Nach dem Verkauf des Schweizer Geschäfts im Frühjahr wird der Umsatz zum dritten Quartal naturgemäss deutlich tiefer ausfallen. Aber auch um dieses bereinigt dürfte der Umsatz im dritten Quartal noch immer tiefer ausfallen als im Vorjahr. Im Vergleich zum hohen Umsatzrückgang im ersten Halbjahr von 21 Prozent erwarten die Analysten aber eine klare Stabilisierung. Gemäss AWP-Konsens rechnen sie für das dritte Jahresviertel noch mit einem Rückgang von 2,9 Prozent.
Fast alles hängt nach dem Verkauf des Schweiz-Geschäfts von der Entwicklung in Deutschland ab. Entsprechend wird erwartet, dass die Aufwertung des Schweizer Frankens zum Euro die Trendwende etwas gebremst hat. In Euro dürfte die Umsatzentwicklung also klar besser gewesen sein als in Franken.
Klares Wachstum im Schlussquartal erwartet
Im zweiten Halbjahr insgesamt will DocMorris beim Umsatz wieder zulegen, wie das Management im August anlässlich der Halbjahreszahlen vermeldete. Damit wird im Schlussquartal wieder ein klares Wachstum erwartet.
Über das gesamte Jahr 2023 hinweg erwartete das Management einen Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich in Lokalwährung. Einig Analysten erachten dies als ambitioniertes Ziel.
Gleichzeitig soll das bereinigte Betriebsergebnis (EBITDA) auf einen Wert zwischen -20 und -40 Millionen Franken verbessert werden - 2022 lag das Minus bei knapp 78 Millionen. Mittelfristig wird eine EBITDA-Zielmarge (bereinigt) von 8 Prozent angepeilt.
Keine Verzögerungen mehr
Zuletzt gab es für DocMorris positive Nachrichten aus Deutschland. Im nördlichen Nachbarland soll nach etlichen Verzögerungen die Digitalisierung im Gesundheitswesen nun schnell vorangehen. Vom 1. Januar 2024 an sind Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, Verschreibungen elektronisch auszustellen.
Für DocMorris und den Konkurrenten Redcare Pharmacy sind das im Prinzip gute Nachrichten. DocMorris betonte aber auch immer wieder, dass es bei der
konkreten Umsetzung des E-Rezepts wichtig sei, dass keinerlei Papier verwendet werde, die Patientinnen und Patienten also nicht mit ausgedruckten QR-Codes hantieren müssten. Denn eine Lösung, bei der etwas ausgedruckt werden müsse, sei eigentlich keine digitale Lösung.
Gerade hier sahen sich DocMorris und Redcare Pharmacy zuletzt aber gegenüber stationären Apotheken strukturell benachteiligt. Sie monierten, dass die Patientinnen und Patienten inzwischen zwar ihr E-Rezept deutlich vereinfacht in stationären Apotheken einlösen könnten, der volldigitale Weg direkte vom Arzt via App über eine Online-Apotheke dagegen aber noch immer kompliziert sei.
Viele Arztpraxen nicht gerüstet
Zudem offenbarte der E-Rezept-Aktionstag vom 10. Oktober, dass noch immer viele Arztpraxen in Deutschland nicht für das E-Rezept gerüstet sind. Von rund zwei Dutzend Berliner und einem Dutzend kontaktierter Münchner Arztpraxen hätte keine einzige bei der Aktion mitgemacht, wie die "Pharmazeutische Zeitung" berichtete. Als Begründung hiess es meist, dass bisher die Zeit gefehlt habe, um sich in die neue Technologie einzuarbeiten.
Es dürfte also weiterhin spannend bleiben, in welchem Ausmass und wie schnell sich das E-Rezept in Deutschland zum erhofften grossen Umsatztreiber für DocMorris entwickelt.
Die Aktien von DocMorris profitierten allerdings von den Digitalisierungsplänen des deutschen Gesundheitsministeriums. Auch wenn sich der Kurs vom Jahreshöchst von Ende August bei rund 67 Franken schon wieder etwas entfernt hat, haben die Titel mit rund 51 Franken ihren Wert im laufenden Jahr verdoppelt und gehören damit heuer zu den Favoriten an der Schweizer Börse. Im letzten Jahr verloren sie allerdings auch gut 89 Prozent an Wert.
(AWP/cash)
