Die Privatbank Julius Bär hat im ersten Semester 2019 im Vergleich zum Vorjahr tiefere Resultate erzielt. Unter dem Strich resultierte ein Konzerngewinn von 343 Millionen Franken, was 23 Prozent unter dem Vorjahresresultat lag.

Gleichzeitig stiegen die Betriebskosten um 3 Prozent. Und das Neugeldwachstum betrug 3,2 Prozent - womit die Bank unter dem eigenen Zielbereich von 4 bis 6 Prozent liegt. Und die verwalteten Vermögen stiegen zwar um rund 8 Prozent, jedoch war dies auf die deutliche Erholung der Aktienmärkte zurückzuführen.

Alles in allem also keine Zahlen, die bei Aktionären für spontane Jubelsprünge sorgen sollten. Dennoch aber bleibt an der Börse eine negative Reaktion aus: Die Julius-Bär-Aktie legt im Tagesverlauf sogar um bis zu drei Prozent zu. Aktuell sind es plus 2 Prozent auf 43,70 Franken (Stand 10.30 Uhr).

Steigerung der Bruttomarge

Wie ist diese positive Reaktion zu erklären? "Insbesondere die kontinuierliche Steigerung der Bruttomarge seit Jahreswechsel stimmt für das zweite Halbjahr 2019 zuversichtlich, das zudem von den avisierten Kostensenkungen profitieren sollte", schreibt ZKB-Analyst Michael Kunz als Reaktion auf die Zahlen.

Die Bruttomarge belief sich auf 83,2 Basispunkte, nachdem diese Ende April 2019 noch bei 82 Basispunkten lag. Gemäss Kunz traute der Konsens der Bank aber nur einen Wert von 81,9 Basispunkten zu. Hier wurden also die Analystenerwartungen übertroffen. Auch beim Konzerngewinn konnte Julius Bär die tiefen Erwartungen des Marktes überbieten.

Und wie die UBS schreibt, übertrifft der bereinigte Halbjahresgewinn die Markterwartungen konkret um 8 Prozent und seine eigenen Schätzungen gar um 13 Prozent. Der zuständige Analyst führt dies auf höher als erwartet ausgefallene Kommissionserträge zurück.

Kostensenkungsprogramm auf Kurs

Auf Kurs sieht sich Julius Bär zudem mit dem Anfang 2019 eingeleiteten Kostensenkungsprogramm im Umfang von 100 Millionen Franken. Die resultierenden Einsparungen dürften sich zum Teil bereits in den Finanzergebnissen für das zweite Halbjahr 2019 niederschlagen und 2020 dann ihre volle Wirkung entfalten, versprach CEO Bernhard Hodler in einer Medienmitteilung.

Für die ZKB ist das klare Überbieten des Konsensus ein Kaufgrund, da dies dem Aktienkurs für die nächsten Wochen zusätzlichen Schwung verleihen werde: Die Aktie wird neu von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" eingestuft.

Etwas skeptischer zeigt sich Andreas Venditti von der Bank Vontobel, der Julius Bär mit einem Kursziel von 38 Franken (12 Prozent unter dem aktuellen Kurs) auf "Hold" einstuft. Er streicht die Enttäuschung bei den verwalteten Vermögen sowie die geringere Anzahl an Kundenberatern heraus. Andere Marktbeobachter stossen sich zudem an der Entwicklung der Kernkapitalquote (CET1) per Ende Juni. 

(Mit Material von AWP)