Wenn es an der Börse so gut läuft wie im letzten Jahr, machen sich viele Anleger keine Gedanken über ihr Portfolio. Sie rechnen damit, dass die Gewinne weiter sprudeln - und vernachlässigen dabei ihr investiertes Geld. Doch eine schlechte Anlagestrategie zeigt sich meistens erst dann, wenn die Finanzmärkte nicht so gut laufen.
Auch wenn man die Zukunft der Börsen zu keinem Zeitpunkt vorhersagen kann, eignet sich der Jahresstart besonders für einen Portfolio-Check: Die Banken verschicken ihre Depotauszüge, die Steuererklärung wird bald fällig und die Anlageexperten buhlen mit ihren Prognosen um Aufmerksamkeit.
cash.ch hat drei Punkte herausgepickt, die beim prüfenden Blick auf die eigenen Wertpapiere im Vordergrund stehen sollten.
Risikoprofil überprüfen
Erster und wichtigster Schritt bei der Beurteilung der eigenen Finanzen ist die Frage nach der Vermögensaufteilung. Dazu muss der Anleger wissen, welchen Teil des Vermögens er zum Leben braucht und wieviel er investieren möchte. Ändert sich zum Beispiel etwas Grundsätzliches in der Lebenssituation (beispielsweise durch Heirat oder Jobverlust), muss dies in Bezug auf Anlagestrategie und Risikobereitschaft berücksichtigt werden.
Neben dieser Risikofähigkeit ist die Portfoliostruktur ebenfalls abhängig vom Anlagehorizont. Kurzfristig kann die Rendite von Aktien stark schwanken, langfristig ist sie aber erfahrungsgemäss höher als bei risikoärmeren Anlagen. Die entscheidende Frage ist diesbezüglich also: Soll das Geld auf drei, fünf oder zehn Jahre hinaus angelegt werden? Diesbezüglich ist auch ein Blick auf die Entwicklung der Märkte unabdingbar: Nach einem achtjährigen Anstieg der Aktienmärkte kann man sich als Anleger durchaus die Frage stellen, ob man Gewinne realisieren und sich von einem Teil der Aktien trennen soll.
Der Anteil von Aktien im Portfolio sollte auch beeinflusst werden von der Risikobereitschaft: Die meisten Banken empfehlen ihren risikobereiten Kunden eine Portfolio-Aktienquote von bis zu 80 Prozent, dementsprechend werden Obligationen, Rohstoffe, Immobilien oder Bargeld reduziert. Wer also wie oben beschrieben weniger Risiko eingehen will, sollte den Anteil der Aktien verringern und analog die anderen Anlageklassen höher gewichten. Wie oft diese Portfoliostruktur angepasst wird, ist individuell unterschiedlich. Einige Anleger machen das einmal jährlich, andere alle drei Monate. Klar ist aber: Eine regelmässige Überprüfung des Depots ist beim selbständigen Investieren unumgänglich.
Kosten vergleichen
Wer bei einer Bank Wertpapiere verwahren lässt, bezahlt Depotgebühren. Handel mit Wertpapieren wiederum verursacht Trading-Gebühren. Die Unterschiede bei den Kosten dabei sind beträchtlich.
Das Vergleichsportal Moneyland gibt einen Vergleich für die Depotgebühren, die abhängig sind vom Wert der im Depot gelagerten Wertpapiere. Bei Aktien zeigt sich, dass vor allem Grossbanken sehr viel höhere Depotgebühren verlangen als kleinere Anbieter. Ähnliches bei den Kosten, wenn Anleger mit Wertpapieren handeln (Courtagen). Auch hier gilt: Je höher das Volumen des Trades, desto teurer kommt es für den Anleger in der Regel. Relativ günstige Courtage-Gebühren für Einzel-Trades haben etwa Postfinance oder Migros Bank. cash - banking by bank zweiplus setzt dagegen auf einen Einheitstarif (zum Vergleich von Trading- und Depotgebühren).
Berücksichtigt werden müssen aber auch andere Faktoren: Wie handelt man – über e-Banking oder über einen Bankberater? Will man eine Telefonberatung (die in der Regel teurer ist)? Handelt man häufig? Handelt man nur mit Schweizer Aktien und nur in Franken, oder auch in anderen Märkten und mit Fremdwährungen? Je nach Bedürfnissen und Gewohnheiten muss man höhere Gebühren bezahlen. Dazu muss man wissen, dass der Wechsel der Depotbank zwar relativ problemlos durchführbar ist, aber auch Kosten verursacht (Informationen zum Bankenwechsel).
Wohin mit dem Bargeld?
Der Teil des Portfolios, den Anleger in Bargeld halten, ist am stärksten von der Zins-Situation betroffen. Die Leitzinsen sind - vor allem in der Schweiz - nach wie vor ultratief (sprich: negativ), die Folgen davon sehen Sparer bei der Verzinsung ihrer Sparguthaben. Ein bedeutender Teil der Schweizer Banken bezahlt hier zwischen 0,01 und 0,05 Prozent. Mehr als 0,1 Prozent bleiben eine Ausnahmeerscheinung. Besser verzinst ist zum Teil das Säule-3-Konto, das zu den beliebtesten Vorsorgeformen gehört: Zwischen 0,2 und 0,3 Prozent im Jahr geben immer noch relativ viele Banken. 2018 beträgt der Maximalbeitrag weiterhin 6768 Franken für Sparer mit einer Pensionskasse und 33‘840 Franken oder höchstens 20 Prozent des Nettoeinkommens für Berufstätige ohne Pensionskasse.
Wer schon im Januar Geld in die Säule 3a einbezahlt, kommt länger in den Genuss der Verzinsung als jene, die erst auf Ende Jahr das Geld einzahlen. Einzahlen in die Vorsorgelösung 3a wirkt sich günstig auf die Steuerrechnung aus, dafür sind die Gelder bis mindestens für Jahre vor der Pensionierung gesperrt (einige Ausnahmen für einen Bezug gibt es). Steueroptimierung und gesperrter Bezug sind auch Merkmale, beim Einzahlen von Geldern in die Pensionskasse der beruflichen Vorsorge, also der zweiten Säule.
Sparer, die sich an die letzten Zinshalme klammern, erwägen Kassenobligationen als Bargeldparkplatz. Doch Achtung: Zwar geben Kassenobligationen mit fünf Jahren Laufzeit je nach Anbieter bis zu 0,5 Prozent Zins jährlich und mit acht Jahren Laufzeit bis zu 0,8 Prozent im Jahr. Aber wenn die Schweizerische Nationalbank die Leitzinsen erhöht und die Marktzinsen steigen (was innerhalb der nächsten fünf Jahre als sehr wahrscheinlich gilt), erweist sich die lange zeitliche Bindung an den Zins unter Umständen als grosser Nachteil.