Vom Berufsalltag in die Ferien und wieder zurück – in den nächsten Wochen macht die halbe Schweiz diesen Rhythmus durch. Aber nicht wenige kommen gar nicht so glücklich und entspannt aus den Ferien zurück.
Irgendwie klappt es nicht mit der Erholung, und die Rückkehr an den Arbeitsplatz fällt umso schwerer. Längst beschäftigen sich Psychologen mit allen möglichen Aspekten des Reisens und des Urlaubs. Vor allem Leute leiden an mangelnder Ferien-Erholung, die sowieso starken Belastungen ausgesetzt sind - oder diese suchen.
Eine strikte gedankliche Trennung von Arbeitsleben und Ferien gelingt in der Tat nur den wenigsten. Aber bekannte Fallen lassen sich vermeiden - damit man aber doch ein bisschen Erholung und Entspannung mitnehmen kann, sind folgende fünf Punkte wichtig.
1) Vorfreude ist die schönste Freude
Wer sich auf eine anstehende Reise freuen kann, hat es im Alltag leichter. Ein Ziel vor Augen, zu dem man sich hinsehnt, lässt einem Aufgaben der Reihe nach leichter erledigen. Das Wissen, dass man bald abschalten kann, sorgt bei einer hektischen Terminlast für Entspannung. Wer rechtzeitig Pendenzen erledigt, reist stressfreier und weniger abgekämpft in die Ferien.
Die Stimmung steigt, je näher die Ferien rücken. Unterstützen kann man dies, indem man schon etwas über die Reise liest und auch, indem man sich organisatorisch rechtzeitig und gründlich vorbereitet. Wer aber nur auf die Ferien hinfiebert, um das Arbeitsleben zu verdrängen, schlägt am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub nur umso härter in der Realität auf.
2) Erholung kann man nicht konservieren
Leider ist der Erholungseffekt durch Ferien kurz. Bei manchen Berufstätigen setzen Müdigkeit und Frust schon in der Woche nach dem Arbeitsbeginn wieder ein. Eine Untersuchung in den Niederlanden hat ergeben, dass sich der Erholungszustand maximal zwei Wochen erhalten lässt – dafür müssen aber sowohl die Ferien als auch der Wiederanfang im Job sehr entspannt abgelaufen sein. Nach maximal acht Wochen, sagt die gleiche Untersuchung, hat sich auch das Zufriedenheitsniveau wieder auf das normale Level abgesenkt.
Entspannung kann nicht erzwungen werden. Das beste Mittel für eine gute Erholung ist, sich wirklich zu entspannen und ärgerlichen Vorkommnissen gelassen entgegenzutreten. Dies bedingt auch, dass die Erwartungshaltungen an die Ferien realistisch gehalten werden. Die Sehnsucht nach Traumerlebnissen, die sich dann nicht einstellen, wirkt nur kontraproduktiv.
3) Ferien wiegen stressigen Alltag nicht auf
Ferien können die Folge haben, dass man sich danach sogar noch müder fühlt. Wer schon gestresst in die Ferien geht und auch dann einen für den Körper belastenden Tagesablauf verfolgt, tritt in genau so eine Falle. Schlechte Ernährungs- oder Trinkgewohnheiten in den Ferien, Ärger über Organisatorisches oder ein drastischer Wechsel des Schlafrhythmus‘ fördern dies.
Auch zermürbende Langestreckenflüge, lange Umsteigezeiten und andere Reisestrapazen führen zu solchen Belastungen – gerade auch auf dem Rückweg. Wichtig dabei ist: Man muss sich etwas selber kennen und sich schon vor dem Ferienanfang bewusst sein, welche Belastungen leichter und welche weniger leicht zu schultern sind. Dann: Sich entsprechend verhalten, das heisst zum Beispiel keine überladenen Programme auf sich nehmen, und vieles im voraus organisieren.
4) Ferien können krank machen
"Leisure sickness" oder Freizeitkrankheit ist ein sich verbreitendes Problem. Betroffene leiden an Wochenenden oder in den Ferien unter Kopfschmerzen, Migräne oder Verspannungen. Oder: Einige Tage nach Ferienbeginn erwischt einem, höchst unpassend, eine Erkältung oder eine Grippe.
Eine mögliche Erklärung dafür sind Stresshormone. Im Arbeitsalltag schützen sie über das Immunsystem den Körper vor Anfälligkeiten. Doch durch den nahenden Ferienbeginn fährt das Schutzsystem herunter – und krank wird man. Betroffen sind gemäss Psychologen vor allem Leute, die eine hohe Leistungsbereitschaft haben oder dann solche, die mit Belastungen nicht gut umgehen können.
Ein Mittel gegen lästiges Kranksein in den Ferien ist, sich rechtzeitig mit Stresssituationen auseinanderzusetzen und dies bei besonders belastenden Situation auch mit Fachpersonen zu beraten. Das Problem periodisch auftretender Schmerzen lässt sich indessen auch mit mehr Bewegung und Sport entschärfen.
5) E-mails und SMS lesen ist nicht unbedingt schlecht
Die gängige Meinung ist, dass man zwecks vollständigen Abschaltens in den Ferien keine geschäftlichen E-mails oder SMS lesen soll. Inzwischen gibt es aber Psychologen und Arbeitsalltags-Forscher, die dies etwas relativer sehen. Sich in einem bestimmten Zeitfenster am Tag über Berufliches auf dem Laufenden zu halten, kann nützlich sein. Vor allem erleichtert es den ersten Arbeitstag nach den Ferien.
Empfohlen wird allerdings, sich für das Checken von Posteingang und Smartphone-Meldungen nicht nur ein Zeitfenster zu definieren, sondern sich auch räumlich abzusetzen – also nicht am Strand, im Café oder in der Ferienwohnung und auf dem Weg zum Museum, wo man sich entspannen oder inspirieren lassen will.
Tipps, wie man nach dem Ende der Ferien das "Post-Holiday-Syndrom" vermeidet, finden sich übrigens hier.