Zu den bekanntesten Anlagestrategie gehört "Buy and Hold". Bei diesem Ansatz ist ein Investor darauf bedacht, die eigenen Wertschriften und Anlageprodukte über einen möglichst langen Zeitraum zu halten. Der Nachteil: Wenn der Gesamtmarkt einbricht, dann schlittert das Depot schnell mal ins Minus. Und an den zahlreichen Aufs und Abs an den Aktienmärkten partizipiert man auch nicht - die Opportunitäten kurzfristiger Markttrends werden schlichtweg nicht wahrgenommen.

Eine Alternative dazu ist das sogenannte Swing-Trading. Das Prinzip ist ziemlich simpel: Bei dieser Art von Börsenhandel versucht der Anleger von einem Teil einer grösseren Kursbewegung zu profitieren. Swing-Trader legen den Fokus auf die Mitnahme kleinerer, dafür häufigerer Gewinne. Wichtig bei dieser Anlagestrategie ist aber auch die Begrenzung allfälliger Verluste - diese werden im Gegensatz zum "Buy and Hold"-Ansatz nicht einfach ausgesessen. Ein gewichtiger Nachteil besteht jedoch: Mehr Trades bedeutet mehr Gebühren.

Beim Swing-Trading liegt das Hauptaugenmerk auf der Identifizierung geeigneter Zeitpunkte zum Beginn eines Trades. Aber schlussendlich darf auch der rechtzeitige Ausstieg mit einem Gewinn nicht verpasst werden - das Ziel ist es, den Markt zu schlagen. Dabei gibt es, wie in der untenstehenden Grafik illustriert, zwei Arten von Swings: "Swing-Tiefs" und "Swing-Hochs". Während das "Swing-Tief" ein massgebliches Kurstief kennzeichnet, hebt ein "Swing-Hoch" ein deutliches Kurshoch hervor.

Illustration einer Kursbewegung mit "Swing-Hochs" und "Swing-Tiefs" in einem Aufwärtstend (Quelle: ig.com).

Doch es ist eindeutig klar: Es ist unmöglich, die exakten Hochs und Tiefs jeder Swing-Bewegung zu antizipieren - einzig eine Annäherung ist möglich. Das Ziel beim Swing-Trading liegt daher grundsätzlich darin, einen grossen Teil der Kursbewegung zu erfassen. Die genauen Hochs und Tiefs werden dabei oftmals verpasst und ein neuer Swing erst nach einer Weile bemerkt - es bleibt ein spekulatives Unterfangen.

Swing-Trading vs. Day-Trading

Doch was ist überhaupt der Unterschied zum bekannteren Day-Trading? Der Hauptunterschied liegt in der Dauer. Im Day-Trading werden, wie der Name schon sagt, die Positionen vor dem Ende des jeweiligen Handelstags geschlossen – man versucht von kleinen Marktbewegungen zu profitieren. Das Swing-Trading unterliegt keiner solcher Einschränkung – die Haltedauer einer Position reicht von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen oder gar Monaten.

Drei weitere Unterschiede zum Day-Trading sind ebenfalls erwähnenswert. Erstens kann das Swing-Trading nebenberuflich verfolgt werden. Day-Trading ist hingegen eine tagesausfüllende Beschäftigung. Zweitens ermöglicht ein Standard-Online-Trading-Konto das Swing-Trading. Beim Day-Trading braucht man ein professionelleres Setting. Drittens stütz sich der Swing-Trader auf Trend- und Momentum-Indikatoren. Der Day-Trader nützt hingegen kurzfristige Kauf- und Verkaufssignale.

The trend is your friend

Für einen trendbezogenen Swing-Trade braucht man zwei Dinge. Natürlich einen eindeutigen Trend - und ein Swing-Trader möchte im Idealfall in einem länger anhaltenden Aufwärtstrend mehrere Trades tätigen. Um einen Trend zu erkennen eigenen sich beispielsweise exponentiell gleitende Durchschnittswerte (EMA). Dieser Indikator betrachtet und glättet die Schlusskursdaten über einen bestimmten Zeitraum mit einer grösseren Gewichtung der aktuelleren Kursdaten. Dabei liegt der Schwerpunkt dieser Betrachtung darin, einen Trend zu ermitteln oder zu bestätigen, nicht auf der Prognose.

Ein Aufwärtstrend gilt einfach gesagt, wenn der Kurs nachhltig über dem EMA gehandelt wird. Ein Abwärtstrend zeichnet sich dadurch aus, dass der Kurs unter dem gleitenden Durchschnitt tradet. Unter den Swing-Tradern wird häufig der 50-Tage-EMA für die Identifikation langfristiger Trends verwendet. Häufig sucht der Swing-Trader auch nach einem Schnittpunkt zweier EMAs von unterschiedlicher Dauer - zum Beispiel 50-Tage-EMA und 100-Tage-EMA. Der Schnittpunkt kann auf eine Änderung in der Kursrichtung und daher auf eine Trendänderung hindeuten.

