Die Sanktionen störten das Handelsgeschäft in der Schweiz, Tankstellen in Finnland und die Verladung von Öl im Irak, sagten mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die USA und Grossbritannien hatten im vergangenen Monat Sanktionen gegen den zweitgrössten russischen Ölkonzern verhängt. Das US-Finanzministerium hatte eine Frist bis zum 21. November gesetzt, um alle Geschäfte mit Lukoil und dem grössten russischen Förderer Rosneft abzuwickeln.
Doch die Auswirkungen sind bereits jetzt spürbar. So hat die in Genf ansässige Handelssparte von Lukoil, Litasco, Marktkreisen zufolge Probleme. Seit der Verhängung der britischen Sanktionen sei es schwierig, Schiffe zu chartern, da sich britische Schiffsmakler weigerten, mit Litasco zusammenzuarbeiten, hiess es bei mehreren Marktteilnehmern, die anonym bleiben wollten. Zudem habe das Unternehmen infolge der Sanktionen Mitarbeiter entlassen.
In Finnland fürchten zudem rund 1000 Mitarbeiter der Tankstellenkette Teboil um ihre Arbeitsplätze. Denn finnische Banken haben dem Bankenverband Finance Finland zufolge damit begonnen, Zahlungen an die Lukoil-Tochter einzufrieren. Und im Irak strich die staatliche Firma Somo Marktkreisen zufolge die Verladung von drei Rohöl-Ladungen aus dem West-Qurna-2-Feld, an dem Lukoil einen Anteil von 75 Prozent hält. Als Grund wurden die US- und britischen Sanktionen genannt. Lukoil, Somo, Teboil und Litasco reagierten nicht auf Bitten um eine Stellungnahme.
«Niemand kann mit Ihnen Geschäfte machen»
Nach der Ankündigung der Sanktionen hatte sich Lukoil auf die Suche nach einem Käufer für sein Auslandsgeschäft gemacht. Im Oktober wurden die Russen dann bei dem in der Schweiz ansässigen Rohstoffhändler Gunvor fündig. Am Dienstag hob Gunvor-Chef Torbjorn Tornqvist in einem Interview mit der «Financial Times» die Probleme hervor, mit denen Lukoil bei der Verhandlung des Deals konfrontiert war: «Die gesamten internationalen Aktivitäten von Lukoil sind lahmgelegt. Niemand kann mit ihnen Geschäfte machen. Viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, und die Raffineriekapazitäten könnten stark beeinträchtigt werden», sagte er der Zeitung.
Eine Vertragsklausel, die es Lukoil ermöglichen würde, die Vermögenswerte bei einer eventuellen Aufhebung der Sanktionen zurückzukaufen, werde es nicht geben, sagte Tornqvist am Mittwoch am Rande der Energiekonferenz Adipec in Abu Dhabi zu Reuters. Das Unternehmen war in den 2000er-Jahren zum weltgrössten Händler für russisches Öl aufgestiegen. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine und dem Bestreben Europas, die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, profitiert Gunvor stark von dem Anstieg der Öl- und Gaspreise. Diese Gewinne haben Gunvor und seine Konkurrenten Vitol und Trafigura genutzt, um Vermögenswerte wie Raffinerien, Ölfelder, Kraftwerke und Windparks zu erwerben.
(Reuters)
