Eigentlich müsste man den Konsumenten einen Dank aussprechen. Sie haben 2019 dafür gesorgt, dass die Weltwirtschaft trotzt sinkender Auftragslage und trotzt grossen geo- und handelspolitischen Unsicherheiten nicht in eine Rezession abgerutscht ist. "Die Konsumenten haben die Rezession abgewendet", erklärt Anastassios Frangulidis, Chefstratege von Pictet Asset Management, im cash-Börsen-Talk. Vor allem die US-Konsumenten hätten die noch immer wichtigste Volkswirtschaft der Welt dadurch gestützt.

Dass sie dazu überhaupt in der Lage sind, hat mit dem Tiefzinsumfeld zu tun. Konsumenten zahlen für die Bedienung ihrer Schulden so wenig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das überschüssige Geld fliesst in den Konsum und stützt somit die Konjunktur. "Solange vor allem die Amerikaner nicht sparen müssen, ist die Rezessionsgefahr gering", sagt Frangulidis.

Links: Vertrauensindex der Konsumenten (grün) höher als jener der Unternehmen (rot). Rechts: Schuldendienstquote der Haushalte auf absolutem Tief, Quelle: Pictet Asset Management. 

Pictet geht für 2020 von einem moderaten globalen Wachstum aus. Dabei prognostiziert die Privatbank der US-Wirtschaft ein gedämpftes Wachstum im Vergleich zur übrigen Welt. Der Schweiz attestiert die Privatbank für 2020 ein Wachstum von 1,4 Prozent.

USA zu hoch bewertet

Was heisst das für die Aktienmärkte 2020? Frangulidis hat da klare Favoriten: "Wir favorisieren für das nächste Jahr die europäischen Märkte, die Schweiz, aber auch Schwellenländer." Den US-Aktienmarkt hält der Pictet-Experte mittlerweile für zu hoch bewertet, weswegen er hier zukünftig eher zur Zurückhaltung rät. Um die hohen Kurse zu rechtfertigen, müsse das Land höhere Wachstumsraten aufweisen und die Unternehmen ihre Gewinne weiter ausbauen. "Beides sehen wir derzeit nicht", sagt Frangulidis.

Global rechnet Pictet bei den Aktienmärkten mit "mittelmässig positiven Renditen". Auf die Frage, was das konkret bedeute, antwortet der Pictet-Chefstratege auf der Medienkonferenz: "Wir rechnen im nächsten Jahr mit Renditen um die fünf Prozent." Da die Weltwirtschaft punkto Konjunkturabschwächung das Schlimmste überstanden habe, wolle man sich für 2020 weniger auf defensive Titel fokussieren.

Wer Alternativen zu Aktien sucht, dem rät Frangulidis zum Kauf von Anleihen von Schwellenländern. "Diese profitieren von einer günstigeren Bewertung, weisen zudem höhere Wachstumsraten aus und sie profitieren von einem schwächer werdenden Dollar im nächsten Jahr." Auch ein Investment in Gold sollte sicher wegen des abwertenden Greenbacks lohnen, so Frangulidis.

«Franken unterbewertet»

Während die Privatbank dem US-Dollar zukünftig tiefer sieht, relativiert sie weitverbreitete Ängste, dass ein stärkerer Franken die Konjunktur in der Schweizer gefährden könnte. Der Euro-Franken-Kurs habe sich in den letzten zehn Jahren nicht massiv verändert, während die Inflation hierzulande deutlich tiefer ausgefallen sei als in der Euro-Zone, so Frangulidis. "Real gesehen ist der Franken also definitiv nicht teurer geworden." Laut dem Pictet-Chefstrategen ist der Franken sogar unterbewertet.

Bei einem Euro-Franken-Kurs von 1,04 sei die Schweizer Währung laut dem Pictet-Experten fair bewertet. Damit wäre der Franken derzeit etwa 4 bis 5 Prozent unterbewertet gegenüber dem Euro. Für Frangulidis heisst das: "Die Schweizer Wirtschaft könnte auch mit einem höheren Frankenkurs leben."

Im cash-Börsen-Talk erklärt Pictet-Chefstratege Anastassios Frangulidis ausserdem, warum die Aktienmärkte trotz hoher Bewertungen und billigen Geldes nicht überbewertet sind und warum man trotz zehnjähriger Börsen-Hausse noch immer guten Gewissens in Aktien investieren kann.