Von Dienstag an können institutionelle und private Anleger bis zum 28. September die Vorzugsaktien des Stuttgarter Sportwagenbauers Porsche AG zeichnen. Mit einem Volumen von bis zu 9,4 Milliarden Euro dürfte es der grösste Börsengang in Deutschland seit dem der Deutschen Telekom 1996 werden. Die Erstnotiz an der Frankfurter Börse ist für den 29. September geplant. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Transaktion:

Was kosten die Aktien?

Das Grundkapital der Porsche AG besteht aus 911 Millionen Aktien, davon sind jeweils die Hälfte stimmberechtigte Stammaktien und stimmrechtslose Vorzugsaktien. Der bisherige Alleineigentümer Volkswagen verkauft jeweils ein Viertel der Stämme und der Vorzüge, also jeweils bis zu 113,9 Millionen Stück. Die Vorzüge werden im Zuge des Börsengangs in einer Preisspanne von 76,50 bis 82,50 Euro angeboten. Daraus ergibt sich ein Emissionsvolumen von 8,7 bis 9,4 Milliarden Euro.

Wer kauft die Aktien?

Vier Ankerinvestoren haben sich verpflichtet, Aktien für bis zu 3,68 Milliarden Euro zu zeichnen. Sie garantieren damit fast 40 Prozent des geplanten Erlöses. Ein Fünftel der Emission will allein der katarische Staatsfonds QIA haben. Dafür müsste er 1,74 bis 1,88 Milliarden Euro ausgeben. Der von der Norges Bank verwaltete norwegische Ölfonds und der US-Vermögensverwalter T. Rowe Price wollen jeweils 750 Millionen Euro beisteuern, die staatsnahe Abu Dhabi Developmental Holding Company (ADQ) 300 Millionen.

Neben Fonds und anderen grossen Kapitalgebern können auch Privatanleger in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und Spanien Porsche-Vorzüge zeichnen. Organisiert wird der Börsengang von den US-Investmentbanken Bank of America (BofA Securities), Citigroup, Goldman Sachs und JPMorgan. An der Platzierung beteiligt sind aber elf weitere Banken, darunter die Deutsche Bank, UniCredit, die Commerzbank und die LBBW.

Was macht die Familie Porsche/Piech?

Von den Stämmen gehen 25 Prozent plus eine Aktie an die Porsche Automobil Holding SE, die von den Familien Porsche und Piech beherrscht wird. Sie sind die Nachfahren des Auto-Pioniers und Porsche-Gründers Ferdinand Porsche. Sie zahlen für die Stammaktien einen Aufschlag von 7,5 Prozent auf den Preis der Vorzüge, insgesamt also zwischen 9,4 und 10,1 Milliarden. Dafür ist sie bereit, sich mit bis zu 7,9 Milliarden Euro zu verschulden. 17,5 Prozent von ihrem Namensvetter übernimmt die Porsche SE parallel zum Börsengang, die restlichen 7,5 Prozent erst Anfang 2023, wenn sie die von Volkswagen geplante Sonderdividende erhält. Die Holding ist mit gut 33 Prozent auch Grossaktionär von VW.

Wohin fliesst das Geld?

Volkswagen nimmt mit dem Börsengang und dem Aktienverkauf an die Porsche SE zwischen 18,1 und 19,5 Milliarden Euro ein. 51 Prozent davon behält der Konzern, um seine Elektroauto-Strategie zu finanzieren. 49 Prozent sollen über eine Sonderdividende an die eigenen Aktionäre ausgeschüttet werden. Das wären 8,9 bis 9,6 Milliarden Euro - oder etwa 18 Euro je Volkswagen-Aktie. Mit rund drei Milliarden Euro könnte allein die Porsche SE rechnen. An QIA flössen mehr als 900 Millionen Euro - etwa die Hälfte des Geldes, das der Staatsfonds in Porsche-Vorzugsaktien stecken will. Das Land Niedersachsen als dritter VW-Grossaktionär könnte mit einer Milliardensumme rechnen. Die Porsche AG geht bei dem Börsengang leer aus.

Wie wird die Porsche AG bewertet?

Auf Basis der Preisspanne für die Vorzugsaktien kommt der Sportwagenbauer auf einen Börsenwert von 70 bis 75 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der gesamte Volkswagen-Konzern ist an der Börse rund 88 Milliarden Euro wert. Allein das 75-Prozent-Paket, das VW auch nach dem Börsengang an Porsche noch hält, entspricht damit gut 60 Prozent des gesamten Börsenwertes. Berücksichtigt man den Preisaufschlag von 7,5 Prozent für die Stammaktien, liegt die Bewertung von Porsche sogar bei 72 bis 78 Milliarden Euro.

Ist Porsche der grösste Börsengang in Deutschland?

Die Deutsche Telekom hatte mit ihrem Börsengang 1996 nach Daten des Dienstleisters Refinitiv 9,65 Milliarden Euro erlöst. Porsche würde sich auf dem zweiten Platz einreihen. Rechnet man den Verkauf der Stammaktien an die Familien hinzu, wäre es sogar der grösste Börsengang in Europa überhaupt. In dieser Kategorie führt bisher der italienische Energieriese Enel, dessen Initial Public Offering (IPO) vor 23 Jahren 15,8 Milliarden Euro einbrachte.

(Reuters)