Ein Bank-Run lasse sich nur durch einen "kommunikativen Knall" stoppen, sagt Wirtschaftsprofessor Thorsten Hens. "Als der Bundesrat und das Parlament die 'Too big to fail'-Regulierung konzipierten, unterschätzten sie völlig, dass die Kunden und Anleger während eines Bank-Runs nicht auf rechtliche Finessen achten würden", erklärt der Experte auf dem Gebiet der Verhaltensökonomie an der Universität Zürich in einem Interview der "Neuen Zürcher Zeitung" vom Dienstag.

Natürlich habe die Regulierung vorgesehen, dass die Behörden im Fall eines Bankenkollapses das systemrelevante Schweizer Geschäft retten und den internationalen Teil abwickeln oder verkaufen würden. "Aber der Bankkunde, der ein Konto in der Schweiz hat, macht keine solchen feinen Differenzierungen. Er zieht sein Geld ab."

Der Bundesrat und das Parlament hätten bei der Konzipierung der Regulierung die Psychologie der Märkte nicht verstanden. "Es war ein Fehler, den Märkten Rationalität in Krisenzeiten zu unterstellen."

Der Wirtschaftsexperte kritisiert zudem die Kommunikationsstrategie der Behörden in der Krisensituation. "Ein Bank-Run lässt sich nur durch einen kommunikativen Knall stoppen." Die Behörden hätten in der vergangenen Woche "viel zu spezifisch" informiert. Die Liquiditätshilfe der Nationalbank hätte bei weitem nicht gereicht.

"Ein Bundesratsmitglied oder der Nationalbankpräsident hätte hinstehen und sagen müssen: Die CS ist 'too big to fail'. Wir werden alles tun, um die CS zu retten. Die Einlagen sind sicher," betont Wirtschaftsprofessor Hens. Ein kurzer Satz hätte gereicht.

"So wie das Mario Draghi, der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank, 2012 während der Euro-Krise getan hatte. Er sagte damals, die EZB werde alles tun, um die Krise einzudämmen. 'Whatever it takes', das hat funktioniert, heute spricht man vom 'Draghi-Effekt'". Auch im Fall CS hätte es eine solche Aussage gebraucht.

(AWP)