Die Aktien von Roche büssen am Freitag rund 0,8 Prozent auf 247,10 Franken ein. Novartis hingegen legt mehr als 0,85 Prozent zu und kostet 93,83 Franken. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI notiert 0,3 Prozent höher. 

Angetrieben werden die Kursreaktionen von der Einschätzung durch Morgan Stanley. Die US-Bank geht bei Roche auf Underweight von zuvor Equal-weight und senkt das Kursziel auf 245 (zuvor 286) Franken. Gleichzeitig stuft der zuständige Analyst von Novartis jene Aktien auf Equal-Weight von Underweight herauf. Das Kursziel erhöht sie um 9 Franken auf 100 Franken. 

Die Wachstumsqualität von Novartis sei attraktiver als bei Roche, lautet die Begründung der Morgan-Stanley-Analystin. Es herrsche zunehmender Wettbewerbsdruck, Verzögerungen bei neuen Produkteinführungen sowie bevorstehende risikobehaftete Pipeline-Updates, die zu deutlich negativen Gewinnerwartungsanpassungen bei Roche führen dürften. Es fehle an überzeugendem Pipeline-Schwung - wohl auch 2026 -, während die Sorgen über auslaufende Patente am Markt zunähmen, schreibt die Analystin. Ohne grössere externe Zukäufe dürfte es schwierig werden, das aktuelle Wachstumstempo zu halten. 

Für Novartis argumentiert der verantwortliche Analyst, dass die Ergebnisse des zweiten Quartals 2025 zwar nicht die von den Anlegern erhoffte Anhebung der Umsatzguidance geliefert hätten, aber die Qualität des mittelfristigen Wachstums bis 2029 habe sich verbessert. Und insgesamt verfüge Novartis über die Bilanzstärke, um die Geschäftsentwicklung zu beschleunigen. 

Ein weiterer Dämpfer also für Roche in einer bereits schwierigen Zeit. Die Genussscheine haben in einer Woche mehr als 3 Prozent eingebüsst. Bereits gestern stufte die Bank Vontobel die Papiere aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten und einer volatilen Pipeline, von «Kaufen» auf «Halten» zurück und reduzierte das Kursziel von 299 Franken auf 268 Franken.  

Noch gelten keine Zölle für Pharmaprodukte, allerdings drohte Trump zuletzt für die Branche mit mittelfristig deutlich höheren Abgaben und will generell tiefere Medikamentenpreise durchsetzen. 17 Pharmakonzerne auf der ganzen Welt haben 60 Tage Zeit, um ihre Medikamentenpreise auf dem US-Markt zu senken. Laut Vontobel wird die Erfüllung der Anforderungen der USA einige Zeit in Anspruch nehmen, was zunehmend Druck ausübt. 

Vor wenigen Tagen hiess es jedoch von Roche, man sei auf mögliche Zölle vorbereitet und zuversichtlich, dass etwaige Auswirkungen zu bewältigen wären. «Mit verstärkten Produktionskapazitäten in den USA und proaktiven Massnahmen wie Lagerbestandsanpassungen und Technologietransfers arbeiten wir daran, den ununterbrochenen Zugang zu unseren Produkten sicherzustellen.»

Seitens Novartis hiess es: «Wir bleiben unverändert unserem Ziel verpflichtet, Wege zu finden, den Zugang und die Bezahlbarkeit für Patientinnen und Patienten zu verbessern.» Im Gegensatz zu Roche hielt sich der Kursverlust in Grenzen. So verloren die Aktien innerhalb einer Woche nur rund 1,21 Prozent. Spekulationen um eine potenzielle Übernahme der US-amerikanischen Biotech Firma Avidity Biosciences hatten hier entgegengewirkt. 

Andere Analysten sind ihren Ratings auch nach den Zoll-Ankündigungen treu geblieben. So überwiegen die Kaufempfehlungen (51 Prozent) für Roche nach wie vor. Bei Novartis hingegen sind über die Hälfte der Experten mit «Halten» vertreten, während ein Drittel den Kauf empfiehlt. Das durchschnittliche Kursziel von 100,34 Franken liegt klar über dem derzeitigen Kursniveau. Auch bei Roche impliziert das Preisziel von 298,64 Franken Aufwärtspotenzial. 

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