Steigende Zinsen, Inflation und volatile Märkte: Für viele Anleger sind momentan viele Gründe vorhanden, sich von Wachstumsaktien fernzuhalten und ihre Beträge in defensivere Werte zu investieren. In so einer Situation werden auch Aktien, welche eine hohe Dividende abwerfen, noch attraktiver. Zu diesem Schluss kommt die Credit Suisse-Fondsmanagerin Aude Scheuer in einem aktuellen Marktkommentar.

Dividenaktien, welche lange Jahre noch als “langweilig” galten, feiern ein Comeback, schreibt die CS-Autorin. Da die Unsicherheit am Markt seit Anfang des Jahres zugenommen hätte, rücke der Dividenden-Anlagestil wieder ins Scheinwerferlicht und habe begonnen, den Markt outzuperformen.

"In einem Umfeld schwächeren globalen Wirtschaftswachstums erwarten wir, dass sich das Gewinnwachstum verlangsamt und die Renditen an den Aktienmärkten höchstwahrscheinlich moderater ausfallen werden", so die Studie. Daher dürften nachhaltige und hohe Dividenden für einen erheblichen Teil der Gesamtrendite verantwortlich sein.

In einem unsicheren Marktumfeld bieten Dividendenaktien eine grössere Stabilität beim Kursverlauf als diejenigen, welche auf Wachstum ausgerichtet sind. Und auch wenn es dem Gesamtmarkt schlecht ergeht, zahlen Firmen dennoch oft Dividenden, was mehr Sicherheit für das Portfolio bedeutet.

Dividenden-Abwurf fürs Kapitalmanagement

Dividendenrenditen machen bei Aktien langfristig einen Grossteil der Gesamtrendite aus. Mit Blick auf den "MSCI World Index" zwischen 2001 und Ende April 2022 machte die Dividendenrendite 40 Prozent der Gesamtrendite aus (siehe Abbildung unten). Für die europäischen Märkte betrug die Dividendenrendite sogar 78 Prozent der Gesamtrendite, rechnet die CS vor.Gerade in Zeiten, wenn sich die Märkte schwach verhalten, gewinnen die Ausschüttungen an Aktionäre an Stellenwert.

Annualisierte Erträge durch Kurse und Dividendenrenditen in Prozent von Dezember 2000 - April 2022 (Grafik: Credit Suisse).

Doch die Dividenden nützen nicht nur den Anlegern: Der Dividenden-"Abwurf" eines Unternehmens gehört meistens auch zum aktiven Kapitalmanagement dazu. Die Umwandlung überschüssiger Barmittel in Dividenden verringert den verschwenderischen Umgang mit dem Kapital. Dies hilft wiederum, um sich gut gegen mögliche Kursverluste stemmen zu können, da sich eine Dividendenauszahlung auch positiv auf den Aktienkurs auswirkt.

Hinweis auf bewährte Firmenstruktur

Doch Dividenden können auch Vertrauen schaffen: Wenn ein Unternehmen auf stabile Art und Weise Dividenden auszahlen kann, bedeutet dies, dass die Geschäftsleitung Vertrauen in ihre eigene Firmenstruktur besitzt und an die Stabilität glaubt.  Es zeugt auch davon, dass das Unternehmen fest an den zukünftigen Gewinn glaubt und man sicher ist, dass man die Umsätze nicht sofort wieder neu zu investieren braucht. 

Oftmals haben diese Unternehmen auch schon bereits mehrere schwierige Wirtschaftsphasen durchgestanden. Auf diesen Erfahrungswerten aufbauend, hat man sich entsprechend auch auf ein Niveau für die Dividende geeinigt, welches man langfristig auch auszahlen kann.

Doch es sollte auch darauf geachtet werden, welche Qualität die Dividende genau besitzt: Gewisse Unternehmen müssen in Abschwungphasen ihre Dividenden kürzen. "Daher kann eine sehr gründliche Qualitätsprüfung von Vorteil sein", so die CS. Denn nur so wird die Sicherheit auch in schwierigen Wirtschaftszeiten auch wirklich gewährleistet.