Das Thema Altersvorsorge wird immer wichtiger, wie AXA Investment Managers Schweiz in ihrem Ruhestandsmonitor festhält. Während im Jahr 2013 noch 71 Prozent der Befragten in einer Umfrage der Meinung waren, das Thema Vorsorge sei wichtig, sind es heute 80 Prozent.

Es zeigt sich über die letzten Jahre ausserdem immer deutlicher, dass der Bezug der ganzen Pensionskassengelder in Form einer Einmalzahlung bei Eintritt in den Ruhestand offenbar an Beliebtheit verliert. Waren es 2021 noch 17 Prozent, die sich für den Bezug des gesamten Kapitals entscheiden zu wollen, gaben 2023 noch 13 Prozent an, dies zu beabsichtigen. Das sagte Werner Rutsch, Mitglied er Geschäftsleitung AXA Investment Managers Schweiz, an einer Medienkonferenz am Dienstag. Anzufügen bleibt in diesem Zusammenhang, dass der ganze Bezug der Pensionskassengelder nicht von allen Kassen in der Schweiz ermöglicht wird.

Auffällig in der Studie ist aber die Diskrepanz zwischen der Wahl der Einmalauszahlung und den effektiven Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BfS). Laut BfS bezogen im Jahr 2021 36 Prozent ausschliesslich Kapital aus der Pensionskasse, was deutlich mehr sind als die 17 Prozent in der Umfrage der AXA im gleichen Jahr.

Dies dürfte laut Rutsch auf zwei Faktoren zurückzuführen sein. Erstens zeigt die langfristige Studienauswertung über die letzten 20 Jahre, dass nach einem guten Börsenjahr eine klare Tendenz dazu bestand, das Kapital zu beziehen. Entsprechend sei es wenig erstaunlich, dass nach der erfreulichen Börsenentwicklung im Jahr 2021 ein höherer Anteil einen einmaligen Kapitalbezug im Folgejahr 2022 wählte. 

Ein weiterer Grund dürfte gemäss Rutsch sein, dass viele Versicherte erst bei Eintritt ins Rentenalter sehen, wie bescheiden die monatliche Rente ausfällt und deshalb den vollständigen Kapitalbezug favorisieren. Die Studie zeigt denn auch klar auf, dass Personen mit tieferer Kaufkraft sowie die untere Mittelklasse - diese Gruppe macht gemäss AXA die Hälfte der Bevölkerung aus - eine Deckungslücke von bis zu 20 Prozent aufweisen, um ihren Lebensstandard halten zu können. 

Obwohl eine deutliche Mehrheit der Pensionskassen den vollständigen Bezug des Alterskapitals erlauben, sind die Pensionskassenstiftungen gemäss Gesetz nur zur Einmalauszahlung von 50 Prozent des Altersguthaben an die Versicherten verpflichtet. In der Vergangenheit haben viele Versicherung diesen vollständigen Bezug allerdings begrüsst, da es für die Pensionskassen schwierig war, in einem Negativzins-Umfeld attraktive Renditen zu erwirtschaften. Entsprechend haben die Pensionskassen auch ihre Immobilienanlagen aufgestockt, um den negativen Renditen, zum Beispiel bei den Frankenobligationen des Bundes, zu entgehen. 

Die beliebteste Form ist weiterhin die monatliche Rente. Knapp 47 Prozent wünschen sich diese Form, während ein Viertel einen Teilbezug und monatliche Rente bevorzugt. 

Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermassen gefordert

Mit der beinahe Pleite gegangenen Credit Suisse haben sich die Fragen um die Sicherheit der Vermögen in der 2. Säule seit Beginn des Jahres akzentuiert. Gemäss AXA-Studie verfügen Versicherte nur über ungenügendes Wissen, wie sicher die Pensionskassengelder sind. Nur gerade sechs von zehn Versicherten sind der Meinung, dass Pensionskassen sicher sind. Gerade bei Personen mit einem tieferen Einkommen schwindet das Sicherheitsgefühl. Wer nun daraus aber ableitet, dass der obere Mittelstand und die reichsten fünf Prozent besser informiert sind, täuscht sich. Bei der Frage, was im Konkursfall mit der Pensionskasse passiert, konnte ein Drittel dieser Gruppe keine Antwort geben.  

Der Konkurs einer Pensionskasse ist heute nicht möglich. Gemäss Gesetz müssen Schweizer Pensionskassen in der Form einer Stiftung, einer Genossenschaft oder einer Einrichtung des öffentlichen Rechts organisiert und selbstständig sein. Die Ausweisung des Vorsorgevermögens als blosser Bilanzposten in der Jahresrechnung des Arbeitgebers ist nicht erlaubt. Das heisst, dass im Konkursfall des Unternehmens die Pensionskassengelder sicher sind. Zwar mussten Pensionskassen in der Vergangenheit nach Betrugsfällen oder wegen Unterdeckung saniert werden. Diese hatte allerdings keinen Einfluss auf die Leistungen der Pensionskasse gegenüber den Versicherten, wie Rutsch erklärte.

Am meisten vertrauen Versicherte in Bezug auf Informationen zur Pensionskasse den Arbeitgebern - vor den Medien, den politischen Parteien oder den auf dem letzten Platz liegenden sozialen Medien. Gerade dieser Vertrauensbonus sollte die Arbeitgeber anspornen, mehr und transparentere Informationen an die Versicherten abzugeben - für einige Versicherte ist die Pensionskassenstiftung eine Art Blackbox. So gibt es kaum Möglichkeiten, die erwirtschaftete Rendite mit anderen Pensionskassen zu vergleichen. Zwar geben gute Jahresberichte von Pensionskassenstiftungen sowie Sammelstiftungen einige Informationen her, aber eine übersichtliche und vor allem verständliche Einordnung ist oft nicht möglich. «Die Qualität der einzelnen Pensionskassen ist erschwert vergleichbar», hält Rutsch fest. 

Deshalb reicht es meistens nicht, den Vorsorgeauszug zu Beginn des Jahres und je nach Stiftung den Vorsorgebericht zur Verfügung zu stellen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass sich Arbeitnehmer nicht nur für das Thema Vorsorge im Allgemeinen interessieren sollten, sondern auch aktiv nachfragen, falls Fragen auftauchen. Dies ist für alle Versicherten angebracht, macht doch die 2. Säule einen grossen Anteil aus am Vermögen einer Privatperson bei Eintritt ins Rentenalter. 

Die Planung der Altersvorsorge ist gerade für einkommensschwache Personen von enormer Wichtigkeit, da in dieser Gruppe gemäss Studie die Beitragslücken am grössten sind. So will ein Teil diese Lücke mit erhöhten Sparmassnahmen im Rentenalter ausgleichen. Allerdings ist dieses Unterfangen schon fast hoffnungslos, wie cash hier berichtete. Gesamthaft betrachtet ist immerhin erfreulich, dass 64 Prozent auf diese Vorsorgelücke hin sparen. Die beliebteste Sparform ist die freiwillige 3. Säule, gefolgt von Sparkonto, Wohneigentum und Aktien- sowie Fondsanlagen. 

Den Informationen zu den Themen Vorsorge und Pensionskasse muss mit Blick auf die anstehenden Rentenreformen volles Gewicht geschenkt werden. Die AXA-Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der Befragten eine Rentenreform als notwendig erachten - und zwar querbeet durch alle Einkommensschichten.  

Thomas Daniel Marti
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