Am Mittwoch verringerte die US-Notenbank zum zweiten Mal in Folge die Zinsen um 25 Basispunkte, um der globalen Wachstumsverlangsamung entgegen zu halten. Tiefe Zinsen geben in der Regel den Aktien einen Schub, doch davon ist bisher nichts zu spüren: Die US-Aktienmärkte zeigten sich als Reaktion auf die Senkung kaum verändert.

"Die Zinssenkung wurde vom Marktkonsens so erwartet", sagt dazu Olaf van den Heuvel, Anlagechef von Aegon Asset Management, der Vermögensverwaltungsgesellschaft des niederländischen Versicherers Aegon. Der Markt schaue bereits voraus und auf der US-Notenbank laste der Druck, schnell und aktiv zu sein. Denn: "Der jüngste Zinsschnitt reicht noch nicht aus, um die Wachstumsschwäche zu lösen, der Markt erwartet hier noch etwas mehr", führt van den Heuvel im Interview mit cash aus.

In der kurzen Frist sieht van den Heuvel nun zwei Haupttreiber für die Aktienmärkte: Die Markterwartungen über die künftige Zinspolitik der Notenbanken und die Entwicklung an der Handelsstreit-Front. Die aktuelle Wachstumsschwäche, in den USA und global, sei vor allem ein Problem des verarbeitenden Gewerbes. Dieses wiederum ist stark vom Handel abhängig, welcher derzeit unter dem Konflikt zwischen China und den USA leidet.

Es führt kein Weg an Aktien vorbei

Wie sollen sich Anleger in diesem Umfeld positionieren? "Aktien sind noch immer attraktiv und sollten einen wichtigen Bestandteil eines jeden Portfolios bilden", rät van den Heuvel. Der Bereich der festverzinslichen Anlagen, also Anleihen, hingegen werde auch weiterhin kaum Rendite abwerfen und diene höchstens der Portfolioabsicherung.

Aktienseitig setzt der Anlageprofi derzeit auf Wachstumstitel, auch Tech-Werte - die häufig als Wachstumstitel gelten - seien "wahrscheinlich" wieder attraktiv. Substanzwerte hingegen dürften es weiterhin schwierig haben. Schon eine Weile hinken Substanz- den Wachstumswerten hinterher. Vereinfacht gesagt liegt der Unterschied der beiden Aktientypen in deren Bewertung: Wachstumsaktien sind hoch bewertet, da künftig ein starkes Wachstum erwartet wird. Substanzwerte hingegen erscheinen günstig, was aber meist mit den nicht sehr aussichtsreichen Aussichten in der nahen Zukunft zu tun hat.

Bezüglich Investmentregion hat van den Heuvel von Aegon Asset Management, die 339 Milliarden Euro an Kundengeldern verwaltet, einen klaren Favoriten: "Wir präferieren US-Aktien, da dort das Wachstum attraktiv ist." Hingegen sei Aegon Asset Management etwas vorsichtiger bei Aktien in China und Japan, während man bezüglich Europa gemischte Gefühle habe.

Das Wachstum auf dem alten Kontinent werde weiterhin tief bleiben. Doch seien die Dividendenrenditen in Europa äusserst attraktiv. "Als diversifizierter Investor kann man auch europäische Aktien halten, in den USA ist das Aufwärtspotenzial jedoch grösser", so van den Heuvel.

Im cash-Video-Interview sagt Olaf van den Heuvel auch, weshalb der Schweizer Aktienmarkt für internationale Investoren durchaus seinen Reiz hat.

Das Interview entstand im Rahmen einer Pressereise, die von Aegon Asset Management organisiert wurde.