LafargeHolcim konnte im vierten Quartal 2017 als Lichtblick den Umsatz zwar um 2,7 Prozent steigern, unter dem Strich resultiert wegen Wertberichtigungen jedoch ein hoher Jahresverlust von 1,68 Milliarden Franken. Damit hatte im Vorfeld kaum jemand gerechnet. An der Schweizer Börse wird dies negativ aufgenommen, die Aktie gibt am Freitag über 4 Prozent nach.

Dennoch ist CEO Jan Jenisch ist zufrieden: "Wir haben ein gutes Geschäftsjahr gehabt mit fast 5 Prozent Wachstum und mit einem überdurchschnittlichen Betriebsergebnis von über 6 Prozent", sagt er im Video-Interview mit cash. Es handle sich schlussendlich nur um einen "technischen Verlust", da einige Länderpositionen, etwa Algerien oder Brasilien, neu bewertet worden seien, um die Bilanz an die Marktbedingungen anzupassen.

Stabil bei zwei Franken pro Aktie gehalten wird die Dividende. Die aktuelle Rendite beträgt somit 3,6 Prozent. Gleichzeitig soll aber das Aktienrückkaufprogramm vorzeitig beendet werden. Viele Experten werten die gleich hohe Dividende zwar positiv, der eine oder andere Anleger hatte indes gar auf eine Erhöhung gehofft. Denn der Gewinn pro Aktie erhöhte sich ohne Wertverminderungen und Devestitionen um 11,9 Prozent.

Gleichzeitig wird das Aktienrückkaufprogramm gestoppt. Betreibt LafargeHolcim keine aktionärsfreundliche Politik? Jenisch winkt ab: " Wir haben eine sehr attraktive Dividende", so der Chef des Baustoffherstellers. Bezüglich Cashflow sei man jedoch noch nicht im gewünschten Bereich. 2017 belief sich dieser auf 1,7 Milliarden Franken, soll mit der neuen Strategie 2022 aber deutlich gesteigert werden. "Und dann wird die Dividende auch steigen", verspricht Jenisch.

Starkes Wachstum wird angestrebt

Im Rahmen der heutigen Pressekonferenz zu den Zahlen 2017 gab LafargeHolcim erstmals die neue strategische Ausrichtung bekannt, die deutlich die Handschrift des seit 1. September 2017 amtierenden Jenisch trägt. Unter dem Motto "Building for Growth" soll das profitable Wachstum vorangetrieben und gleichzeitig das Geschäft vereinfacht werden. Während die Baubranche gemäss Angaben von LafargeHolcim jedes Jahr weltweit 2 bis 3 Prozent wächst, will der Zementkonzern 3 bis 5 Prozent - also über dem Markt - zulegen.

Diese Strategie steht ganz klar im Gegensatz zum vorherigen Motto "Marge statt Wachstum" unter Jenischs Vorgänger Eric Olsen. "Wenn man schrumpfende Volumina hat, muss man sicherlich die Marge vorne ran stellen", sieht Jenisch durchaus Sinn in der alten Strategie, die während der Verschmelzung von Lafarge und Holcim galt. "Doch jetzt jetzt ist das abgeschlossen und wir brauchen ganz klar eine Wachstumsstrategie."

Nicht nur Wachstum, sondern auch Kosteneffizienz wird unter der neuen Führung grossgeschrieben. Durch eine Vereinfachung der Konzernstruktur sollen Kosten gespart werden. 35 Märkte werden neu direkt der Konzernleitung unterstellt sein, praktisch eine ganze Managementebene fällt dabei weg. Bis 2019 soll dieses Programm abgeschlossen werden und die Vertriebsgemeinkosten um 400 Millionen Franken im Jahr senken. Die Konzernstandorte in Miami und Singapur werden geschlossen.

"Ich bin froh, dass wir schlanker werden", sagt Jenisch dazu. Gleichzeitig fügt er an, dass aktuell keine weiteren Schliessungen geplant seien.

Im cash-Video-Interview äussert sich Jan Jenisch ausserdem zu seinem Abschied bei Sika. Beim Bauchemiekonzern, wo seit längerem ein Übernahmestreit im Gang ist, war Jenisch bis Mitte des vergangenes Jahres.