Bis am Donnerstag sah es am Schweizer Aktienmarkt so aus, als würde der seit Ende Januar bestehende Aufwärtstrend an Fahrt gewinnen und der starke Kursverlust von Anfang Jahr weiter vermindert werden. Doch die am Donnerstag publizierten Inflationsdaten für die USA holten auch die Investoren hierzulande zurück in die neue Zins-Realität.

Die Inflation in den USA hat zu Jahresbeginn das höchste Niveau seit 40 Jahren erreicht und befeuert damit Spekulationen über drastische Zinsschritte der Notenbank Fed. US-Notenbanker James Bullard, Chef des Fed-Ablegers in St. Louis, forderte daraufhin eine kräftige Zinsanhebung im Kampf gegen die Inflation. Und die US-Grossbank Goldman Sachs prognostiziert neu sieben statt fünf Zinserhöhungen für 2022.

Der Swiss Market Index (SMI) gewinnt trotz der Verluste vom Donnerstag und Freitag auf Wochensicht trotzdem 0,6 Prozent - erst die zweite Woche im neuen Jahr, wo der Leitindex mit einem Kursplus abschliesst. Seit Jahresbeginn hat sich das Minus auf 5,1 Prozent verringert.

Das grösste Kursplus im SMI verzeichnen die Aktien der Grossbank UBS (+4,5 Prozent). Der Titel hat seit der letztwöchigen Präsentation der Jahreszahlen neuen Rückenwind bekommen. Die starken Ergebnisse für das vierte Quartal veranlasste gleich mehrere Analysten ihre Kursziele für die Aktie anzuheben. Insbesondere die deutliche Steigerung der Rückflüsse an die Aktionäre (Dividende +35 Prozent und Verdoppelung des Aktienrückkaufprogramms) beeindruckten am Markt, kommentierte Vontobel-Analyst Andreas Venditti seine Kurszielerhöhung.

Auf dem zweiten Platz findet sich ABB (+ 3,3 Prozent) wider. Nachdem der Auftragseingang des letztwöchig präsentierten vierten Quartals über den Markterwartungen lag, gehen Analysten für das laufende Jahr von starkem organischem Wachstum aus. ABB gab zudem am Donnerstag anlässlich eines Kapitalmarkttages ein Update zur Division E-Mobility, welche bekanntlich noch im ersten Halbjahr 2022 an die Schweizer Börse gebracht werden soll.

Unter den dieswöchigen Gewinnern ist auch Zurich Insurance (+2,3 Prozent). Der Versicherungskonzern hat am Donnerstag ein Rekordgewinn vermeldet und zudem eine kräftige Dividendenerhöhung angekündigt. Dies kommt bei den Analysten gut an: Dem Versicherer sei es einmal mehr geglückt, die Erwartungen zu übertreffen, schreibt Analyst Michael Huttner von Berenberg. Zudem habe sich der Ausblick für 2022 auf die Volumen, die Preisbildung und die Margen verbessert. Die Aktie erachtet Huttner als sehr attraktiv bewertet.

Tops und Flops der Woche im SMI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Das SMI-Sorgenkind Credit Suisse (-4,7 Prozent) reiht sich am unteren Ende der Fahnenstange ein. Nach den enttäuschenden Ergebnissen der Grossbank zum Schlussquartal und den sehr zurückhaltenden Prognosen für das neue Jahr vom Donnerstag haben zahlreiche Analysten ihre Erwartungen zurückgeschraubt und die Kursziele für die CS-Aktie teils kräftig gesenkt. Die Restrukturierungen bei der CS dürften noch in den nächsten ein bis zwei Jahren auf den Kapitalrenditen der Grossbank lasten, glaubt beispielsweise UBS-Experte Daniele Brupbacher.

Auch die Aktien des SMI-Schwergewichts Nestlé (-0,5 Prozent) verlieren in der endenden Börsenwoche weiter an Boden. Seit Jahresbeginn hat der Titel bereits 6,8 Prozent verloren. Obwohl Nestlé über die zweite Handelslinie tagtäglich für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag eigene Aktien zurückkauft, zeigt die Kursentwicklung seit dem Rekordhoch von Anfang Januar bei knapp 130 Franken nach unten. Daher erhalten die am nächsten Donnerstag anfallenden Jahreszahlen umso mehr Gewicht, sind die Erwartungen an den Nahrungsmittelkonzern aus Vevey doch ziemlich hoch.

Der breite Markt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) gewinnt 0,5 Prozent. Die Schweizerische Nationalbank SNB führt mit einem Kursplus von 22,2 Prozent das Gewinnerfeld an. Die erhöhte Nachfrage ist wahrscheinlich der Verunsicherung der Anlegerinnen und Anleger aufgrund der Zinsspekulation und des damit einhergehenden Börsenrückgangs geschuldet. Die SNB wird – wie der Franken, den sie herausgibt – als Ort der Sicherheit empfunden. Da das Handelsvolumen der SNB-Aktie traditionell dünn ist, braucht es verhältnismässig wenig Einsatz, um den Kurs zu bewegen.

Fundierter ist hingegen der Kursanstieg bei AMS Osram (+14,0 Prozent). Die Aktien des Sensorenherstellers haben seit der Vorlage der Geschäftszahlen am Dienstag stark an Wert gewonnen. Nicht nur beim Umsatz, sondern auch mit dem bereinigten Betriebsergebnis hat AMS Osram im vierten Quartal 2021 die Vorgaben der Analysten übertroffen. Ob dieser Kursanstieg nachhaltig ist, muss sich aber erst noch zeigen. Analysten sehen auch 2022 einen weiter bestehenden Gegenwind durch die jüngsten Auftragsverluste bei Apple. Zudem wird die Portfoliostruktur des Unternehmens bemängelt.

Tops und Flops der Woche im SPI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Dass die Präsentation der Jahreszahlen wie bei der Credit Suisse auch eine Bewegung in die andere Richtung auslösen können, zeigten diese Woche Aluflexpack (-18,3 Prozent) und Idorsia (-9,2 Prozent). Der Verpackungsspezialist rechnet wegen gestiegener Kosten für wichtige Inputmaterialien und Energie für 2022 mit negativen Auswirkungen auf die Profitabilität. Beim Biotechunternehmen rechnen Analysten damit, dass sich dieses in den nächsten zwölf Monaten zusätzliche Mittel beschaffen muss.

Zu den dieswöchigen Verlierern gehören einmal mehr die Aktien von Meyer Burger (-6,9 Prozent). Seit Jahresbeginn hat der Titel bereits gut 21 Prozent verloren. Das Unternehmen wandelt sich gerade von einem Solarequipment-Hersteller zu einem Produzenten von PV-Modulen und Zellen. Wie gut diese Transformation wirklich gelingt, wird wohl erst die Publikation der Jahresergebnisse am 24. März zeigen.

ManuelBoeck
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