Donald Trump entliess Direktorin Lisa Cook mit Verweis auf angeblich falsche Angaben Cooks bei Hypothekenanträgen. Experten halten den Rauswurf für ein durchsichtiges Manöver, mit dem der auf aggressive Zinssenkungen dringende Präsident der Zentralbank personell seinen Stempel aufdrücken wolle. Entsprechend aufgeschreckt reagieren die Finanzmärkte auf die politische Einmischung in die mächtigste Notenbank der Welt. Ein Überblick:

Dollar

Die Weltleitwährung gerät unter Abwertungsdruck. «Wir sehen wieder, dass institutionelle Anleger den Dollar in grossem Stil verkaufen», sagt Analyst Tim Graf vom Finanzdienstleister State Street. Sie seien bereit, Euro-Positionen aufzubauen. Der Dollar-Index, der die US-Währung gegenüber einem Währungskorb abbildet, gab um 0,4 Prozent nach. Im Gegenzug zog der Euro um 0,4 Prozent auf bis zu 1,1660 Dollar an. «Donald Trump ist dabei, der Glaubwürdigkeit der Fed einen erheblichen Schaden zuzufügen», sagt der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Das spreche für einen «deutlich schwächeren US-Dollar».

Gold

Anleger greifen zu Gold. Der Preis für das Edelmetall zog um 0,6 Prozent auf bis zu 3386 Dollar je Feinunze an. Zwischenzeitlich wurde ein Zwei-Wochen-Hoch erreicht. «Investoren sehen Trumps Schritt als Versuch, sich eine gemässigte Mehrheit unter den Fed-Mitgliedern zu sichern», sagt Carlo Alberto De Casa, Analyst bei Swissquote. «Damit wird die Unabhängigkeit der Fed gefährdet und die Unsicherheit auf den Märkten erhöht, was dazu führt, dass Investoren Gold kaufen.»

Staatsanleihen

Im Londoner Handel fiel die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen - die sich typischerweise im Einklang mit den Zinserwartungen an die Fed bewegt - auf 3,69 Prozent. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Anleger im September mit einer Zinssenkung rechnen. Anders sieht es bei den US-Staatsanleihen mit längerer Laufzeit aus. Die Rendite für Papiere mit zehnjähriger Laufzeit legte auf 4,30 Prozent zu, die für 30-jährige Anleihen auf 4,94 Prozent.

Mit der Ausgabe von Staatsanleihen finanzieren die USA ihren Haushalt. Je höher die Zinsen, desto teurer die Kreditaufnahme. «Mit Fehlbeträgen bei knapp sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes ist die US-Haushaltspolitik nicht nachhaltig», warnt der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. «Eines Tages wird der Finanzmarkt die USA durch einen Einbruch des Dollars und einen kräftigen Anstieg der Renditen für Staatsanleihen am langen Ende zu einer Korrektur mit höheren Steuern zwingen.»

Aktien

Die Aktienmärkte geraten nach Trumps Vorgehen weltweit unter Druck. Das europäische Börsenbarometer EuroStoxx50 verlor in der Spitze 1,2 Prozent auf 5376 Zähler. In Tokio gab der Nikkei-Index knapp ein Prozent auf 42.425 Punkte nach. Die US-Futures signalisieren auch eine negative Eröffnung der amerikanischen Börsen. «Die sich fortsetzende Einmischung Trumps in die Personalpolitik der US-Notenbank verdrängt die am Freitag angekündigte Zinssenkung für September aus den Köpfen der Investoren», sagt der Kapitalmarktstratege des Aktienbrokers RoboMarkets, Jürgen Molnar. «Ihnen ist eine politisch unabhängige Geldpolitik wichtiger als 25 Basispunkte weniger Leitzins.»

(Reuters)