Im vergangenen Winter wurde Park City im US-Bundesstaat Utah für kurze Zeit zum Sinnbild des Gegenteils von Luxus. Der sonst so beliebte Skiort — bekannt für seine rekordverdächtigen Schneefälle und breiten Pisten — machte Schlagzeilen mit Streiks der Skipatrouille, technischen Pannen und stundenlangen Warteschlangen an den Liften. In St. Moritz, seit Kurzem Teil des Ikon Pass, eines der grössten internationalen Skipass-Netzwerke mit Zugang zu Dutzenden Resorts weltweit, mischten sich plötzlich preisbewusste US-Touristen unter die alteingesessenen Stammgäste. Unterdessen wurden japanische Skigebiete, die früher als entlegene Abenteuer galten, laut Ski.com-Chef Dan Sherman im Jahr 2024 «offiziell Mainstream».
Die Entwicklung wirft eine Frage auf: Was gilt heute eigentlich als luxuriöser Skiurlaub — das Ambiente, der Après-Ski, die Gourmetküche oder ein Concierge, der morgens die Skischuhe vorwärmt? Für viele Skifahrer ist all das nebensächlich. Wirklicher Luxus bedeutet für sie die Kombination aus körperlicher Herausforderung und der Ruhe der Natur — genau das, was immer schwerer zu finden ist.
Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Da Inhaber von Megapässen inzwischen fast jede Gondel der Welt bevölkern — Ikon hat gerade neun Resorts in Asien hinzugefügt, der Indy Pass weitere 43 für die Saison 2025/26 —, ist es schwierig geworden, einen Berg zu finden, der nicht überlaufen ist. Doch Abgeschiedenheit existiert noch, wie ich kürzlich im österreichischen Montafon festgestellt habe. Manchmal findet man sie in kleinen Skigebieten und manchmal bedeutet sie, jenseits der markierten Pisten zu fahren – die Lifte nur als Tor zu unberührtem Gelände zu nutzen, wo die Menschenmengen verschwinden und jede Kurve verdient ist.
Oft fehlt es diesen Skigebieten an Luxus im klassischen Sinn — doch sie bieten etwas Wertvolleres: Atmosphäre. Familiengeführte Unterkünfte, herzhafte regionale Küche und Abfahrten, die entdeckt werden wollen, statt konstruiert zu wirken. In einer Zeit, in der Orte wie Aspen im US-Bundesstaat Colorado oder Courchevel in Frankreich mehr Menschen wegen des gesellschaftlichen Lebens als wegen des Schnees anziehen, stechen diese fünf Skigebiete gerade durch das hervor, was sie nicht haben: Menschenmassen, Angeberei und Hype.
Tanigawadake Tenjindaira, Japan
Japan ist berühmt für legendäre Pulverschnee-Erlebnisse — doch Tanigawadake bleibt noch immer ein Geheimtipp. Nur wenige Stunden nördlich von Tokio liegt dieses kleine Skigebiet mit zerklüfteten Gipfeln und lichten Wäldern, die alle von Stürmen profitieren, die vom Japanischen Meer hereinziehen und meterweise Schnee bringen. Es gibt nur wenige Lifte, doch das eigentliche Vergnügen beginnt dort, wo die Absperrungen enden. Skifahrer steigen zu weiten Hängen, steilen Rinnen und lichten Wäldern auf, die eher an Alaska als an Honshu erinnern. Kein Glamour, keine Menschenmengen — nur eine alte Seilbahn, eine Handvoll eingefleischter Skifahrer und einige der schneereichsten Hänge des Landes.
Tageskarten für die Lifte: Ab 9.000 Yen (50 Euro)
Unterkunft und Verpflegung: Die Tenjin Lodge, nur wenige Gehminuten vom Fusse des Berges entfernt, richtet sich an internationale Skifahrer und bietet einfache, komfortable Zimmer. Zudem werden geführte Skitouren im Hinterland angeboten. Die Gäste essen gemeinsam zu Abend – zum Beispiel Curryreis und Miso-Eintopf – am Holzofen in der Lobby.
Sainte-Foy-Tarentaise, Frankreich
In den französischen Alpen, nur wenige Kilometer von Val d’Isère und Tignes entfernt, liegt ein Berg, den der Massentourismus merkwürdigerweise übersehen hat: Sainte-Foy. Das kleine Skigebiet verfügt über gerade einmal vier Lifte, eine einzige Hauptstrasse und eine eingeschworene Gemeinde treuer Skifahrer, die im Flüsterton von unendlichem Pulverschnee und unberührten Waldabfahrten erzählen. Während die Nachbarn 20 Dollar für einen Espresso verlangen und mit ihren glänzenden neuen Sesselliften prahlen, die einen windgeschützt auf den Berg bringen, ruckeln die Lifte in Sainte-Foy noch wie in den 1990er-Jahren — und auch die Gastronomie scheint aus einer anderen Zeit zu stammen. Einheimische wissen, wo man unter den Absperrungen hindurch muss, um in weite, unberührte Hänge im freien Gelände zu gelangen, die scheinbar nie verspurt sind. Es ist ein Ort, an dem man selbst mittags noch frische Spuren findet — und das Gefühl hat, ein Geheimnis entdeckt zu haben, das die Alpen eigentlich für sich behalten wollten.
Tageskarten für die Lifte: Ab 28 Euro
Unterkunft und Verpflegung: Das Hôtel le Monal, zehn Minuten von den Liften entfernt, ist ein familiengeführtes Haus mit Blick auf die Pisten, einer Weinbar und einer Brasserie, die traditionelle Savoyer Gerichte wie Fondue, Tartiflette und Croûte au Fromage serviert. Zum Abendessen empfiehlt sich das Chez Mérie im nahegelegenen Le Miroir — für Raclette und Tartiflette am Kamin.
