Das Bruttoinlandsprodukt werde im kommenden Jahr um 1,0 Prozent zulegen und damit langsamer als im Sommer mit 1,3 Prozent vorhergesagt, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Winterprognose der Kieler Forscher am IfW hervorgeht. Für 2025 wird unverändert mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent gerechnet, nachdem Europas grösste Volkswirtschaft zuvor zwei Jahre in Folge geschrumpft war. Für 2027 wurde die Prognose von 1,2 auf 1,3 Prozent angehoben.

«Die deutsche Wirtschaft hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert», lautet das Fazit der Forscher um Konjunkturchef Stefan Kooths. «Für mehr als ein mageres Plus reicht es aber bislang nicht.» Künftig setze die expansive Finanzpolitik dann Impulse. Das vergleichsweise hohe Wachstum in den kommenden beiden Jahren kaschiere jedoch die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Ohne die Milliarden aus den Paketen für Infrastruktur und Verteidigung sowie die höhere Zahl an Arbeitstagen bleibe die wirtschaftliche Dynamik vorerst schwach. «Ein selbsttragender Aufschwung zeichnet sich weiterhin nicht ab.»

Besserung erwartet das IfW am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Beschäftigten soll bis 2027 auf gut 46,1 Millionen steigen, von 45,977 Millionen in diesem Jahr. Die Arbeitslosenquote soll parallel dazu von 6,3 auf 5,9 Prozent sinken.

Das könnte auch dem privaten Konsum auf die Sprünge helfen. So dürften die real verfügbaren Einkommen in den beiden kommenden Jahren um jeweils rund ein Prozent wachsen. Die Konsumausgaben sollen dadurch um 0,7 und 1,0 Prozent steigen. Das Auslandsgeschäft der Unternehmen werde schwierig bleiben, nicht zuletzt wegen hoher US-Zölle und der zunehmenden Konkurrenz aus China. «Die deutschen Exporteure werden weiterhin Weltmarktanteile verlieren, auch wenn die Phase sinkender Exporte zu Ende geht», betonte das IfW. Dennoch dürften die Unternehmen deutlich mehr in Ausrüstungen wie Maschinen investieren.

Erwartet wird zudem, dass die Neuverschuldung des Staates in den beiden kommenden Jahren über der Drei-Prozent-Obergrenze der Europäischen Union liegt: 2026 soll das Defizit bei 3,5 und 2027 dann bei 4,0 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen. Der Schuldenstand werde von 63,9 Prozent 2025 auf 65,4 Prozent im übernächsten Jahr steigen.

(Reuters)