Die Ökonomen von Julius Bär, J. Safra Sarasin und Barclays sowie Citigroup sind unter den wenigen Banken, die eine erste Zinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank bereits an der Sitzung vom Donnerstag, den 21. März, erwarten. Ein mögliches Hauptargument für die Währungshüter könnte sein, die Wirtschaft vor den Folgen eines zu starken Franken zu schützen. Gerade die Exportindustrie bekommt den starken Franken zu spüren. 

Sollte das SNB-Direktorium den Schritt tatsächlich beschliessen, käme er drei Monate früher als von der Mehrheit der Ökonomen erwartet. Die Überlegung dahinter ist einfach: Bahnbrechende Zinsschritte sind kein Novum für die SNB. Vor knapp zwei Jahren kam die SNB überraschend der Europäischen Zentralbank zuvor, als es darum ging, die Zinsen anzuheben.

«Wenn ich diese Woche versuchen würde, gegen eine Währung zu wetten, dann wäre es der Franken», sagte Samuel Zief, Leiter der globalen Devisenstrategie bei der JPMorgan Private Bank, Anfang der Woche bei Bloomberg TV. Die SNB erwischt die Leute gerne auf dem falschen Fuss, so Zief. 

Die Argumentation für eine Zinssenkung bei dieser Sitzung ist auch auf den vierteljährlichen Rhythmus zurückzuführen, in dem die SNB ihre Zinsentscheidungen trifft. Andere Zentralbanken treten häufiger zusammen und haben die Möglichkeit, Zinsentscheide bei Bedarf rascher zu umzusetzen. Das könnte jetzt dazu führen, dass die SNB mit vergleichsweise hohen Zinsen dastehen und der Franken wieder unter Aufwertungsdruck gerät. SNB-Präsident Thomas Jordan hatte im Januar signalisiert, dass ein stärkerer Franken derzeit nicht im Interesse der Nationalbank liegt. 

Der Franken hat in diesem Jahr rund 4 Prozent gegenüber dem Euro verloren, ist aber immer noch 7 Prozent stärker als im Juni 2022. Damals begann die SNB, die Zinsen zu erhöhen. Bis Ende letzten Jahres hatte die SNB auch die Währung durch Devisenverkäufe gestützt, um die Schweiz vor der importierten Inflation zu schützen.

Mehrheit sieht keine SNB-Zinssenkung

Maxime Botteron, Ökonom bei der UBS, rechnet mit einer ersten Senkung im Juni. Er weist aber auch auf die tiefere Inflation im Februar auf 1,2 Prozent hin - die SNB erwartet für das erste Quartal 2024 im Schnitt 1,8 Prozent. «Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung in dieser Woche ist nicht gleich Null, weil der Preisdruck deutlich nachgelassen hat.»

Die Swap-Märkte preisen am Mittwoch mit einer 37-prozentige Wahrscheinlichkeit eine Zinssenkung am Donnerstag ein — mehr als noch Anfang der Woche, als der Wert bei 30 Prozent lag. Zief sieht im Falle eines Zinsschritts den Franken um etwa einen Prozent in Richtung von 90 Rappen pro Dollar und 97 Rappen pro Euro nachgeben. Dieses Niveau wurde zuletzt im letzten November getestet.

Dennoch gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass die SNB von einer Zinssenkung absehen wird. Von 23 von Bloomberg befragten Volkswirten erwarten nur fünf eine Senkung. Botteron von der UBS hält fest, dass das Schweizer Wachstum robust ist und es nicht die Währungsstärke ist, die die Auslandsnachfrage beeinträchtigt. «Mit einer Zinssenkung stimuliert man nicht die Auslandsnachfrage», sagte er.

Die Währungsstrategen von Barclays unter der Leitung von Themistoklis Fiotakis zeigen sich davon unbeeindruckt. Sie sind eine Long-Position im Pfund gegenüber dem Franken eingegangen, um sich für «eine erhebliche Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung» in dieser Woche zu positionieren.

Sebastian Petric, Leiter des Devisenresearch bei der LGT Bank Schweiz, rechnet ebenfalls mit einer Zinssenkung und sieht das Risiko eines Anstiegs des Euro gegenüber dem Franken, falls die SNB bei der Geldpolitik erneut vor der EZB umschwenken sollte.

Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank wird am Donnerstag, den 21. März um 09.30 Uhr kommuniziert. Die Pressekonferenz ab 10.00 Uhr gibt dann detaillierten Einblick über den Zinsentscheid. 

(Bloomberg/cash)