler werden, was dem Euro wahrscheinlich helfen wird." Er geht davon aus, dass die Anleger über das Tempo der Straffung im Euroraum nachzudenken beginnen, wenn die zweite Jahreshälfte 2018 naht.

"Der Euro ist immer noch eine recht prozyklische Währung", sagte Bipan Rai, Devisen- und Makrostratege bei der Canadian Imperial Bank of Commerce. Seiner Meinung nach liegt der europäische Zyklus noch immer hinter der durchschnittlichen Dauer früherer Zyklen, während der US-Zyklus reifer ist. Er erwartet, dass Euro/Dollar 2018 bei etwa 1,25 beenden wird. "Unsere Erwartung ist, dass die EZB womöglich zur Jahresmitte hin auf eine Änderung ihrer Guidance hinarbeiten wird, und wir gehen davon aus, dass zum Ende des laufenden Programms im September eine Drosselung angekündigt wird , die im Januar 2019 abgeschlossen werden könnte. All das würde die Währung stützen."

Skandinavische Währungen

Schwedische Krone derzeit 9,8997 je Euro; Median-Prognose für Ende 2018 von 9,30

Norwegische Krone derzeit 9,8524 je Euro; Median-Prognose für Ende 2018 von 9,20

Die "besten Performer könnten die europäischen Satellitenstaaten sein, die schwedische Krone und die norwegische Krone", sagte Prada von Barclays und verwies auf die starke Wirtschaftsaktivität in Europa, seine Erwartung eines stärkere Euro und die weiter vorangeschrittene zyklische Position der skandinavischen Länder. Er rechnet bis Ende 2018 mit Euro-Schwedenkrone bei 9,30 und Euro-Norwegische Krone bei 9,20.

Nach Einschätzung von Daragh Maher, US-Chef für Devisenstrategie bei HSBC, passt Schwedens aktuelle geldpolitische Mischung aus Negativzinsen und hoher Bilanzsumme "nicht wirklich zu einer Wirtschaft, die nächstes Jahr um zwei Prozent wachsen wird". Ebenso habe Norwegen eine Geldpolitik, die "noch immer auf eine sehr schwache Wirtschaft ausgerichtet ist, obwohl die Wirtschaft nicht besonders schwach ist". Er geht für Ende 2018 von einem EUR/SEK-Kurs von 9,20 aus und von EUR/NOK bei 9,10.

Kanadischer Dollar

Derzeit 1,2691 je Dollar; Median-Prognose für Ende 2018 von 1,23

Die Bank of Canada "wird wahrscheinlich eine der aktiveren Zentralbanken sein", sagte Bennenbroek von Wells Fargo. "Die Wirtschaft läuft ganz gut. Vielleicht bewegt sich die Verbraucherpreisinflation in Kanada sehr allmählich nach oben. Was auch sehr hilfreich war, ist der Anstieg der Ölpreise an 60 Dollar je Barrel." Er prognostiziert den Kurs US-Dollar zu Kanada-Dollar in 12 Monaten bei 1,18.

Starke Wachstumsaussichten und eine Belebung der Inflation dürften dem "Loonie", wie die kanadische Währung auch heist, 2018 Auftrieb geben, erklärte Alvise Marino, Devisenstratege bei der Credit Suisse. Hinzu kommen die Aussichten auf einen Fortbestand des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA, ein Nettozuwachs an internationalen Investitionen und eine Belebung der Zuwanderung, die die Gesamtnachfrage stützt und die Wahrscheinlichkeit einer starken Korrektur am Immobilienmarkt begrenzt.

Vor diesem Hintergrund sollte US-Dollar/Kanada-Dollar bis Ende 2018 bei 1,20 gehandelt werden, sagte er. Thierry Wizman von Macquarie Bank ist sich da nicht so sicher. Er warnte davor, dass die Fundamentaldaten für den kanadischen Dollar möglicherweise nicht so stützend ausfallen werden. "Wir sehen nur wenige strukturelle Wachstumstreiber in Kanada, abgesehen vielleicht von einem anhaltend hohen Ölpreis, aber davon sollte man sich nicht abhängig machen", so Wizman.

Australischer und Neuseeländischer Dollar

Austral-Dollar "Aussie" zu US-Dollar derzeit 0,7727 Dollar; Median-Prognose für Ende 2018 von 0,80

Neuselland-Dollar "Kiwi" zu US-Dollar derzeit 0,7038 Dollar; Median-Prognose für Ende 2018 von 0,72

Ein Notfallkurs in der Geldpolitik ist in Australien und Neuseeland nicht mehr nötig. Zudem gab es eine Erholung an den Arbeitsmärkten und bei den Rohstoffpreisen, so dass die Zentralbanken beider Länder "einen Schwenk in Richtung Ausstieg" vornehmen werden, sagte Maher von HSBC. "Für eine Normalisierungsstory ist der makroökonomische Hintergrund ziemlich eindeutig."

Er prognostiziert, dass der australische zum amerikanischen Dollar Ende 2018 0,84 erreichen wird und sieht NZD zu USD bei 0,75."Wir denken, dass die Reserve Bank of Australia nächstes Jahr straffen wird, aber das ist wahrscheinlich eine Sache in der zweite Jahreshälfte", sagte Rai von CIBC. Der Australische Dollar wird wahrscheinlich "langsam ansteigen", bevor er Ende 2018 die CIBC-Prognose von 0,85 Dollar erreicht. CIBC ist auch optimistisch für den Neuseeland-Dollar und hält die Marktpositionierung bei der Währung für übermässig pessimistisch. Die Bank empfiehlt, den Aussie gegenüber dem Kiwi zu shorten.

(Bloomberg)