Dass die Kursverluste gegenüber dem Dollar nicht höher ausfielen, hängt mit dem schwachen Arbeitsmarkt in Übersee zusammen. Die am letzten Freitag publizierten Zahlen zum Jobwachstum fielen enttäuschend aus. Zudem wurden die Zahlen für die zwei Vormonate deutlich nach unten revidiert.
Die Ökonomen von Goldman Sachs meinten am Wochenende in einer Stellungnahme, die Abwärtskorrektur des Lohnwachstums für die vorangegangenen zwei Monate im Juli-Bericht war eine der stärksten seit 1960 und erfolgte parallel zu mehreren Monaten zuvor, in denen es bereits zu Abwärtskorrekturen gekommen war. «Abwärtskorrekturen dieser Grössenordnung sind ausserhalb einer Rezession selten vorgekommen», betonen die Experten der US-Investmentbank.
Ob es in den USA zu einer Rezession kommt, bleibt offen. Der Markt geht nun von zwei Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed in diesem Jahr aus. Das spräche gegen eine markante Aufwertung des Dollars zum Franken, auch wenn die Zinsdifferenz weiterhin signifikant ist. Werden die Inflationsraten der Schweiz und der USA herangezogen, hält sich die Differenz aber weiterhin im Rahmen.
Bleibt der Franken ein sicherer Hafen?
Der Mythos des Frankens als sicherer Hafen werde durch den Zoll von Trump nicht an Strahlkraft verlieren, betont Thomas Stucki, Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank, in einer Kundennotiz am Montag. Sollte die US-Wirtschaft stärker auf die Handelspolitik der Regierung reagieren oder die politischen Rundumschläge der Amerikaner noch an Willkür und Stärke zulegen, würde die Unsicherheit an den Finanzmärkten zunehmen.
In einem solchen Umfeld werde der Franken gesucht sein - tiefen Zinsen und hohen US-Zöllen zum Trotz. «Auf eine Abschwächung des Frankens zu spekulieren, weil die US-Zölle die Schweizer Wirtschaft belasten, ist kein erfolgversprechender Trade», meint der Anlagechef der St. Galler Kantonalbank.
Die Marktteilnehmer sind gespaltener Meinung, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins unverändert belässt oder im September oder Dezember eine neuerliche Reduktion um 0,25 Prozent in den negativen Bereich vornimmt. Josie Anderson, Ökonomin von Nomura Securities, erwartet eine weitere Leitzinssenkung der SNB um 25 Basispunkte im September. Diese Leitzinsprognose hänge jedoch stark von den laufenden Zollverhandlungen und der Entwicklung des Frankenkurses ab.
Die Nomura-Expertin basiert ihre Einschätzung auf der Erwartung einer niedrigeren Inflation als in der SNB-Prognose. Ein Wachstumseinbruch durch US-Zölle auf Exporte würde das Wirtschaftswachstum wahrscheinlich schwächen und weiteren Deflationsdruck auslösen, was die Wahrscheinlichkeit einer Senkung des Leitzinses auf einen negativen Wert erhöhe, so Anderson von Nomura.
Für Stucki von der St. Galler Kantonalbank hängt die hiesige Zinsentwicklung stark vom Wechselkurs ab. Der Experte betont, dass Zinssenkungen den betroffenen Unternehmen nicht viel nützen. Geholfen wird damit vor allem dem Immobilienmarkt, der die Hilfe als lokaler Markt nicht benötigt. Daher rückt die Haltung der Schweizer Währungshüter gegenüber dem Franken in den Vordergrund.
Eine Schwächung des Frankens durch die SNB mittels Devisenmarktinterventionen über eine längere Zeit ist unwahrscheinlich. Dazu müsste die hiesigen Währungshüter bereit sein, unbeschränkt Devisenreserven aufzubauen und den Zorn der Amerikaner auf sich zu ziehen. «Die Nationalbank wird sich jedoch gegen eine Aufwertung des Frankens wehren, wobei das nicht einfach sein wird, wenn die Amerikaner das Vertrauen in den US-Dollar weiter untergraben.» Punktuelle Interventionen seitens der SNB würden aber zahlreicher werden, so Stucki von der St. Galler Kantonalbank.
1 Kommentar
Unabhängig vom der Meinung der Amerikaner wird die SNB gezwungen sein Devisen aufzubauen, um den Franken zu schwächen. Es sei denn, dass sie eine massive Schwächung der Exportwirtschaft in kauf nehmen will.