Als der russische Machthaber Wladimir Putin am Dienstag zwei Separatistengebiete in der Ostukraine anerkannte und erste Panzer rollen liess, stürzten die Aktienmärkte ab. Aber erst die eigentliche Invasion am Donnerstagmorgen lieferte den eigentlichen Schock: Die Märkte hatten diesen Akt, immerhin ein offener Angriffskrieg gegen ein unabhängiges Land, nicht erwartet und entsprechen nicht eingepreist. 

 

 

Dass SMI-Aktien wie Banken UBS (-9,8 Prozent) und Credit Suisse (-7,3 Prozent) oder dre Luxusgüterkonzern Richemont (-5,6 Prozent) zu den Hauptverlierern gehören, hat klar damit zu tun, dass Banken und Zykliker in internationalen Krisen besonders verwundbar sind. 

Dass geopolitische Konflikte die Börsen allerdings nicht im gleichen Masse unter Druck setzen wie fundamentale ökonomische Daten, zeigte sich daran, dass es am Mittwoch und Freitag zu Markterholungen gekommen ist. Die Volatilität dürfte über die nächsten Tage hoch bleiben, zumal der Effekt der russischen Ukraine-Invasion auf die Rohstoff- und Energiemärkte und deren möglicherweise folgenden Inflations- und Rezessionsszenarien noch nicht gut abgeschätzt werden kann. Zudem könnten die nun erlassenen Sanktionen gegen das kriegsführende Russland auch auf westliche Aktienmärkte zurückwirken. 

Die SMI-Aktien in der Handelswoche 8 (Grafiken: Bloomberg).

Auch eher defensive Titel wie die Versicherer Swiss Life (-6,3 Prozent) und Zurich (-4,1 Prozent) sind in den Abwärtssog geraten. Das SMI-Schlusslicht Swiss Re (-11,4 Prozent) muss den Grund für den dieswöchigen Negativ-Preis allerdings auch beim eigenen Jahresabschluss suchen.

Der Rückversicherer hat mit den Zahlen enttäuscht, allerdings könnte die Dividendenperle nach dem starken Kursrückgang auch wieder zur Kaufgelegenheit werden. Holcim (-7,5 Prozent) hätte als weltmarktabhängiges Unternehmen wegen der Ukraine-Krise die Woche wohl auch schlechter abgeschlossen, allerdings haben die 2021er Zahlen den umgekehrten Effekt erzielt als bei Swiss Re: Die deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerung kommt am Markt gut an.  

Am breiten Markt zeigt sich die Tatsache, dass meist firmenspezifische Gründe die Kurse bewegen, noch stärker. Bei den Small und Mid Caps der Schweizer Börse gibt es vergleichsweise wenig Unternehmen, die ein starkes Exposure zum Konfliktgebiet in Osteuropa haben. 

SPI-Aktien in der Handelswoche 8.

Bobst (+13,4 Prozent) profitiert von sehr guten Geschäftszahlen und einer Sonderdividende. Dauer-Sorgenkind Kudelski (+6,1 Prozent) ist in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Bei Polypeptide (+8,7 Prozent) könnten sich erste Anzeichen eines Aufwärtstrends zeigen (cash berichtete). 

Montana Aerospace (-22 Prozent) wiederum hat zwar ebenfalls gute Zahlen vorgelegt, hat aber beim Kurs stark verloren. Der Luftfahrtzulieferer ist Teil eines Marktes, der schon massiv unter der Coronapandemie gelitten hat. Wegen der Rohstoff-Implikationen des Ukraine-Konflikts sind die Aussichten für diese Branche weiter schwierig.

(cash)