Jack Ma ist offenbar in Australien aufgetaucht. Der Alibaba-Gründer wurde in den letzten Tagen in einem Hotel in Melbourne gesichtet. Das schreibt die Agentur Bloomberg, welche die chinesische Medienunternehmen Yicai zitierte, das sich wiederum auf anonyme Quellen beruft.
Unverifizierte Fotos von Jack Ma, der einst rund 62 Milliarden Dollar besass, tauchten auf Twitter auf. Sie zeigen Ma offenbar in einer Hotel-Lobby und auf einem Gruppen-Foto wahrscheinlich mit einheimischen Leuten.
Bei den Personen auf dem Foto könnte es sich um die Familie Morley handeln, welche in den frühen 1980er-Jahren den damaligen Teenager Ma nach Newcastle in New South Wales einlud. Ma blieb mit den Morleys übner die Jahre in Kontakt und richtete 2017 im Namen seines verstorbenen Mentors Ken Morley einen Universitätsstipendienfonds in Höhe von 20 Millionen Dollar ein, wie Bloomberg schreibt.
Jack Ma war lange Zeit reichster Mann Chinas, er war Gründer und langjähriger CEO des Tech-Giganten Alibaba und einer, der dem grossen Auftritt durchaus nicht abgeneigt war. Ein solcher wurde ihm im Oktober 2020 zum Verhängnis. An einem Kongress in Shanghai kritisierte er unverhohlen das Finanzsystem Chinas und damit auch die regierende kommunistische Partei. Nach dem Auftritt griffen die Behörden durch: Ma musste den Börsengang der Alibaba-Tochtergesellschaft Ant Group absagen. Es war der Auftakt einer Repressionswelle der Regierung in Peking gegen die grossen Technologie-Firmen Chinas, die dem Staat zu mächtig geworden waren.
Ma durfte China vorerst nicht verlassen und zeigte sich nur noch sporadisch in der Öffentlichkeit. Seit einigen Monaten ist Jack Ma wieder auf Reisen. Er verbrachte einige Zeit in Tokio und in Thailand, wo er Feinschmecker-Lokale besuchte und Berichten zufolge einen Muay-Thai-Boxkampf verfolgte. Im Januar tauchte er in Hongkong auf, um Führungskräfte aus dem Finanz- und Technologiebereich zu treffen, berichteten lokale Medien.
Das Handeln und die Auftritte von Jack Ma und anderen Wirtschaftsführern aus China werden von Investoren und Politikern weltweit genau beobachtet. Sie gelten als Indikator für die Politik der Regierung in Peking bezüglich der unternehmerischen Freiheiten in China, insbesondere derjenigen der Technologiefirmen.
Die Märkte regieren jeweils äusserst nervös bei Meldungen über Behörden, welche den Handlungsspielraum von Wirtschaftsführern in China einschränken. Als letzte Woche Bao Fan, Chef der Investmentbank China Renaissance, ein paar Tage nicht mehr erreichbar war, sackte Aktienkurs der Bank rund ein Drittel ein. Seiner Familie wurde mitgeteilt, dass er an einer Untersuchung der Behörden mitwirke.
Mitte letztes Jahr stürzte die Aktie von Alibaba an einem Tag rund 10 Prozent ab als bekannt wurde, dass die Behörden in Hangzhou, dem Firmensitz von Alibaba, einer Person mit dem Nachnamen Ma Beschränkungen auferlegt hatten. Der Aktienkurs erholte sich erst wieder, als die Polizei darauf hinwies, dass es sich nicht um Jack Ma handle.