"Die starke Performance der Börse basiert vor allem auf den tiefen Zinsen der Notenbanken, aber auch etwas auf der Hoffnung, dass der Handelsstreit irgendwann beigelegt werden kann". Das sagt Christoph Sax im cash-Börsen-Talk zur aktuellen Situation an den Aktienmärkten. Nur könne nach dem enormen Unterstützungsschub geldpolitisch nicht mehr viel kommen, ausserdem erschwere die fehlende Visibilität im Zollstreit die Planbarkeit der Unternehmen.

Entsprechend ist Christoph Sax über das weitere Potenzial des Swiss Market Index (SMI) eher vorsichtig: "Die Luft ist definitiv sehr dünn geworden, wir stehen aber nicht vor dem grossen Absturz", prognostiziert er. Stützend seien etwa die jüngsten Quartalszahlen, Unternehmen hätten im Rahmen des Möglichen "recht solide" Ergebnisse geliefert. Drei bis vier Prozent Gesamtertrag lägen an der Börse in diesem Jahr noch drin, was den Leitindex immerhin sehr nahe an die magische 10'000-Punkte-Marke bringen würde.

Der SMI hat seit Jahresbeginn bereits um über 13 Prozent zugelegt und Ende April ein neues Allzeithoch bei fast 9800 Punkten erreicht. In der laufenden Woche geht es nun zwei Prozent talwärts auf weniger als 9600 Punkte. Am Sonntag hatte Donald Trump auf Twitter gegenüber China einen schärferen Ton eingeschlagen, ab Ende dieser Woche werden die Importzölle für bestimmte Produkte von 10 auf 25 Prozent erhöht.

Kursentwicklung des Swiss Market Index (SMI) seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Zwar rät Sax nun sektorentechnisch vermehrt auf defensive Sektoren wie Gesundheit, Pharma oder Konsumgüter zu setzen. Doch sieht er selektiv auch Einstiegsmöglichkeiten im zyklischeren Industriebereich. Er legt seinen Fokus dabei auf Unternehmen, die von der Börse in letzter Zeit nicht honoriert worden sind, aber auf operativer und strategischer Ebene Fortschritte machen würden.

Drei Aktien mit Potenzial

Eine solche Einstiegsmöglichkeit sieht Sax bei Georg Fischer: "Sie haben ihr Portfolio bereinigt und sind nicht so stark vom Automobilsektor abhängig, wie vielfach angenommen wird", sagt er über die Schaffhauser Industriefirma. Mit dem Geschäft für Rohrleitungssysteme verfüge Georg Fischer auch über eine sehr solide und eher defensive Sparte. Diese Division "Piping Systems" gilt auch als rentabler als die anderen beiden Geschäftsbereiche "Casting Solutions" und "Machining Solutions" und macht inzwischen über 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

An der Börse musste Georg Fischer mit minus 25 Prozent in den letzten 12 Monaten untendurch. In diesem Jahr konnte ein Teil der Verluste wett gemacht werden. Die Firma hatte vergangenen Dezember zwei Eisengusswerke in Deutschland abgestossen, die zuvor für rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich waren. Das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei geschätzten 14, die Dividendenrendite beträgt 2,6 Prozent.

Potenzial ortet Chefökonom Sax auch beim Zementriesen LafargeHolcim sowie beim Verpackungsmaschinenhersteller Bobst. Ersterer reduziere mittels Devestitionen systematisch die Verschuldung, während bei letzterem das Management die internen Probleme der jüngsten Vergangenheit in den Griff bekäme und die Auftragseingänge erfreulich seien.

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Christoph Sax ausserdem über die gestiegene Rezessionsgefahr in den USA, zu den Erstquartalszahlen am Schweizer Aktienmarkt und zu den derzeitigen Anlagealternativen zu Aktien.