Vor dem Hintergrund stark steigender Inflation und höherer Zinsen hat sich die Finanzierung von Eigenheimen 2022 deutlich verteuert. Festhypotheken für 10 Jahre gibt es kaum noch unter 2,5 Prozent. Doch die lange Tiefzinsphase, die nun an ihr Ende gelangt ist, hatte weitreichende Auswirkungen auf den Immobilienmarkt.  

In den Jahren 1985 bis 2021 hat man in der Schweiz ein Eigenheim durchschnittlich mit 4,9 Prozent Hypothekarzins finanziert, wie das Immobilienanalysebüro Wüest Partner ermittelt hat. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahren kosteten Hypotheken in der Schweiz allerdings nur 1,9 Prozent Zins. Damit wurden Eigenheime nicht nur für eine lange Zeit besonders günstig finanziert. Die Tiefzinsphase hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Immobilienpreise. 

Auch Bevölkerungswachstum ist preistreibend

Wüest Partner hat ausgerechnet, wie sich die Preise bei einem durchschnittlichen Zins von 4 Prozent entwickelt hätten. So hoch lag das Niveau der Schweizer Hypothekarzinsen 2005. 

Bei gleichbleibendem Zins wären Einfamilienhäuser im Preis um 50,1 Prozent angestiegen, Eigentumswohnungen um 53,4 Prozent. Tatsächlich hat sich das Preisniveau aber um 77,9 Prozent für Einfamilienhäuser und um 79,8 Prozent für Wohnungen erhöht. "Das bedeutet, dass das Niedrigzinsumfeld etwa einen Drittel des Preisanstiegs zwischen 2005 und 2021 erklärt", schreiben die Autoren in der Herbstausgabe des Immo-Monitoring von Wüest Partner.

Ein weiterer Faktor, der die Preisentwicklung beeinflusst hat, ist das Wachstum der Bevölkerung in der Schweiz. Dieses hat die Immobilienpreise von Häusern zwischen 2005 und 2021 um 41 Prozent anziehen lassen. Bei Wohnungen waren es 52 Prozent. 

Genf vom Zinsanstieg am stärksten betroffen

Relativ gering hingegen war der Einfluss der Bautätigkeit auf die Preise. Gegenüber 2005 wären Einfamilienhäuser 2021 rund 2 Prozent und Wohnungen 3 Prozent günstiger gewesen, wenn doppelt so viele leere Objekte als tatsächlich freigestanden hätten. 

Vom Zinsanstieg bei den Immobilien sind die verschiedenen Regionen der Schweiz laut Wüest Partner unterschiedlich stark betroffen. Steigende Zinssätze bei Einfamilienhäusern dürften sich besonders stark in den Kantonen Genf, Obwalden und Zug auswirken. Den stärksten Einfluss bei Eigentumswohnungen zeigt sich in Genf, Neuenburg und Waadt.

(cash)