Ifo-Chef Clemens Fuest sieht die Aussichten für die in eine Rezession abgerutschte deutsche Wirtschaft weiter getrübt. "Es ist ein langer Weg zur Erholung", sagte er am Mittwoch auf einem Online-Forum der Industriestaatenorganisation OECD. Die Wirtschaft habe erst die Folgen der Corona-Krise verdaut: "Wir kommen eben aus diesem ziemlich tiefen Loch, haben nun so gerade eben das Vorkrisenniveau erreicht und stagnieren jetzt", fügte der Münchner Forscher hinzu.

Fuest sprach von einer "schwierigen Lage". Auch die Bundesregierung könne jetzt in der Konjunkturflaute nicht wie noch zu Pandemiezeiten für Impulse sorgen, da es auf der Angebotsseite hake.

Fuest verwies darauf, dass die im Ifo-Index gemessene Stimmung unter den Führungskräften der Wirtschaft im Mai gekippt sei, nach einer Erholungsphase im Frühjahr. Jetzt seien die Nachrichten aus der Wirtschaft wieder schlechter. Das habe unter anderem damit zu tun, dass zwar noch viele Aufträge in der Industrie da seien, doch relativ wenig nachkomme. Und auch der Konsum werde sich schwächer entwickeln: "Dies ist eine ziemlich unangenehme Lage, aus der man nicht herauskommt."

Schmälerung des Realeinkommen durch Inflation

Die OECD traut der Wirtschaft hierzulande in diesem Jahr denn auch kein Wachstum zu, sondern erst wieder 2024. "Die hohe Inflation schmälert die Realeinkommen und Ersparnisse", heißt es in der neuen Analyse der Industriestaaten-Organisation. 2023 werde die Wirtschaft stagnieren, nächstes Jahr dann um 1,3 Prozent wachsen - im langfristigen Schnitt beides schwache Werte.

Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, geht davon aus, dass es im zweiten Quartal in Richtung einer Stagnation gehen wird. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Januar bis März um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Im vorangegangen vierten Quartal 2022 war die Wirtschaftsleistung sogar um 0,5 Prozent gesunken. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession. 

(Reuters)