Sie sind erstens ein Risiko für Investoren. Und zweitens drohen sie die Effizienz des Kapitalmarktes auszuhebeln: Unternehmen, die an der Börse mehr oder weniger unprofitabel vor sich hinvegetieren, gemeinhin bekannt als "Zombies". Gemäss OECD-Definition sind das Unternehmen, die seit mindestens zehn Jahren existieren, doch in den letzten drei Jahren aus dem operativen Ergebnis heraus die Zinsen nicht zahlen konnten.
Und sie vermehren sich derzeit ungebremst, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Kearney zeigt. "Weltweit ist die Zahl der Zombies im letzten Jahr um zehn Prozent auf knapp 2000 Unternehmen gestiegen", sagt Studienautor und Kearney-Partner Christian Feldmann. Mit dem Ukraine-Krieg und der Inflation dürften dieses Jahr noch mehr dazukommen. Es drohe gar eine Pleitewelle.
Weltweit sieht Kearney einen Betrag von etwa 500 Milliarden US-Dollar fehlalloziert. Gelder, die "unter erheblichem Ausfallrisiko" stehen. Von den grossen Industrieländern haben laut Feldmann traditionell die USA den höchsten Stand an Zombie-Firmen.
Doch die Schweiz, die lange frei davon war, holt auf. Vergleicht man die Anzahl der Zombies pro tausend Unternehmen im Land, haben weder Deutschland, die USA noch China eine solche Wachstumsrate. "Gab es im Jahr 2010 hierzulande nur einen Zombie, sind es heute ein Dutzend", sagt Christof Ledermann, der bei Kearney für die Schweiz verantwortlich ist. "Es stellt sich die Frage, ob die Schweiz in der Pandemie mit Notkrediten fast zu viel gemacht hat." Anders gesagt: Es wurden Unternehmen über Wasser gehalten, die nun vor sich hinsiechen.
Betroffen sind laut Studie besonders Firmen mit einem Umsatz von weniger als 500 Millionen Franken in der Immobilien- und der Pharmabranche. Nur eines der betroffenen Unternehmen erzielt einen Umsatz von rund zwei Milliarden. Um welche Firmen es sich handelt, geben die Studienautoren nicht preis. Dass die Zombies oft im Immobilienbereich anzutreffen sind, hat mit den hohen Fremdfinanzierungen zu tun. Im Pharmabereich können hohe Forschungskosten und seltene Erfolge dazu führen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der "Bilanz" unter dem Titel: "The Walking Debt: Anzahl der Schweizer Zombie-Unternehmen steigt"