"Der touristische Winter wird zu 100 Prozent kommen und ich bin zuversichtlich", sagte der Kurdirektor von Zermatt, Daniel Luggen, am Montag anlässlich einer Medienkonferenz von Zermatt Tourismus in Zürich. Und diese Zuversicht sei kein Zweckoptimismus.

Er glaube erstens an einen erfolgreichen Winter, weil Zermatt dank der vielen von Familien geführten Betriebe seit langem eine erfolgreiche Destination sei. Zweitens zähle das Dorf auf zahlreiche Stammgäste und drittens werde das Konzept an Schutzmassnahmen für die notwendige Sicherheit der Gäste, der Mitarbeiter und der einheimischen Bevölkerung sorgen.

Dass Schutzmasken Pflicht sind in den Bahnen, die als öffentliche Verkehrsmittel gelten, ist keine Frage. Wie das konkrete Sicherheitskonzept aber darüber hinaus ausschauen werde, werde von Zermatt in engem Austausch mit dem Bund und dem Kanton noch ausgearbeitet, so Luggen. Dass das bisher bestehende Konzept funktioniert habe, habe der vergangene Sommer gezeigt, denn es habe keine Covid-Fälle in Zermatt gegeben.

Wintergeschäft dürfte harzig laufen

Trotz der gezeigten Zuversicht sieht sich Zermatt mit einer schwierigen Situation im Herbst konfrontiert; und auch die kommende Wintersaison dürfte nicht einfach werden. Gemäss Luggen deutet der durchschnittliche Buchungsstand der Hoteliers für den Rest der Herbstferien auf eine Belegung der Hotels von etwa 60 Prozent. Die erste Herbstferien-Woche sei wegen des schlechten Wetters nicht so gut gewesen. Er verwies dabei auf das veränderte Buchungsverhalten der Kundschaft. Diese würden teils sehr kurzfristig buchen.

Für die wichtigste Saison, den Winter, rechnet der Kurdirektor mit einem Minus an Logiernächten von etwa 25 Prozent gegenüber dem Rekordwinter 2018/19. Die Nachfrage seitens der Schweizer Gäste sei hoch und es seien wie schon der vergangene Sommer gezeigt habe, viele heimische Neugäste zu erwarten. Die Hoteliers stünden deshalb im Moment vor dem Problem, ob sie ihre Kapazitäten für ausländische Stammgäste, die dann vielleicht nicht anreisen dürften, offen halten, oder ob sie in Erwartung von Absagen Überbuchungen riskieren sollten.

Keine grossen Sorgen macht sich Zermatt wegen des Après-Ski, durch das im vergangenen Winter der österreichische Skiort Ischgl negativ in die Schlagzeilen geraten ist. Es wird vielleicht Einschränkungen bei der Zeit oder bei der zugelassenen Menge an Personen geben, Vorschriften wie die Pflicht zum Sitzen oder eine Registrierungspflicht. Hier wartet Zermatt noch auf die Vorgaben des Bundes und des Kantons. "Natürlich gehört Après-Ski zum Skierlebnis dazu", so Luggen, "doch für unsere Destination ist dies nebst dem sportlichen Skifahren und dem Naturerlebnis zweitrangig. Wir hatten bisher keine Partyexzesse und wollen diese auch nicht."

Task Force für Notfälle

Sollte dennoch eine Häufung von Covid-Fällen auftreten, was die Verantwortlichen von Zermatt nicht ausschliessen können, steht eine Task Force bereit. Diese bereitet die Abläufe für einen Notfall vor und ist auch für die entsprechende Kommunikation zuständig. "Wir haben Respekt vor diesem Winter", meinte Luggen.

Franz Julen, der Verwaltungsratspräsident der Zermatt Bergbahnen - das touristische Herz von Zermatt - erläuterte gleichzeitig die Strategie der Bahnen. "Das Wintergeschäft bleibt zentral und wir werden weiterhin in Anlagen, Bahnen und Pisten investieren. Entgegen der Prognosen glauben wir an den Wintertourismus." Darüber hinaus soll aber auch das Sommergeschäft weiter ausgebaut werden.

Julen verwies auf den Entscheid vom April - also mitten im Lockdown - 30 Millionen Franken in eine neue Gondelbahn im Skigebiet Rothorn zu investieren. Diese wird schweizweit die erste und weltweit die zweite Bahn, die ohne Betriebspersonal auskommt. Sie soll im Dezember eröffnet werden. Aber auch im Grenzgebiet zwischen Klein Matterhorn und Italien sind zahlreiche Investitionen geplant, die unter anderem eine touristische Hauptroute als Alpenüberquerung ermöglichen soll oder das weltweit längste und höchstgelegene Skirennen mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien.

Zermatt war mit rund 592'000 Logiernächten im ersten Halbjahr 2020 die zweitgrösste Destination in der Schweiz hinter Zürich und vor Genf. Bis Ende Jahr dürfte das Walliser Bergdorf wegen des darniederliegenden Städtetourismus den Rückstand auf Zürich gar beinahe aufholen, so zumindest lautet die Prognose von Luggen.

(AWP)