Mit einer Wette auf ein Comeback von Bankaktien ist es Leonard Cohen von Ginjer Asset Management im Jahr 2019 gelungen, den Markt deutlich zu überflügeln.

Sein 173 Millionen Euro schwerer Fonds Ginjer Actifs 360 schnitt in den vergangenen fünf Jahren besser ab als 98 Prozent seiner Konkurrenten. Nun will Cohen von einer Erholung einiger Industriebereiche profitieren, die von Ängsten zum Handelsausblick übertrieben abgestraft wurden. 

«Es gibt Lösungen, nichts ist in diesem Fall unumkehrbar, und wenn der Markt dies erkennt, kann die Erholung heftig ausfallen», sagte der Ginjer-CEO im Bloomberg-Interview. Und es müsse «nicht alles perfekt laufen, damit unsere Investments funktionieren. Es muss nur etwas weniger düster kommen als das, was der Markt während der Verkaufswelle erwartet.»

Cohen hat den Anteil von Bank- und Versicherungsaktien in seinem Portfolio auf rund 30 Prozent reduziert. Im Sommer 2024 lag er noch beim Hoch von 38 Prozent. Den Anteil von Industriewerten — darunter auch Automobilwerte — erhöhte er indessen von 25 Prozent auf 35 Prozent.

Er hat Rohstoffwerte sowie Aktien aus dem Gesundheits- und Konsumgüterbereich zugekauft, die an der Börse abgerutscht sind, mit der Sorge, dass die globalen Handelskonflikte die Weltwirtschaft in die Rezession drücken könnten.

Trumps Zoll-Ankündigung vor einem Monat hatte an den Aktienmärkten Chaos ausgelöst. Ein Barometer für den europäischen Automobilsektor brach im April um bis zu 13 Prozent ein. Ein Index regionaler Industrie- und Dienstleistungsaktien stürzte um 17 Prozent ab. Später erholten sich beide wieder.

Im angstbedingten Kursrutsch hat Cohen einzelne Marktbereiche identifiziert, die er für stark unterbewertet hält. Dies entspricht seiner Strategie, als er in Zeiten negativer Zinsen eine Übergewichtung von Bankaktien vornahm. Sie hielt er auch während der Pandemie bei und baute sie nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine weiter aus.

Was in den letzten fünf Jahren bei Finanzwerten der Fall gewesen sei, dürfte «nun bei den Industriewerten passieren», sagt Cohen. Er geht davon aus, dass die Angst vor einem Handelskrieg letztendlich nachlassen wird. Dahinter steht seine Erwartung, dass es auch dank der Konjunkturmassnahmen der Bundesregierung von Deutschland zu einer Erholung der europäischen Wirtschaft kommen wird.

(Bloomberg)