Economiesuisse spricht von einem «erheblichen Risiko» für den Standort Schweiz. Swissmem nennt die Zölle ein «Horrorszenario». Für eine Lösung brauche es ein koordiniertes Vorgehen von Politik und Wirtschaft.
Die neuen Zölle gefährdeten die internationale Wettbewerbsfähigkeit und zehntausende Arbeitsplätze, heisst es in einer Mitteilung von Economiesuisse vom Donnerstag. Der Bundesrat solle die Verhandlungen mit den USA mit höchster Priorität weiterführen.
Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft fordert zudem erneut ein umfassendes Massnahmenpaket zur Stärkung des Standorts: Die Schweizer Unternehmen müssten von zusätzlicher Regulierung entlastet, die Kostenlast gesenkt und der internationale Marktzugang verbessert werden. Der Verband drängt insbesondere auf das Inkrafttreten neuer Freihandelsabkommen sowie eine Aktualisierung bestehender Verträge mit China und Mexiko.
Swissmem warnt vor «faktisch totem» US-Export
Auch der Verband der Schweizer Tech-Industrie, Swissmem, reagiert mit deutlichen Worten. Leider seien die Nachverhandlungen des Bundesrats gescheitert - das Exportgeschäft in die USA sei unter diesen Bedingungen «faktisch tot», heisst es in einer Mitteilung. Besonders schwer wiege, dass die Konkurrenz aus der EU und Japan weiterhin zu deutlich besseren Konditionen exportieren könne.
Swissmem forderte dringende Massnahmen zur Stärkung der Exportwirtschaft. Präsident Martin Hirzel plädiert dafür, die Gespräche mit Washington trotz geringer Erfolgsaussichten fortzusetzen. «Der Wind in Washington kann jederzeit drehen», sagt Hirzel in der Mitteilung.
Der Verband warnt vor gravierenden Folgen für den Wohlstand. Betroffen seien nicht nur Industriebetriebe, sondern indirekt auch Binnenbranchen wie das Gastgewerbe, der Handel und das Gesundheitswesen. Swissmem präsentiert einen Zehnpunkteplan, darunter die Verlängerung der Kurzarbeit, tiefere Strompreise, ein Festhalten am Stromabkommen mit der EU sowie den zügigen Abschluss neuer Freihandelsverträge.
Uhrenverband kann Zölle nicht nachvollziehen
Der Schweizer Uhrenverband kann die neuen US-Zölle von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz nicht nachvollziehen. Die Branche solle aber mit kühlem Kopf reagieren, sagte Verbandspräsident Yves Bugmann der Nachrichtenagentur AWP. Der Schweiz stünden als wirtschaftlich erfolgreiches Land noch einige Trümpfe zur Verfügung.
Bugmann nannte dabei etwa den Kauf von Energie, zusätzliche Investitionen von Schweizer Firmen in den USA oder die Hilfe bei der Ausbildung von Personal. Der Verband unterstützt nach eigenen Angaben den Bundesrat darin, eine bessere Lösung im beiderseitigen Interesse zu erreichen.
Viele Uhrenfirmen hätten bereits im Frühling ihre Exporte in die USA erhöht, sagte der Verbandspräsident. Dadurch sei derzeit vielfach ausreichend Ware im amerikanischen Markt vorhanden.
Gewerbeverband fordert Revitalisierungspaket für KMU
Der Schweizerische Gewerbeverband wiederum begrüsst die Absicht des Bundesrats zur Fortsetzung der Gespräche mit den USA. Die Ankündigung zur Nutzung des Handlungsspielraums zur Entlastung der Unternehmen sei aber ungenügend, heisst es in einer Stellungnahme des Verbandes. Er fordert «dringend ein umfassendes Revitalisierungspaket für KMU», unter anderem über eine Verschlankung der staatlichen Verwaltung.
Denn das Bruttoinlandprodukt pro Kopf stagniere schon länger und der konjunkturelle Ausblick trübe sich weiter ein. Zudem drohe eine starke Erhöhung der Lohnnebenkosten.
(AWP)