Er glaube seit vergangenem März daran, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen nun im September erhöhen werde. Die Wirtschaftsdaten, aufgrund deren die Fed wohl ihre Entscheidung fällen werde, zeigten nun alle auf diesen Zeitpunkt, sagt GAM-CEO Alexander Friedman im cash-Video-Interview.

Bei GAM, welche am Dienstag die Halbjahreszahlen bekannt gab, wirke sich ein Zinsschritt auf die insgesamt 170 Anlageprodukte unterschiedlich aus. Einen Dezember-Termin, den eine Reihe von Beobachtern für einen moderaten Zinsschritt der Fed voraussagt, hält der GAM-Chef ebenfalls für möglich. "Allerdings spielt es keine so grosse Rolle, ob dies nun im September oder Ende Jahr geschieht", sagt Friedman.

Aus Friedmans Sicht ist der erwarte Zinsschritt durch die US-Notenbank und ihre Chefin Janet Yellen gut kommuniziert worden. "Der Obligationenmarkt sollte keine ungewöhnliche Reaktion zeigen." Unvermeidlicherweise werde es aber sicher zu einer kurzfristigen Volatilität an den Finanzmärkten kommen, sagt Friedman. "Das wird einige Wochen dauern, vielleicht einen Monat. Aber das ist eigentlich gut für Manager für aktive Fonds, da es Streuung bei den Preisen geben wird."

Das Halbjahresresultat, das GAM vorgelegt hat, fällt derweil unter den Erwartungen aus. Die Frankenstärke bremste die Entwicklung der Erträge sowie der verwalteten Vermögen und belastete somit den Gewinn. Mit Kostensenkungsmassnahmen beziehungsweise einem Stellenabbau ergreift GAM Gegensteuer. Einziger Lichtblick im Ergebnis stellt der Zufluss neuer Kundengelder dar. An der Börse fiel die GAM-Aktie deutlich.

Friedmann verpasst GAM Schlankheitskur

Friedman stellt den geplanten Abbau von rund einem Siebtel der Stellen nicht in direkten Zusammenhang mit der Frankenproblematik, sondern verweist auf die laufenden Effizienzsteigerungsmassnahmen. Zudem setzt Friedman auf ein ehrgeiziges Wachstumsprogramm.

GAM habe in den vergangenen Jahren zuwenig Wachstum verzeichnet, sagt der CEO, vor knapp einem Jahr zur Finanzgruppe gestossen ist. Mit geeigneten Produkten und einem entsprechenden Vertrieb will das Fondshaus nun mehr Wachstum erreichen. "Wir müssen unsere Produktepalette vereinfachen, uns auf unsere Ressourcen fokussieren." Von der Zahl der aktuell 170 verschiedenen Anlagestrategien will Friedmann weggekommen. Einige sollen zusammengelegt werden.

Im Retail-Geschäft hat GAM im ersten Halbjahr Abflüsse gesehen. "Das Retail-Geschäft ist besonders empfindlich auf die Dynamik kurzfristiger Performance." Der grösste GAM-Fonds, der Absolute Return Bond Fund, habe Ende 2014 schwierige Zeiten erlebt. "Die Gruppe war contrarian eingestellt zu Zinsen in Europa, wir glaubten, dass die Duration short sein würde. Das war auch korrekt, und deswegen hat die Performance im Laufe von 2015 ziemlich angezogen." Es sei nun im Retail-Geschäft auch wieder zu Geldzuflüssen gekommen.

Mit dem Kauf des Immobilienfinanzierungssparte von Renshaw Bay in Grossbritannien hat GAM auch eine Erweiterung des Angebots ins Auge gefasst. Im cash-Video-Interview äussert sich Friedman auch zu den weiteren Akquisitionsabsichten des Fondsanbieters.

(Mit Material der Nachrichtenagentur AWP)