Der Medizinaltechniker Ypsomed reagiert auf den Zollhammer von US-Präsident Donald Trump gegen die Schweiz. Man versuche, Lieferungen in die USA zu verzögern, bis man eine Lösung gefunden habe, sagte Firmenchef Simon Michel in einem Zeitungsinterview vom Freitag.

Zudem wolle Ypsomed so viele Bestellungen wie möglich schnell von der Schweiz an den deutschen Standort in Schwerin verlagern. «Gleichzeitig versuchen wir, Bestellungen, die beispielsweise für die Europäische Union bestimmt sind, in die andere Richtung zurückzuholen, um keine Stellen abbauen zu müssen», sagte Michel gegenüber «Le Temps» weiter.

Das klinge einfach, sei es aber nicht. Zudem sei die Zustimmung der Kunden nötig. «Das sind unsere kurzfristigen Lösungen», sagte der Ypsomed-Chef.

US-Geschäft gering

Michel betonte, dass die Abhängigkeit der Schweizer Produktion vom amerikanischen Markt gering sei. Diese mache 5 bis 6 Prozent des Ypsomed-Umsatzes aus, also etwa 25 Millionen Franken für die verbleibenden acht Monate des laufenden Geschäftsjahres. In einem ganzen Geschäftsjahr seien es 40 Millionen Franken Umsatz. «Das ist eine verkraftbare, aber nicht zu vernachlässigende Summe», sagte Michel.

Mittelfristig werde Ypsomed ein eigenes Werk in den USA haben. Dieses solle im zweiten Halbjahr 2027 den Betrieb aufnehmen. «Unsere Kunden in den Vereinigten Staaten werden ausschliesslich von diesem Standort aus beliefert werden», sagte Michel.

Der Bauentscheid für ein Werk in den USA sei ein Jahr vor der zweiten Amtszeit von Donald Trump getroffen worden. Aber natürlich sei diese strategische Entscheidung, ebenso wie die Entscheidung für den vor einem Monat eingeweihten Standort in China, das Ergebnis geopolitischer Veränderungen, sagte der Ypsomed-Chef.

Verlagerung oder Pleite

Industrieunternehmen müssten die Produktion verlagern: «Sie haben keine Wahl, sonst gehen sie bankrott», sagte Michel. Alle Maschinenhersteller hätten ein riesiges Problem. China habe versucht, seine Produktion in andere asiatische Länder zu verlagern, aber das funktioniere nicht.

«Man kann nicht ohne Zölle in die USA exportieren. Jetzt kann man hoffen, beten oder handeln», sagte Michel. Er selber rechne damit, dass die Zölle in den nächsten acht Jahren nicht verschwinden würden.

(AWP)