Schon kurz nach seiner Twitter-Sperre kündigte der Republikaner, der am 20. Januar das Weisse Haus räumen muss, an, sich nicht zum Schweigen bringen lassen zu wollen. Es werde bald eine "grosse" Ankündigung geben. Zugleich brachte er die Gründung einer eigenen Internetplattform ins Spiel, was allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte.
Kurzzeitig sah es danach aus, als würde die Pro-Trump-App Parler das Rennen machen. Allerdings ist Parler, wo viele Nutzer Gewaltaufrufe äusserten, inzwischen seine Ausspielkanäle los. Apple, Google und Amazon haben den Dienst mit zwölf Millionen Nutzern zumindest vorübergehend aus ihren App-Stores verbannt. So bleiben Trump erstmal nur konservative Kanäle wie Gab, wo es nahezu keine Zensur gibt, MeWe oder die Video-Plattform Rumble und der Streamingdienst DLive. Diese haben alle eins gemeinsam - sie zählen deutlich weniger Nutzer als Twitter mit seinen mehr als 330 Millionen Mitgliedern und Facebook, wo rechnerisch mehr als jeder dritte Mensch auf der Erde angemeldet ist.
"Ich denke nicht, dass Trump diesen kleinen Plattformen beitritt. Es ist wahrscheinlicher, dass er selbst etwas aufmacht", sagte Monica Stephens, Assistenzprofessorin an der Universität von Buffalo, die zum Thema Soziale Medien forscht. In der Zwischenzeit könne er immer noch ins Fernsehen und Sendezeiten bei Fox News, OAN oder Newsmax wahrnehmen. Andere Experten weisen auf die Pressestelle des Weissen Hauses hin, die bis zur Machtübergabe an Joe Biden noch Mitteilungen und Videos versenden könnte.
Merkel kritisiert Vorgehen von Twitter
Während Trump nun prüft, wie er schnell wieder die Aufmerksamkeit von 88 Millionen Adressaten - wie zuletzt auf Twitter - gewinnen kann, reisst die Kritik an den US-Internetplattformen wegen des Trump-Ausschlusses nicht ab. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht den Schritt kritisch. "Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ist von elementarer Bedeutung", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert. Eingriffe könne es nur entlang der Gesetze geben, nicht aber nach Beschluss von Betreibern von Social-Media-Plattformen. "Unter dem Aspekt sieht die Bundeskanzlerin es als problematisch an, dass jetzt die Konten des US-Präsidenten dauerhaft gesperrt wurden."
Auch an der Börse blieb die Reaktion nicht aus: Mit Blick auf die Sperre des wohl öffentlichkeitswirksamsten Nutzers der vergangenen Jahre gab die Twitter-Aktie am Montag vorbörslich sieben Prozent nach.
Einige Trump-Unterstützer wie der Moderator Rush Limbaugh haben inzwischen ihre Twitter-Konten deaktiviert. Und der republikanische Senator Marco Rubio sagte auf Fox News: "Wir leben nun in einem Land, wo vier oder fünf Unternehmen - nicht gewählt und niemandem Rechenschaft schuldig - die Macht haben, zu entscheiden, ob sie Menschen von jeder Art der digitalen Plattform ausradieren."
(Reuters)