Sie bezweifeln, ob das CS First Boston getaufte Geschäft mit Firmenübernahmen und Kapitalmarkttransaktionen in einem schrumpfenden Markt und ohne den Zugriff auf die tiefen Taschen der Credit Suisse wieder zu alter Blüte zurückgeführt werden kann. Mit First Boston will die Bank einer Marke neues Leben einhauchen, die früher einen klingenden Namen hatte. "Die Rückkehr der CS First Boston hat etwas sehr Nostalgisches aus den 80er Jahren, aber wir leben nicht mehr in den 80ern - mal sehen, ob es funktioniert", sagte Jerome Legras von Axiom Alternative Investments.

CS First Boston soll zunächst organisatorisch ausgegliedert und dann für aussenstehende Investoren geöffnet werden. Die Saudi National Bank und ein weiterer Investor sind bereit, Geld einzuschiessen. In einigen Jahren sei auch ein Börsengang denkbar, erklärte der neue Credit-Suisse-Konzernchef Ulrich Körner. CS First Boston hofft, eine Nische zwischen den grossen US-Investmentbanken wie Goldman Sachs, JPMorgan oder Morgan Stanley und Boutiquen wie Centerview, Moelis oder Robey Warshaw zu besetzen. Credit Suisse schätzt, dass CS First Boston 2025 Erträge von 2,5 Milliarden Dollar erwirtschaften dürfte.

Chef von CS First Boston wird der bisherige Credit-Suisse-Verwaltungsrat Michael Klein. Der gewiefte Wall-Street-Dealmaker gründete 2010 seine eigene Beratungsboutique und arbeitete an mehreren Transaktionen in Saudi-Arabien mit, darunter dem Börsengang des Ölriesen Saudi Aramco. Es ist unklar, ob Klein sein eigenes Unternehmen, M. Klein & Co, weiterhin leiten wird, denn das würde mit der CS First Boston konkurrieren. Klein reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Mitarbeiter-Exodus

Die Geschichte der Credit Suisse mit der Marke First Boston reicht bis ins Jahr 1978 zurück, als sich die beiden Unternehmen zusammenschlossen, um auf dem Londoner Anleihenmarkt tätig zu sein. Ein Jahrzehnt später fusionierten sie zur CS First Boston. Doch es folgte eine schwierige Zeit, nachdem berühmte Banker das Unternehmen verlassen hatten und es zu Problemen mit den Aufsichtsbehörden kam.

Zwischenzeitlich konnte Credit Suisse zwar fast an die fünf grossen US-Investmentbanken anschliessen. Doch ab 2015 begann die Bank, das riskante Geschäft zu stutzen. Im Nachgang zum Kollaps des Grosskunden Archegos kam es zu einem Exodus von Schlüssel-Mitarbeitern. Weniger als neun Monate nach seiner Ernennung zum Co-Leiter des globalen Bankgeschäfts warf etwa Jens Welter im September das Handtuch. Sein Weggang war ein weiterer Schlag.

Das Investmentbanking-Geschäft steht und fällt aber mit dem Personal. Nur wenn es CS First Boston gelingt, Talente an sich zu binden, dürfte das Geschäft abheben. Mehrere CS-Banker, die anonym bleiben wollten, sagten zur Nachrichtenagentur Reuters, sei warteten ab und beobachteten, wie sich der Umbau entwickle. Investmentbanker der Credit Suisse in Europa sind zudem besorgt, dass First Boston sich zu stark auf die USA ausrichten und andere Märkte vernachlässigen könnte, wie mehrere Experten sagten. Neben der Gefahr, dass weitere Star-Banker abwandern, droht CS First Boston auch Gegenwind bei der Mittelbeschaffung. "Wir sind uns nicht im Klaren über die Rentabilität des First Boston-Geschäfts und insbesondere darüber, wie es in Zukunft fremdfinanziert werden soll", gaben sich die Analysten von JPMorgan skeptisch.

Hinzukommt, dass das Marktumfeld nicht wirklich rosig ist. Der Wettbewerb unter den Investmentbanken um lukrative Mandate ist hart, denn das Geschäft geschrumpft. Daten von Dealogic zufolge sind die weltweiten Erträge im Investmentbanking in diesem Jahr bisher um 41 Prozent auf 64,4 Milliarden Dollar gesunken. Vor allem der US-Markt hat dabei gelitten. Und angesichts der Tatsache, dass einige der grössten Volkswirtschaften der Welt von einer Rezession bedroht sind, sieht die künftige Deal-Pipeline wenig vielversprechend aus, so Banker und Analysten. Viele Institute reagieren, in dem sie Personalbestände unter die Lupe nehmen. Goldman Sachs hat etwa bereits begonnen, Jobs zu streichen.

Für CS First Boston dürfte es noch schwieriger werden, durch die Flaute zu steuern. Denn die meisten Häuser generieren Geschäft, indem sich die Handelssparte und die Beratungssparte gegenseitig zu Aufträgen verhelfen. Credit Suisse sei eines der Institute, die das besonders intensiv gemacht hätten, sagte ein Banker in Asien. Damit sei nun wohl Schluss.

(Reuters/cash)