Gulmarg, Kaschmir
Hoch oben im Himalaya gelegen, fühlt sich Gulmarg an, als würde man auf einem anderen Planeten Ski fahren. Zwei Gondeln — die zweite führt auf fast 4.000 Meter Höhe — bringen Skifahrer in weites, baumloses Gelände, das von unglaublich leichtem Pulverschnee bedeckt ist. Es gibt kaum Infrastruktur — keine Après-Ski-Szene, keine Boutiquen, keine präparierten Pisten —, doch das Gefühl von Abenteuer ist unvergleichlich.
Dies ist ein Ort für Skifahrer mit hoher Risikobereitschaft: Entlang der Grenze zwischen Indien und Pakistan kommt es immer wieder zu militärischen Zwischenfällen. Daher raten sowohl das US-Aussenministerium als auch das britische Foreign, Commonwealth & Development Office von Reisen in die weitere Kaschmir-Region ab. Die Warnungen beziehen sich in der Regel auf Gebiete innerhalb von etwa 10 Kilometern zur pakistanischen Grenze — ein Radius, der Gulmarg in Luftlinie nur knapp verfehlt. Nach Angaben lokaler Anbieter liegen die Bergdörfer jedoch abgeschieden genug, um von den jahrzehntelangen Konflikten weitgehend unberührt geblieben zu sein.
Für Skifahrer relevanter ist ohnehin, dass ein Grossteil des Geländes nicht lawinengesichert ist. Dafür stehen jedoch erfahrene, englischsprachige Bergführer zur Verfügung. Die Belohnung für dieses Risiko: Pulverschneeabfahrten mit Blick auf die fernen Himalaya-Gipfel — und mit etwas Glück sogar die Sichtung eines Schneeleoparden.
Tageskarten für die Lifte: Ab 25 Dollar (22 Euro)
Unterkunft und Verpflegung: Das Khyber Himalayan Resort & Spa, nur wenige Gehminuten von der Gondel entfernt, bietet moderne Zimmer, einen Innenpool und ein Spa mit umfassendem Service. Wer es stimmungsvoller mag, wählt das Hotel Highlands Park in einem Bungalow aus der Kolonialzeit — mit holzgetäfelten Zimmern und einer Bar, in der Kashmiri-Currys und Kebabs serviert werden.
Magic Mountain, Vermont
Magic Mountain ist das genaue Gegenteil der durchkommerzialisierten Ostküsten-Resorts — ein äusserst unabhängiger Berg, der sich anfühlt, als wäre er in den 1970er-Jahren stehen geblieben (im besten Sinne). Vergessen Sie luxuriöse Lodges oder gehobene Restaurants: Magic Mountain zieht eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft an, die hart Ski fährt, günstiges Bier trinkt und sich gegenseitig beim Namen kennt. Die Lifte knarren, und das altmodische Gelände — steile, verschlungene Abfahrten, die sich durch den Wald winden — bietet einige der besten Skierlebnisse Neuenglands. Pulverschnee-Tage sind selten, aber wenn Magic einmal einen halben Meter Neuschnee bekommt, werden Sie den Megapass nie wieder vermissen. Von Boston oder New York City braucht man etwa vier Stunden mit dem Auto.
Tageskarten für die Lifte: Ab 119 Dollar (103 Euro)
Unterkunft und Verpflegung: Direkt am Berg serviert das Black Line Tavern Burger, Nachos und Craft-Biere aus Vermont — am Wochenende mit Live-Musik. Im Ort selbst ist das New American Grill eine feste Grösse, bekannt für deftige Burger, Rippchen und Pasta. Nur wenige Kilometer weiter, im Bergdorf Peru, liegt die Seesaw’s Lodge mit stilvollen Chalets und einer lebhaften Taverne, in der alles auf den Tisch kommt — von Butternut-Kürbis bis Jakobsmuscheln.
Castle Mountain, Alberta
In einer Provinz, die von den Touristenströmen im Banff-Nationalpark — einem der bekanntesten Urlaubsziele der kanadischen Rocky Mountains — dominiert wird, bleibt Castle Mountain das bestgehütete Geheimnis Albertas. Am Rande der Kontinentalen Wasserscheide gelegen, ist das Gebiet gross, steil und wunderbar ungeschliffen. Die Einheimischen fahren stundenlang durch Weideland, um hierher zu gelangen — und werden belohnt mit feinstem, trockenem Pulverschnee, 850 Höhenmetern und Pisten, die noch nicht zu Tode präpariert sind. Der Mangel an Infrastruktur hält die Besucherzahlen gering: Es gibt ein Hostel, eine Bar mit Billardtisch — und sonst kaum etwas. Doch wenn man durch brusttiefen Pulverschnee gleitet und niemanden sonst weit und breit sieht, fühlt es sich an, als hätte man das letzte echte Skiparadies Kanadas entdeckt.
Tageskarten für die Lifte: Ab 104 Dollar (90 Euro)
Unterkunft und Verpflegung: Die Castle Mountain Ski Lodge mit angeschlossenem Hostel liegt nur wenige Schritte von den Liften entfernt und verfügt über eine Sauna, einen Trockenraum für die Ausrüstung und eine Gemeinschaftsküche. Für das leibliche Wohl sorgt das T-Bar Pub & Grub, das Burger und Poutine serviert.
(Bloomberg)
