Die Elektroauto-Revolution stellt die Zulieferbranche auf die Probe - die einen kämpfen um ihre Zukunft, weil in der elektrischen Welt keine Zylinderkopfdichtungen oder Abgassysteme mehr benötigt werden, die anderen kommen beim Ausbau ihrer Kapazitäten nicht mehr hinterher. Zum Beispiel TE Connectivity. Das Schweizer Unternehmen stellt Stecker her, die Kabel mit allen möglichen Geräten im Auto verbinden, von Sensoren über Kraftstoff-Einspritzdüsen bis hin zu Unterhaltungselektronik, und die in Elektroautos noch deutlich mehr zum Einsatz kommen dürften als bei Verbrennern.

TE Connectivity ist wohl einer der grössten Autozulieferer, von denen die meisten Menschen noch nichts gehört haben. Mit einem Marktwert von 43 Milliarden Dollar ist TE allerdings grösser als Nissan und Renault zusammen - und mehr als dreimal so gross wie der Autozulieferer Continental.

2020 baute TE Connectivity für 125 Millionen Dollar eine neue Halle in dem Örtchen Wört an der Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern, ungefähr auf halber Strecke zwischen Nürnberg und Stuttgart. Dort werden Teile für Elektroautos gefertigt. Dazu sollen Zukäufe und Partnerschaften kommen, wie TE-Chef Terrence Curtin sagt. "Wir werden unsere Kapazitäten aufstocken." Schon jetzt machen Autoteile 40 Prozent des Umsatzes von TE aus. Insgesamt summieren sich die TE-Erlöse auf 15 Milliarden Dollar.

Auch andere Sensoren- und Steckerspezialisten wie Sensata Technologies, Amphenol oder Molex verzeichnen einen Boom. "Alle Autohersteller reden von einer Umstellung auf Elektromobilität und versprechen Reichweiten ihrer Autos", sagte William Kerwin, Analyst beim Ratinghaus Morningstar, der die Branche beobachtet. "Ohne Zulieferer wie TE schaffen sie das aber nicht."

Autohersteller und Zulieferer wurden nach Ansicht von TE-Chef Curtin gleichermassen von der explodierenden Nachfrage nach Elektroautos in Europa in den vergangenen beiden Jahren überrascht. Jetzt läuft die Aufholjagt. Die Produktion in der neuen Halle in Wört läuft mit doppeltem Tempo. Beflügelt wurden die Geschäfte von der Chipkrise: Viele Autobauer stellten Verbrennermodelle wegen der Knappheit hintenan und konzentrierten sich in erster Linie auf die Elektromodelle. Doch das bereitet TE durchaus auch Kopfzerbrechen. Denn offen ist, wie lange die Firmen das Tempo bei der Elektromobilität beibehalten und wann Hindernisse kommen - etwas das Auslaufen staatlicher Förderung, wie Curtin sagt.

Noch steht alles auf Wachstum. 2021 verdoppelten Elektroautos nach Berechnungen des Analysehauses JATO Dynamics ihren Marktanteil weltweit auf sechs Prozent, und der Anteil dürfte weiter steigen. Die steigende Nachfrage nach Software, Elektroauto-Teilen und Elektronik dürfte den Zulieferern zugute kommen. Die Beratungsfirma McKinsey geht davon aus, dass der europäische Zulieferer-Markt bis 2030 auf 330 Milliarden Euro steigt, von derzeit 216 Milliarden - die Firmen bauen ihre Kapazitäten aus, während sie gleichzeitig mit Engpässen bei Teilen wie Chips zu kämpfen haben. "Wir sehen eine doppelte Transformation", sagte McKinsey-Partner Timo Möller.

TE beschäftigt in Wört bislang 2200 Mitarbeiter und ist weiter auf der Suche nach Ingenieuren und Fachkräften. Neben grossen Steckern für Autobatterien soll auch das Geschäft mit kleineren Verbindern für Datenkabel ausgebaut werden. Weltweit betreibt das Unternehmen 29 Werke, in denen Autoteile gefertigt werden. Morningstar-Analyst Kerwin sagt, TE müsse mit den gleichen Risiken fertigwerden wie andere Firmen in zyklischen Branchen. "Die Aussage ist ganz klar, dass man auf Elektrifizierung setzen muss, wenn man Erfolg haben will."

(Reuters)