Die Euro-Zone ist im zweiten Quartal auf Wachstumskurs zurückgekehrt, kämpft jedoch weiterhin mit einer hohen Inflation. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni um 0,3 Prozent zu im Vergleich zum ersten Vierteljahr, wie das Statistikamt Eurostat am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Der Inflationsdruck liess unterdessen nur leicht nach. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von Reuters befragte Experten hatten mit diesem Wert gerechnet - nach 5,5 Prozent im Juni. Hier erste Reaktionen auf die neuen Daten aus dem Euroraum:

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:

Zum BIP: "Immerhin, die Euro-Zone wächst stärker als erwartet. Nach dem die italienische Volkswirtschaft um unerwartet deutliche 0,3 Prozent schrumpfte und die deutsche lediglich stagnierte, hing die Messlatte tief. Oder um es anders zu formulieren: Die übrigen Länder der Euro-Zone hatten einiges auszuwetzen. Viele südeuropäischen Staaten profitieren von einer gutlaufenden Tourismussaison. Auch wenn die privaten Haushalte bei Lebensmitteln, Kleidern und Elektronik sparen, das Reisebudget fällt in Anbetracht der widrigen Umstände dennoch relativ üppig aus. Das zeigt etwa auch die Tourismusstudie des ADAC für Deutschland. Um es auf den Punkt zu bringen: Der europäische Norden trägt den Konsum in den europäischen Süden."

Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank:

Zum BIP: "Vielen Widrigkeiten zum Trotz hat sich die Wirtschaft gut gehalten. Das ist auch Irland und Litauen zu verdanken. Wachstumsseitig ist zudem vor allem auf Frankreich und Spanien Verlass. Es sieht so aus, als werde die Wirtschaftsleistung weiter moderat zunehmen. Ein Konjunkturabsturz ist jedenfalls nicht in Sicht. Der Wachstumsoptimismus der EZB dürfte neue Nahrung bekommen haben. Die Wirtschaft steht einer fortgesetzten Inflationsbekämpfung nicht im Weg.

Zur Inflation: "Das ist eine negative Inflationsüberraschung, vor allem die Kernrate sinkt nicht wie erhofft. Die EZB darf sich auf eine weiter sinkende Inflationsrate nicht verlassen. Insbesondere seitens der Löhne kann es neue unschöne Überraschungen geben. Inflationsseitig bleibt das Zinserhöhungssignal gestellt."

(Reuters)