Wenn sich in der Eurozone Probleme manifestieren oder anbahnen, dann war dies in der Vergangenheit meist ein Signal dafür, dass der Schweizer Franken von Investoren vermehrt gesucht wird. Diese alte Regel hat sich über die letzten Wochen und Monate einmal mehr bewahrheitet. Inzwischen ist das Währungspaar Euro-Franken wieder nahe bei 1.12. Noch im April 2018 waren Notierungen kurz über 1.20 zu verzeichnen gewesen.

Kursentwicklung Euro-Franken in den letzten 12 Monaten, Quelle: cash.ch

Verschiedene Auslöser waren ausschlaggebend für die Rückkehr der Frankenstärke: Im Mai 2018 fiel der Euro von 1.20 auf 1.15 Franken, da sich die Regierungsbildung in Italien als problematisch erwies und letzten Endes die (unberechenbaren) Populisten die Macht ergreifen konnten. In einer nächsten Welle kam im August 2018 der Fall von 1.15 auf 1.12. Haupttreiber war hier die Krise der türkischen Lira verbunden mit einer Ansteckungsgefahr für Europäische Banken.

Nach einem verhältnismässig ruhigen September, der das Wechselpaar wieder beinahe auf 1.15 ansteigen liess, setzten ab Oktober wieder Turbulenzen ein, die schleichend den Euro auf den aktuellen Stand von 1.12 sinken liessen.

Politische Ereignisse in Europa drücken auf die Stimmung und machen den Franken wieder attraktiver: Etwa das Ringen um den für den 29. März vorgesehenen Brexit mit noch immer ungewissem Ausgang, Italiens streitfreudige Regierung, die "gilet jaunes"-Bewegung in Frankreich, die Präsident Macrons Wirtschaftsreformen in Frage stellt und Angela Merkels eingeläuteter Abgang als Regierungschefin Deutschlands.

Kein schwächerer Franken in Sicht

Diese politischen Probleme werden in den nächsten Wochen nicht vom Tisch sein. Hinzu kommt ein immer stärkerer Gegenwind für die Konjunktur: "Das globale Wachstum hat den Höhepunkt überschritten, vor allem in den USA und China", schreibt Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff in einer Prognose für das Jahr 2019. Aber auch in Europa habe das Wachstum ein gemächlicheres Tempo eingeschlagen. 

Kaum ein Devisenexperte rechnet wegen dieser eher düsteren Aussichten mit einer deutlichen Frankenabwertung in diesem Jahr. Das britische Finanzinstitut Barclays etwa sieht für den Euro-Franken 2019 vor allem nach unten gerichtete Risiken, die Kursprognose für Ende 2019 liegt bei 1.13. Das wäre immerhin eine Seitwärtsbewegung zum gegenwärtigen Stand. Raiffeisen sieht den Euro in 12 Monaten gar bei 1.09 Franken.

Ob sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) dann immer noch so passiv verhält wie heute? Der Spielraum für Deviseninterventionen ist für die SNB aufgrund ihrer hohen Bilanzsumme begrenzt, schreibt Barclays. Trotzdem wird die SNB wohl auch künftig eine zu starke Frankenaufwertung nicht tolerieren. Welchen Kurs sie jedoch zulassen wird, ist umstritten: Verschiedene Ökonomen sind der Meinung, dass ein Euro-Franken von unter 1.10 die SNB wieder zum Handeln - sprich: zu Devisenkäufen - zwingen würde. Andere Marktteilnehmer glauben an ein Eingreifen erst bei einem Wechselkurs ab 1.08.

Etwas Entlastung für die Schweizer Währung könnte es allenfalls im Herbst 2019 geben, wenn sich die Europäische Zentralbank tatsächlich für einen Anstieg ihrer Leitzinsen entschliessen sollte. Das würde - vorausgesetzt, die SNB zieht nicht gleich nach - die Zinsdifferenz vom Euroraum zur Schweiz erhöhen und dem Franken als Anlagewährung Attraktivität rauben. Eher unwahrscheinlich hingegen ist eine Zinserhöhung durch die SNB, bevor die Europäische Zentralbank (EZB) eine Anhebung beschliesst. 

Franken-Entwicklung gegenüber den wichtigsten Währungen

Währungenaktueller Kurs*Veränderung in den letzten 12 Monaten
Euro/Franken1.1228-4,3%
Dollar/Franken0.9801-0,4%
Pfund/Franken1.2526-5,9%
Yen/Franken0.9005+3,1%

Quelle: cash.ch, *Stand: 08.01.19 (13 Uhr)