Gestern Dienstag spielten sich im späten Handel bei Temenos teils dramatische Szenen ab. Innerhalb weniger Minuten schnellte der Aktienkurs des Bankensoftwareherstellers um fast 10 Prozent nach oben und stiess vorübergehend in die Nähe von 129 Franken vor. Dabei wurde die Avance von stark anschwellenden Volumina genauso wie von aggressiven Käufen in diversen Call-Warrants begleitet.

Eineinhalb Stunden nach Börsenschluss folgte dann die Erklärung: Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, will der skandinavische Finanzinvestor EQT das Genfer Unternehmen übernehmen. Es wäre wohl einer der grössten Firmenkäufe eines Finanzinvestors überhaupt.

Gespräche angeblich noch in einem frühen Stadium

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 142,65 Franken gewinnt die Temenos-Aktie zur Stunde noch 8,9 Prozent auf 133,70 Franken.

Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, wollen die Autoren im Bloomberg-Artikel denn auch explizit verstanden wissen, dass sich die Gespräche in einem frühen Stadium befinden und noch keine Einigung erzielt worden sei. Jetzt in der Hoffnung auf eine satte Übernahmeprämie einzusteigen, habe deshalb ganz klar spekulativen Charakter, so der Tenor.

Denselben Beobachtern zufolge ranken sich nicht zum ersten Mal Übernahmegerüchte um Temenos. In der Vergangenheit sei allerdings eher industriellen Käufern wie den beiden Softwaregiganten SAP oder Microsoft ein Interesse an den Genfern nachgesagt worden.

Die Zürcher Kantonalbank äussert die Vermutung, dass EQT bei einer fremdfinanzierten Übernahme vor allem an den wiederkehrenden Umsätzen interessiert sein dürfte. Die Aktie werde allerdings schon heute mit dem 21-fachen der wiederkehrenden Umsätze bewertet, was relativ teuer sei. Zudem habe Temenos im Vergleich zu anderen Softwareanbietern mit 53 Prozent einen vergleichsweise tiefen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen. Die Zürcher Kantonalbank stuft die Aktie deshalb wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Auch für Bryan Garnier ist noch immer alles offen. Zumindest was das stark fragmentierte Aktionariat von Temenos anbetrifft, sieht er keine grösseren Hürden für EQT. Wie er festhält, sind der Financier Martin Ebner und seine Frau Rosmarie mit gut 10 Prozent die grössten Einzelaktionäre des Unternehmens. Bryan Garnier rät mit einem Kursziel von 162 Franken zum Kauf der Aktie und für diese sogar auf der Liste der "Top Picks".

Es könnten bis zu 165 Franken je Aktie drin liegen

Nicht völlig aus dem Blauen dürften die erneuten Spekulationen für Julius Bär kommen. Die Zürcher Bank hielt vergangene Woche selbst nach den eher etwas enttäuschenden Drittquartalszahlen an ihrer Kaufempfehlung für die Temenos-Aktie fest. Unter anderem begründete sie das 165 Franken lautende Kursziel mit der grossen Wahrscheinlichkeit, dass der Bankensoftwarehersteller übernommen werden könnte (der cash Insider berichtete).

Wird Temenos nun zum heissen Übernahmekandidaten?

In der Region von 165 Franken könnte denn auch ein mögliches Angebot an die Aktionärinnen und Aktionäre liegen, sollte es tatsächlich zur Übernahme kommen. Das bisherige Rekordhoch reicht sogar fast auf 185 Franken. Jegliche Wetten auf eine satte Prämie für die Aktionärinnen und Aktionäre seien jedoch höchst spekulativ, wie es aus dem Handel weiter heisst.