Seit Ende Januar kostet die Aktie der VAT Group wieder mehr als 100 Franken. Besser gesagt: Kostete. Denn damit ist nun wieder Schluss. Am heutigen Freitag erfährt der Höhenflug einen empfindlichen Dämpfer. An der Schweizer Börse SIX wird die Aktie wieder im zweistelligen Kursbereich gehandelt. Sie verliert zur Stunde noch 4,3 Prozent auf 97 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 95,10 Franken.

Und das nicht ohne Grund, wie ein Blick auf das Jahresergebnis zeigt. Sowohl beim Auftragseingang als auch beim Reingewinn verfehlt der Vakuumventilehersteller aus dem Rheintal selbst die tiefsten Analystenschätzungen.

Markterwartungen noch immer zu hoch

Zudem zerstreut das Unternehmen die Hoffnung auf eine Dividendenerhöhung. Wie im Vorjahr werden 4 Franken je Aktie ausgeschüttet, was als enttäuschend bezeichnet wird.

Für das erste Quartal stellt die VAT Group einen Umsatz zwischen 120 bis 130 Millionen Franken in Aussicht. Zum Vergleich: Einige Analysten hatten mit einem Umsatz von bis zu 140 Millionen Franken gerechnet. Auf das Gesamtjahr 2019 betrachtet geht das Unternehmen denn auch von einem niedrigeren Umsatz als im Vorjahr sowie von einem rückläufigen operativen Gewinn (EBITDA) und Reingewinn aus.

Gemäss Berechnungen der UBS dürften Analysten ihre diesjährigen Gewinnschätzungen auf Basis dieser Informationen um bis zu 10 Prozent reduzieren. Für gewöhnlich bleiben solche Anpassungen nicht ohne Folgen für die Kursentwicklung. Die UBS stuft die VAT-Group-Aktie denn auch nur mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 100 Franken ein.

Vontobel schliesst von den Umsatzvorgaben für das erste Quartal auf einen Umsatzeinbruch von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie die Zürcher Bank weiter schreibt, bedarf es in der zweiten Jahreshälfte einer kräftigen Nachfragebelebung, damit die Vorgaben für das gesamte Jahr erfüllt werden können. Angesichts der geringen Vorhersehbarkeit der zukünftigen Geschäftsentwicklung hält man bei Vontobel am "Hold" lautenden Anlageurteil fest. Das Kursziel von 100 Franken dürfte einer Abwärtsrevision unterzogen werden.

Geduld der (Gross-)Aktionäre ist gefragt

Andere Banken, unter ihnen Baader-Helvea und die Zürcher Kantonalbank, schlagen eher versöhnliche Töne an. Die Zürcher Kantonalbank findet gefallen an den Marktanteilgewinnen und am anhaltend hohen Profitabilitätsniveau der VAT Group. Baader-Helvea bezeichnet hingegen die starke Barmittelgenerierung als "Lichtblick" der Ergebnisveröffentlichung. An dieser Stelle sei allerdings erwähnt, dass beide Banken die Aktie zum Kauf empfehlen.

Seit dem Rekordhoch vom März letzten Jahres bei etwas mehr als 170 Franken hat die VAT-Group-Aktie mehr als 40 Prozent eingebüsst. Rückblickend beeinträchtigte der Abschwung in der Halbleiterindustrie das Tagesgeschäft des Vakuumventileherstellers stärker als gedacht. Der schwache Auftragseingang für das Schlussquartal und die enttäuschenden Umsatzvorgaben für das laufende Quartal lassen vermuten, dass das Tagesgeschäft die Talsohle noch immer nicht durchschritten hat.

Den Aktionären wird deshalb auch weiterhin Geduld abverlangt. Das gilt auch für Rudolf Maag. Der Schweizer Medtech-Pionier ist seit Oktober 2017 mit 10 Prozent an der VAT Group beteiligt. Schätzungen zufolge ist Maag damals zu Kursen von 135 bis 140 Franken eingestiegen. Das Aktienpaket stammte aus den Beständen der Partners Group.