Sowohl Novartis wie auch Roche haben über das Wochenende Studienresultate publiziert. Eklatanter könnte dabei die Reaktion der Börse aber nicht ausfallen. Die Roche-Valoren verlieren am Montag 0,8 Prozent auf 217,8 Franken, während Novartis um 0,8 Prozent bei 86,71 Franken höher stehen.

Während die Daten von Novartis zu einem Cholesterin-Senker freundlich aufgenommen wurden, profitierte Roche auf der anderen Seite nicht von den positiven Studiendaten bei dem potenziell milliardenschweren neuen Medikament Zilebesiran zur Senkung des Blutdrucks. Die Zürcher Kantonalbank beschreibt die Resultate von Zilebesiran zwar überzeugend. Bei fast einer Milliarde Menschen mit unkontrolliertem Bluthochdruck sei das Potential riesig, hält Marcel Brand, deren Pharma-Analyst fest. Roche entwickelt das Medikament zusammen dem amerikanischen Pharmaunternehmen Alynylam Pharmaceuticals. 

Einen kurzfristig positiven Boost für den Aktienpreis stellen die positiven Studienresultate allerdings nicht dar. Im Fazit hält die ZKB wegen des geringen Upfront-Payments an Alnylam die Peak-Sales-Erwartung für Zilebesiran bei null. Die Schätzung kann erst erhöht werden, wenn mehrere hundert Hochrisikopatienten in der geplanten Outcome-Studie zu Zilebesiran enthalten sind. «Nach einem Jahr Exposition würden wir auf eine Milliarde Franken Umsatzvolumen gehen, bei einer positiven Outcome-Studie ohne grössere Sicherheitsprobleme sehen wir ein Potential von bis zu zehn Milliarden Franken. Bis dahin vergehen aber mindestens vier Jahre», so die Konklusion des ZKB-Analysten. 

Auch bei Multiple-Sklerose-Medikamenten hat Roche das Nachsehen

Wie harzig sich die Pharmapipeline von Roche entwickelt, zeigt auch eine Studie der Deutschen Bank (DB) zu den sich in Entwicklung befindenden Medikamenten zur Behandlung von Multiple Sklerose (MS). Das Research-Team um Emmanuel Papadakis hat die Pipeline von Novartis, Roche und Sanofi jüngst in einer Studie genauer unter die Lupe genommen. 

Alle drei Pharmaunternehmen mischen in MS-Bereich an vorderster Front mit: Novartis mit Remibrutibin, Sanofi mit Tolebrutinibund Roche mit Fenebrutinib. Die Resultate der Phase-III-Studien werden bei Novartis 2026 fällig, bei Roche 2025 und Sanofi 2024. Das grösste Potenzial, welches zu einer Höherbewertung der Aktien führen kann, wird von den Analysten Sanofi zugeschrieben.

Bei allen drei Pharmafirmen wird es aber bis nach dem Ende der Phase-III-Studien dauern, bis aussagekräftigere Schlussfolgerungen gezogen werden können. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass dies später im Jahr 2025 der Fall sein wird.  In Bezug auf das Umsatzpotenzial fällt Roche aber auch hier im Konkurrenzvergleich ab. «Folglich belassen wir die Spitzenverkäufe der potenzielle Medikamente unverändert bei Novartis mit Remibrutinib bei einer Milliarde Dollar, Sanofi mit Tolebrutinib bei 0,9 Milliarden Euro und Roche für Fenebrutinib bei 0,59 Milliarden Franken.» Damit hat das Roche-Medikament das tiefste Umsatzpotenzial unter den drei Pharma-Schwergewichten. 

Die Zürcher Kantonalbank hält immerhin am Rating «Übergewichten» fest. Aber das Fazit beim Blutdrucksenker Zilebesiran sowie dem tieferen Umsatzpotenzial bei den MS-Medikamenten im Konkurrenzvergleich zeigt, wie lang und steinig der Weg von Roche zurück zu einer erfolgreichen Zukunft noch sein kann. 

Thomas Daniel Marti
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