Mit 29 Jahren hat Luana Lopes Lara geschafft, wovon selbst Taylor Swift (35) oder Scale-AI-Gründerin Lucy Guo (31) nur träumen: Ihr Start-up Kalshi, eine Plattform für Prognosemärkte, wird inzwischen mit 11 Milliarden Dollar bewertet – und macht sie zur jüngsten weiblichen Selfmade-Milliardärin der Welt.

Keine Frau vor der jungen Brasilianerin schaffte es, in so jungen Jahren so viel Geld zu verdienen. Bisher hatten Swift und Guo den Titel gehalten.

Vom Probenraum ins Silicon Valley

Dabei sah lange alles nach einer ganz anderen Karriere aus. Aufgewachsen in Rio de Janeiro, träumte Lopes Lara als Teenagerin vom Leben als Primaballerina. An der renommierten Bolschoi-Theaterschule Brasilien herrschten quasi militärische Bedingungen: 13-Stunden-Tage, Zigarettenstummel unter dem Oberschenkel, um die Haltung zu prüfen – und Konkurrentinnen, die sich angeblich Glassplitter in die Schuhe legten.

Nach dem Unterricht folgten akademische Kurse am Vormittag und Proben bis spät in die Nacht – ein Alltag aus Disziplin, Schmerz und Konkurrenzdruck.

2013 wagte sie den Sprung nach Europa, tanzte am Salzburger Landestheater unter anderem im «Schwanensee». Doch bald nagte die Frage: War das alles?

Neustart am MIT

Lopes Lara war nicht nur diszipliniert, sondern hochbegabt. Noch während der Ballettausbildung gewann sie Mathematikpreise. «Forbes» bezeichnete sie später als «Mathe-Nerd». Sie selbst dagegen bevorzugte den Ausdruck «Mathe-Connaisseuse». Die junge Südamerikanerin erhielt Angebote von Yale und Harvard – entschied sich aber für das MIT in Boston. Ihr neuer Traum: die nächste Steve Jobs zu werden.

Dort lernte sie Tarek Mansour (28) kennen, der sich in einem Seminar neben sie setzte. Mansour arbeitete neben dem Studium bei Goldman Sachs und Citadel – und erkannte, dass Finanzmärkte oft nichts anderes als Wetten auf die Zukunft sind.

Die Idee, die alles veränderte

2018 absolvierten beide ein Praktikum bei Five Rings Capital in New York. Auf nächtlichen Spaziergängen zwischen ihren Wohnungen entstand die Idee zu Kalshi – einer Plattform, auf der Menschen auf zukünftige Ereignisse setzen können: von Wahlen bis Popkultur.

Ein Jahr später schaffte Kalshi den Sprung ins Y-Combinator-Programm, das Gründer in frühesten Phasen unterstützt. 2020 erhielt das Start-up als erstes seiner Art die Zulassung der US-Futures- und Optionsaufsicht CFTC.

Sechs Jahre nach der Gründung ist der Durchbruch da: 1 Milliarde Dollar frisches Kapital, 11 Milliarden Bewertung, 12 Prozent Anteile für jeden Gründer – und ein Milliardenvermögen.

Disziplin als Superkraft

Lopes Laras Erfolg ist kein Zufall. Studien zeigen, dass Hochleistungssportler später oft aussergewöhnliche Karrieren machen. Die eiserne Disziplin aus dem Ballett – Schmerzen aushalten, jeden Tag präziser werden, niemals aufgeben – scheint der Motor ihres Erfolgs zu sein.

Heute zählt die Ex-Ballerina, die einst in Salzburg über die Bühne schwebte, zu den reichsten Frauen ihrer Generation. Ihre Geschichte ist ein Lehrstück darüber, was passiert, wenn unerschütterliche Disziplin auf technische Brillanz trifft.

Dieser Artikel ist zuerst bei Blick.ch erschienen.