In der untenstehenden Kursgrafik der Nestlé-Aktien ist beispielsweise ein Aufwärtstrend sichtbar. Der Kursverlauf liegt stetig über dem exponentiellen gleitenden Durchschnitt der letzten 50 Tage (blaue Linie).  Ebenfalls sind drei "Swing-Hochs" (grüner Pfeil) und drei "Swing-Tiefs" (roter Pfeil) erkennbar - doch im Nachhinein ist jeder Anleger schlauer und erkennt die einfachsten Muster blindlings. Man braucht einen weiteren Indikator für einen fundierten Swing-Trade-Entscheid.

Kursperformance der Nestlé-Aktien seit Anfang Juni mit 50-Tage-EMAs (blaue Linie) und Kurshochs (grüner Pfeil) und Kurstiefs (roter Pfeil) (Quelle: cash.ch).

Momentum als Entscheidungshilfe

Das Momentum - Stärke einer Kursbewegung - bringt Abhilfe. Der am häufigsten verwendete Momentum-Indikator ist der Relative-Stärke-Index (RSI). Dieser gibt Auskunft darüber, ob das Wertpapier überkauft oder überverkauft ist und reicht von 0 bis 100. Aktien mit einem RSI von über 70 Prozent werden gemeinhin als "überkauft" betrachtet, Werte mit einem RSI unter 30 als "überverkauft". "Überkauft" oder "überverkauft" bedeutet in diesem Kontext einzig, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit zur Gegenbewegung besteht. In einem Aufwärtstrend bewegt sich der RSI meist über 50 und in einem Abwärtstrend darunter.

In einem Aufwärtstrend kann eine Bewegung aus dem überverkauften Territorium ein Signal sein, einen Trade zu platzieren. Ein überkauftes Signal hingegen zeigt an, einen Trade zu schliessen. Untenstehend ist die obige Kursgrafik der Nestlé-Aktien mit dem 14-Tage-RSI ergänzt. Dabei zeigt sich, dass nur ein deutliches RSI-Signal erscheint: Die Aktien waren Mitte Juli kurzzeitig überkauft (roter Pfeil) - zu diesem Zeitpunkt sollte ein allfällig offener Swing-Trade geschlossen werden - was die darauf folgende Kurskorrektur bestätigt.

Kursperformance der Nestlé-Aktien seit Anfang Juni mit 50-Tage-EMAs (blaue Linie), unten drangehängt der 14-Tage-RSI-Indikator (Quelle: cash.ch).

Falls in einem Aufwärtstrend keine eindeutigen Einstiegspunkte gefunden werden, darf man nicht in Panik verfallen. Spricht es doch für den Aufwärtstrend, wenn der RSI kaum unter den Wert von 50 fällt. So gehen Markttechniker auch davon aus, dass in einem Aufwärtstrend das Überverkauft-Signal deutlich über 30 zu liegen kommt und vice versa. Angewandt auf das Nestlé-Beispiel erhält man wie in der untenstehenden Grafik ersichtlich mehrere mehr oder weniger deutlich Überverkauft-Signale (grüne Pfeile) - dort , wo die gestrichelte Linie (Wert 50) deutlich durchschritten wird.

Mit diesen zwei Hilfsmitteln zur Trend- und Momentum-Bestimmung können sich Einsteiger ins Swing-Trading wagen - mit viel Geduld und Sorgfalt. Und was wie überall gilt: Es gibt weitere technische Hilfsmittel wie der MACD-Indikator oder der Stochastische Oszillator und mehr Hintergrundwissen, um beim Swing-Trading noch besser zu werden - und im Börsencasino Geld zu verdienen. Ein Element zum erfolgreichen Swing-Traden sollte aber trotzdem noch erwähnt werden - die Verlustabsicherung.

var eventMethod = window.addEventListener ? "addEventListener" : "attachEvent"; var eventer = window[eventMethod]; var messageEvent = eventMethod === "attachEvent" ? "onmessage" : "message"; eventer(messageEvent, function (e) { if (e.origin !== 'https://www.cash.ch') return; if (e.data.frame) { var elem= document.getElementById(e.data.frame); elem.style.height = e.data.h + 'px'; } });

Ohne Stop-Loss geht es nicht

Auch im Swing-Trading kann vieles Schiefgehen - der Trend bricht zusammen, das Signal wird falsch gedeutet. Sicherlich haben viele Swing-Trader beim Börsenabsturz Mitte März grosse Verluste verzeichnet. Doch dies muss nicht sein: Das Verlustrisiko kann jeder Anleger mit Stop-Loss-Aufträgen eingrenzen. Dabei gibt der Anleger an, wieviel die Wertschrift sinken kann, bevor ein Verkaufsauftrag ausgeführt wird - zum Beispiel 10 Prozent unter dem Kaufwert. Wichtig ist aber bei einem Kursanstieg dieses Limit entsprechend heraufzusetzen und damit die zwischenzeitlichen Gewinne abzusichern.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren