In der neuen Woche entscheiden die Währungshüter aus den USA, der Euro-Zone, Grossbritanniens und auch der Schweiz darüber, wie hoch sie die Zinsen im Kampf gegen die ausufernde Teuerung noch schrauben wollen. Als ausgemacht an den Börsen gilt, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch den Fuss vom Gaspedal nehmen wird und die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte statt wie zuvor um 0,75 Prozentpunkte erhöhen wird. Allerdings wurden zuletzt Hoffnungen auf ein baldiges Einläuten einer Zinswende gedämpft durch starke US-Arbeitsmarktdaten bei wachsendem Lohndruck.
"Die Lohn-Preis-Spirale könnte dafür sorgen, dass die Inflation noch lange auf hohem Niveau bleibt", sagt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. "Damit rückt eine Zinspause weiter nach hinten, während der Wunsch gar nach einer ersten Zinssenkung noch in 2023 wohl eher unerfüllt bleiben dürfte." Das wiederum könnte den Börsen den Wind aus den Segeln nehmen.
Als wichtigen Vorboten für die Zinsentscheidung werden die Anleger die am Dienstag anstehenden US-Verbraucherpreise analysieren. Sollte sich die Teuerungsrate erneut abschwächen, dürfte das Druck von der Fed im Kampf gegen die Inflation nehmen. Die rückläufige Raten sollten aber nicht den Blick darauf verstellen, dass das grundsätzliche Inflationsproblem weiter bestehen werde, warnt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. "Eine nachhaltige Rückkehr zu einer Inflation von zwei Prozent halten wir für unwahrscheinlich." Auch die deutschen Verbraucherpreise werden am Dienstag vorgelegt.
Auch EZB wird Tempo wohl drosseln
Anleger gehen davon aus, dass auch die Europäische Zentralbank bei ihrer letzten Zinssitzung in diesem Jahr am Donnerstag das Tempo drosseln wird und die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte anhebt. Die Währungshüter hatten im September und Oktober ihre Schlüsselsätze ungewöhnlich stark um jeweils 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Volkswirte rechnen zudem damit, dass die EZB die Weichen für den Abbau ihrer billionenschweren Anleihenbestände stellen wird.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte ein maßvolles und vorhersehbares Abschmelzen in Aussicht gestellt. Marktteilnehmer erwarten, dass auslaufende Anleihen dann nicht mehr vollumfänglich ersetzt werden. Von einem aktiven Verkauf der Bestände gehen die Experten nicht aus. Beginnen könnte die EZB mit dem Prozedere im März, heißt es bei der Commerzbank.
Ebenfalls am Donnerstag treten die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank zum Zinsentscheid zusammen. Die Mischung aus hoher Inflation und Rezession erschwert die Geldpolitik auf der Insel, kommentieren die Strategen der Helaba. "Die britische Notenbank muss trotz Konjunktursorgen noch weiter straffen." Beobachter rechnen mit einer Anhebung um einen halben Punkt auf dann 3,50 Prozent. Im November hatte die BoE mit einer Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte den größten geldpolitischen Sprung seit 1989 beschlossen.
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, rechnet damit, dass die SNB den Leitzins am Donnerstag um 75 Basispunkte erhöhen wird, wie er im cash-Interview sagte. Derzeit beträgt der Leitzins 0,5 Prozent.
China im Fokus
Im Fokus der Marktteilnehmer steht auch China, nachdem die Regierung weitere Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen beschlossen hat. Das hatte die Stimmung an den Finanzmärkten aufgehellt. "Die letzten Konjunkturzahlen haben dort aber zumeist enttäuscht und die negativen Auswirkungen der strengen Corona-Maßnahmen gezeigt", schreiben die Analysten der Helaba. "Von Konjunkturoptimismus ist per saldo noch nichts zu sehen."
Mit welcher Stimmung die Börsianer auf die Wirtschaft hierzulande blicken, dürfte das ZEW-Konjunkturbarometer am Dienstag zeigen. Zuletzt hatte sich der Indikator zwei Monate in Folge nach oben bewegt. Am Mittwoch legt das Ifo-Institut seine Konjunkturprognose vor. Laut Umfrage stellt sich die Wirtschaft auf eine eher milde Rezession im Winter ein.
(Reuters)