Firmen, die Geld benötigen, haben sich ihre Mittel in den letzten Jahren stärker ausserhalb der Börse gesucht. Mit "Private Debt" ist eine Alternative zur klassischen Bankfinanzierung für Unternehmen derzeit im Wachstum begriffen. Auf der anderen Seite steht das traditionelle Bankkreditgeschäft: In Europa wiegt dieses immer noch über vier Billionen Euro, doch es ist seit der Finanzkrise um über eine halbe Billion Euro geschrumpft. Ein Grund dafür sind seit der Krise verschärfte Eigenkapitalvorschriften, aber auch die tiefen Zinsen, welche die Banken unter Druck setzen.

Auch für Investoren, die sich für privat platzierte Anleihen interessieren, spielen die Zinsen ein wichtige Rolle. Aber für sie durchaus im positiven Sinne: "Wegen den tiefen Zinsen ist Public Debt, also öffentlich gehandelte Unternehmensanleihen, immer noch recht unattraktiv", sagt Pascal Rietmann vom Basler Effektenhändler Remaco, der auf Private Debt spezialisiert ist. In Europa wird damit gerechnet, dass noch auf Jahre hinaus die Zinsen tief bleiben. "Dies trägt dazu bei, dass die Nachfrage nach Private Debt weiter wächst", sagt Rietmann.

Privat platzierte Anleihen können sehr unterschiedlich strukturiert sein. Die Laufzeiten dieser Bonds betragen häufig mindestens sieben Jahre. Weil Private Debt in der Regel nicht liquide ist, kommen die Anleger indessen in den Genuss einer Prämie. Gemäss Remaco beträgt die Überrendite von privat platzierten Anleihen über alle Rating-Kategorien hinweg 0,9 Prozentpunkte bzw. 90 Basispunkte. In den für Bankfinanzierungen üblichen Ratingkategorien (BBB bis BBB+) liegt die risikobereinigte Überrendite in der Grössenordnung von 180 Basispunkten.

Weniger Transparenz

Nachteile dieses Marktes sind, dass die Transparenz geringer ist als beim Markt für öffentlich gehandelte Unternehmensanleihen: Oft sind es mittelständische Unternehmen, die privat Schulden platzieren. Die Bonitätsangaben müssen oft erst festgelegt werden. Zudem erfolgt die Verzinsung in aller Regel nicht über einen fixen Coupon, sondern ist typischerweise variabel.

Private Debt ist überdies fast ausschliesslich institutionellen Investoren, schwerreichen Privatanlegern und Family Offices zugänglich. Für Privatanleger investierbar gemacht werden private Unternehmensanleihen über Fonds, von denen es bisher erst wenige gibt. Da Private Debt aber wächst, wird dieser Markt auch für private Anleger mehr und mehr ein Thema. In der Schweiz ist wegen der hohen Bankendichte die klassische Kreditfinanzierung von Unternehmen noch stark verankert. Allerdings ändert sich angesichts der fortschreitenden Digitalisierung auch hierzulande einiges.

Anteile eines Private-Debt-Fonds zu kaufen, setzt Wissen und aus Sicht eines Privatanlegers ein bisschen Mut voraus. In der Fremdkapital-Finanzierung hat die Digitalisierung eine verwandte Anlageform vorangebracht, an der Kleinanleger teilhaben können: Gemeint ist das Crowdlending oder "Peer-to-Peer"-Finanzierung.

Einfachere Möglichkeit: Die Crowd

Die Grenze zwischen Private Debt und Crowdlending ist nicht genau definiert. Im Gegensatz zum privaten Markt für Unternehmensanleihen, wo investierbare Anlagen schon wegen ihrer Komplexität von Finanzdienstleistern strukturiert werden, funktioniert Crowdlending direkt über Online-Plattformen. Kreditnehmer und Geldgeber treffen sich dort und tauschen Angebote aus. So finanzieren sich sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen.

Für Startups, KMU und Unternehmen ohne Rating ist Crowdlending von wachsender Bedeutung. Das Volumen betrug 2016 gemäss der Studie "Crowdfunding Monitoring" der Universität Luzern 55,1 Millionen Franken, was im Vergleich zu 2015 eine Versechsfachung bedeutet. Crowdlending dürfte auch 2017 weiter deutlich zugenommen haben. Schliesslich ist diese Finanzierungsform vermehrt auch bei der Hypothekenfinanzierung ein Thema, was dem Trend zusätzlich Schub geben wird.

Auch Crowdlending will sich zum Beispiel bei den Rendite-Angaben vom Markt für festverzinsliche Unternehmensanleihen abheben. Die Plattform Swisspeers rechnet vor, dass ein über diese Plattform vermittelter Kredit der Bonitätsstufen B bis C für den Geldgeber über die Laufzeit mit 3 bis 7 Prozent rentiert. Durch eine stufenweise Rückzahlung des Kredits verringert sich das Ausfallrisiko. Bei den herkömmlichen Unternehmensanleihen lägen derzeit nur 1 bis 2 Prozent Rendite drin - mit dem Vorteil allerdings, dass das Ausfallrisiko geringer ist.