Es war im Januar 2007, als Apple mit dem ersten iPhone-Modell die Smartphones massentauglich machte. Für die Firma selbst war es eine Fokusverschiebung weg vom traditionellen Computer-Geschäft hin zu Produkten mit dem mobilen Betriebssystem iOS (Smartphones, Tablets). Sinnbildlich dafür wurde die Firma von "Apple Computer" zu "Apple" umbenannt.

Dank dem wegweisenden Schritt explodierten in den Folgejahren Umsatz und Gewinn. Seit Herbst 2011 ist Apple gemessen an der Börsenkapitalisierung - mit einigen kurzen Unterbrüchen - gar das wertvollste Unternehmen weltweit.

Gewinn- und Umsatzentwicklung von Apple seit 2002, Quelle: Wikipedia.com

Die Grafik zeigt, wie massiv sich der Umsatz bei Apple über die Jahre erhöhte: 2006 betrug dieser noch 19 Milliarden Dollar, zehn Jahre später waren es knapp 216 Milliarden Dollar. Allerdings war der Umsatz 2016 erstmals seit Einführung des Smartphones rückläufig.

Seither wurden auch die kritischen Stimmen lauter, die das Ende der grossen Apple-Jahre prophezeien. "Die Glaubensgemeinschaft um Apple beginnt zu erodieren, insbesondere auch bei den Teenagern, den wichtigen Kunden von Morgen", ist etwa in einem Kommentar der Neuen Helvetischen Bank zu lesen.

Und eine vom Internet-Vergleichsdienst Comparis.ch im August veröffentlichte Studie zeigt, dass bei Schweizern die Apple-Popularität tatsächlich abnehmend ist: In den vergangenen Jahren lag der Marktanteil für das iPhone in der Schweiz stets über 50 Prozent, nun ist er aber auf 41 Prozent gefallen. Das Android-Smartphone machte hingegen einen Sprung von 42 Prozent auf 55 Prozent. Die Konkurrenz ist mit Samsung und Huawai gross.

Aktie weiterhin im Höhenflug

Von solchen Zweifeln ist unter den Apple-Aktionären allerdings kaum etwas zu spüren. Das hat einerseits mit den in diesem Jahr wieder erfreulicheren Quartalszahlen zu tun, aber auch mit den Erwartungen an das neue iPhone-Modell, welches zum Zehn-Jahre-Jubiläum bahnbrechende Neuerungen bringen soll. Am heutigen 12. September um 19.00 Uhr (MEZ) findet die Produkt-Präsentation statt (Link zum Livestream).

Alleine im August konnte die Apple-Aktie aus Vorfreude über 10 Prozent zulegen und hievte sich zwischenzeitlich auf ein neues Rekordhoch bei 165 Dollar. Die Aktie hat seit Anfang Jahr 36 Prozent zugelegt, seit Anfang 2009 beträgt das Plus gar 430 Prozent.

Was vom neuesten Modell tatsächlich erwartet werden kann, ist seit Montag etwas klarer, da einige Informationen durchgesickert sind:

Das neue Premium-Gerät wird offenbar "iPhone X" heissen, eine Gesichtserkennung zur Entsperrung bieten und ein kabelloses Aufladen ermöglichen (weitere Details siehe hier). Darüber hinaus wird es erstmals seit 2014 bedeutende Änderungen am Design geben: Der Home-Button fällt weg, und der Bildschirm geht bis zum Rand. Gleichzeitig soll es aktuellere Versionen der Modelle iPhone 7 und iPhone 7 Plus geben, die folgerichtig iPhone 8 und iPhone 8 Plus heissen, wie verschiedene US-Blogs wissen wollen.

Der Preis als grosses Kaufhemmnis?

Es sind jedoch alles Features, die schon vorher gerüchteweise rumgereicht wurden, im Kurs eingepreist sein dürften und daher bei Anlegern kaum grosse Schocks (weder im positiven noch im negativen Sinn) auslösen werden. Knackpunkt wird wohl etwas anderes sein: Der Preis. Nach übereinstimmenden Schätzungen von Analysten wird das "iPhone X" mindestens 1000 Dollar kosten.

Das ist zu teuer für die meisten Smartphone-Käufer: Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der britischen Bank Barclays. Demnach sind nur 18 Prozent der bisherigen iPhone-User bereit, einen solchen Preis zu bezahlen. Würde der Preis auf 800 Dollar gesenkt, dann stiege die Kaufbereitschaft immerhin auf 36 Prozent.

Barclays stuft Apple derzeit auf "Halten" ein. Allerdings liegt das Kurziel bei bloss 146 Dollar - zum jetzigen Kurs von 161 Dollar ist das ein Abwärtspotenzial von fast 10 Prozent. Bemängelt wird vor allem, dass auf lange Frist keine neue Wachstumsstory - wie es das Smartphone ein Jahrzehnt war - erkennbar ist. 

Tatsächlich braucht Apple dringend ein innovatives, neues Produkt, da der Smartphone-Markt mittlerweile in vielen Ländern gesättigt ist und der chinesische Markt von einheimischen Anbietern dominiert wird. Immerhin wäre mit einem Barbestand von knapp 270 Milliarden Dollar das nötige Geld vorhanden, um in die Zukunft zu investieren. Tut sich etwas in diese Richtung, hätte die Aktie wieder ein Kaufargument. Ansonsten drängt sich zum jetzigen Zeitpunkt ein Kauf eher nicht auf.

Rückendeckung bekommt der Apple-Konzern von Grossaktionär Warren Buffett, der 2,5 Prozent am Unternehmen besitzt und nach eigenen Angaben noch nie eine Apple-Aktie verkauft hat. In einem Interview mit CNBC sprach er davon, dass Apple es gut verstehe, die Kunden mit den Produkten an sich binden zu können. Der höhere Gerätepreis stelle da kein Problem dar. Wird Buffett Recht behalten, oder handelt es sich vielmehr um Wunschdenken eines Aktionärs? Ein paar Wochen nach Verkaufstart des neuen iPhone wissen wir mehr.