Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass bei Roche die Umsatzerosion durch die Nachahmer-Produkte für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und Mabthera auch im ersten Semester angehalten hat. Hinzu kommt ein deutlicher Geschäftsrückgang in der Diagnostics-Sparte durch die wegfallenden Covid-19-Umsätze. Dabei dürfte die Pharmasparte diesen Wegfall nur teilweise ausgleichen. Entsprechend wird auf Gruppenebene ein Umsatzminus von mehr als 7 Prozent erwartet.
Vor allem aber dürfte der Pharmakonzern unter Währungseinflüssen gelitten haben. Analysten gehen beim Umsatz von einem negativen Effekt von bis zu 10 Prozent aus.
Im Fokus der Analysten dürfte dabei unter anderem noch das Augenmittel Vabysmo stehen, das bislang einen starken Markteintritt verbucht hat. Zudem hatte das Konkurrenz-Mittel Eylea zuletzt einen Rücksetzer in den USA gesehen, so dass die Experten an den möglichen Implikationen für Roche interessiert sein dürften.
Vorsichtiger Ausblick bestätigt
Bei der Vorlage der Quartalszahlen Ende April hatte das Roche- Management den vorsichtigen Ausblick bestätigt. So peilt der Konzern zu konstanten Wechselkursen einen Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Der Kerngewinn je Titel dürfte ebenfalls im niedrigen einstelligen Prozentbereich abnehmen.
Unter Ausklammerung der stark rückläufigen Covid-19-Verkäufe rechnet die Roche-Führung weiterhin mit einem soliden zugrundeliegenden Verkaufswachstum in beiden Divisionen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.
Mit Blick auf die Belastungsfaktoren rechnet Roche für das Gesamtjahr weiter mit einem Corona-bezogenen Umsatzrückgang von etwa 5 Milliarden Franken. Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und Rituxan dürften die Umsätze um rund 1,6 Milliarden schmälern.
Updates zu Pipeline-Projekten
Seit den Q1-Zahlen von Ende April hat Roche vor allem zahlreiche Updates zu seinen Pipeline-Projekten gegeben. Ermutigend waren etwa Daten zum MS-Kandidaten Fenebrutinib. Aber auch mit dem bereits zugelassenen Ocrevus erzielet Roche in einer neuen (subkutanen) Darreichungsform ermutigende Daten.
Auch mit einigen Zulassungen machte der Konzern in den vergangenen Monaten von sich reden. So wurde etwa in den USA und Europa das Krebsmittel Columvi zugelassen. Der US-Partner Sarepta erhielt die Zulassung für seine neuartige Gentherapie Elevidys zur Behandlung des erblich bedingten Muskelschwunds Duchenne-Muskeldystrophie (DMD).
Darüber hinaus gab es zuletzt Spekulationen, Roche könnte in einen Milliarden-Deal involviert sein. Wie das "Wall Street Journal" Mitte Juli berichte, führt der Basler Konzern derzeit mit dem US-Biotechunternehmen Roivant Gespräche über den Kauf eines experimentellen Magenmittels. Dabei könnte Roche sich das mehr als 7 Milliarden US-Dollar kosten lassen.
So schwach wie die Genussscheine von Roche hat sich kein anderer SMI-Blue Chip in diesem Jahr bislang entwickelt. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von 5 Prozent zu Buche. In der gleichen Zeit hat der Leitindex SMI einen Anstieg um etwa 4 Prozent verzeichnet. Bereits im vergangenen Jahr entwickelten sich die Titel unterdurchschnittlich. Der Konkurrent Novartis (+9%) hat sich klar besser geschlagen.
(AWP/cash)